Ein Wochenende in Bremerhaven
Freitag
Wir erreichen Bremerhaven an einem Freitagnachmittag anfang November. Die "Havenwelten" haben uns angelockt, jenes neue Viertel, für das die Stadt in den vergangenen Jahren sehr viel investiert und mit dem sie den Sprung zur bedeutenden Seestadt schaffen will. Eine moderner Skyline und preisgekrönten Museen prägen das Bild dieser neuen Welt.
-> Blick auf die Havencity
Auf Anhieb fällt uns das "Atlantic Hotel Sail City" auf. Zum einem ist es mit insgesamt über 140 Meter das höchste Gebäude an der deutschen Nordseeküste. Zum anderen erinnert es optisch an das berühmte Hotel "Burj al Arab" in Dubai.
-> Eyecatcher: Das "Atlantic Hotel Sail City"
Uns interessiert die Aussichtsplattform, die sich auf dem 20ten Stock befindet. Diese ist öffentlich zugängig und gegen einen Eintritt von zurzeit 3,- Euro pro Person fahren wir mit dem Fahrstuhl hoch auf die in 86 Meter über den Meeresspiegel befindliche Terrasse. Von hier aus, so haben wir gelesen, haben Besucher eine Weitsicht auf die Nordseeküste von mehr als 30 Kilometern. Gute Rahmenbedingungen natürlich vorausgesetzt. Aber da geht noch mehr: über eine Treppenanlage steigen wir hinauf auf die "Salinge". Dies sind zwei Plattformen aus Metall, deren Form einem Segelschiff nachgebildet ist. Bläst der Wind zu stark, wird diese geschlossen. Auch mehr als 199 Besucher dürfen sich nicht hier oben aufhalten.
Heute aber stellen weder Wind noch zu großer Besucherandrang ein Problem dar. Eher schon das trotz der Sonne etwas trübeWetter, das leider nicht die mögliche Weitsicht zulässt. Aber auch so sind wir sehr zufrieden mit dem, was wir von hier erkennen können. Daher halten wir uns eine ganze Weile hier oben auf und genießen die Ausblicke.
-> Aussicht von der Besucherplattform des "Sail City"
-> Aussicht von der Besucherplattform des "Sail City"
Irgendwann haben wir aber genug gesehen. Mit dem Fahrstuhl fahren wir wieder hinab. Die "Eintritts"-karte benötigen wir auch beim "Austritt". Ohne sie kommt der Besucher nicht durch das Drehkreuz, durch das er hinaus ins Freie gelangen kann. Zum Glück haben wir unsere noch griffbereit.
Da es für das Abendessen noch etwas zu früh ist, bummeln wir ein wenig über den Weserdeich. Bei dem guten Wetter heute macht das richtig Spaß. Hier ist die Weser ja fast schon Nordsee und so sehen wir jede Menge Schiffe, die teilweise träge auf dem Wasser schaukeln, teilweise die Weser hinauf oder hinab fahren. Sitzbänke laden zur Pause ein, aber wir haben Spaß am gehen und sind mit Hin- und Rückweg fast eine Stunde lang unterwegs.
-> Deichspaziergang
-> Deichspaziergang
-> Deichspaziergang
Es ist Zeit für das Abendessen. Das wollen wir im "Mediteraneo", einem rund 9.000 qm großen Zentrum mit mediterranem Flair. Hier finden wir Geschäfte, Restaurants, einen großen Marktplatz, Wasserspiele... kurz gesagt, all das, was wir Nordeuropäer unter "La dolce vita" verstehen. Wir entscheiden uns für eine der dortigen Pizzerien. Allerdings war das nicht die beste Idee. Innen ist von "Stimmung wie am Mittelmeer" nicht mehr viel zu spüren, da ist eher nüchterne Funktionalität angesagt. Und außerdem, viel wichtiger, sind die bestellten Pizza und Pasta auch nicht gerade eine kulinarische Offenbarung.
-> Das Mediteraneo: "La dolce vita" an der Nordseeküste
-> Das Mediteraneo: Markplatz mit Brunnen
-> Das Mediteraneo: Shoppingmeile
Aber wir wollen den Tag nicht mit einem Grummel ausklingen lassen. Stattdessen bummeln wir noch ein wenig durch Museumshafen. Es ist zwar schon dunkel, aber einige der alten Boote sind nett beleuchtet, wie die Bark "Seute Deern" oder das U-Boot aus dem 2. Weltkrieg, die "Wilhelm Bauer". So lassen wir unseren ersten Tag in Bremerhaven entspannt ausklingen.
-> Abendstimmung im Museumshafen
-> Abendstimmung im Museumshafen
Samstag
Nach einem sehr guten Frühstück machen wir uns auf zum "Klimahaus Bremerhaven
8º Ost". So lautet der vollständige Name einer Ausstellung, die uns rund um die Welt führen wird. Schon von außen ist das Klimahaus eine imposante Erscheinung. Das Gebäude aus Glas, Stahl und Aluminium beherbergt eine Ausstellungsfläche von rund 11.000 qm. Geöffnet ist es heute ab 10:00 Uhr und wir stehen pünktlich an der Kasse, kaufen Eintrittskarten und begeben uns dann auf die Reise durch neun Orte auf fünf Kontinenten.
-> Das Klimahaus, ein "Liebesbrief an den Planeten" (Sir Bob Geldof)
Bremerhaven liegt auf dem achten östlichen Längengrad und unser Rundgang führt uns entlang diesem Längengrad einmal um die Welt. Die einzelnen Stationen sind
- Isenthal, Schweiz
- Seneghe, Sardinien
- Kanak, Niger
- Ikenge, Kamerun
- Königin-Maud-Land, Antarktis
- Satitoa, Samoa
- Gambell, Alaska
- Hallig Langeneß, Deutschland
- Bremerhaven
An diesen neun Stationen wird das Klima vor Ort nachgestellt und gezeigt, wie die Menschen dort leben. So schwitzen wir in Samoa, frieren in Alaska, laufen in Kamerun durch den tropischen Regenwald und kämpfen auf der Hallig Langeneß mit überschwemmungen.
Insbesondere die für uns "exotischen" Orte wie Satitoa gefallen uns richtig gut. Die Rundreise durch die Klimazonen ist recht kurzweilig. Das Tempo, mit dem man hier durchgeht, kann jeder selbst bestimmen. Ungefähr in der Mitte der Reise gibt es einen Abzweig in das Restaurant des Klimahauses, von wo aus man nach einer Pause den Rundgang wieder aufnehmen kann.
-> Rundgang durch das Klimahaus
-> Rundgang durch das Klimahaus
-> Rundgang durch das Klimahaus
-> Rundgang durch das Klimahaus
Natürlich nimmt der Bereich "Reise" den mit Abstand größten Raum im Klimahaus ein. Aber es gibt darüber hinaus noch drei weitere Ausstellungsbereiche. Bei den "Elementen" können Experimente zu Feuer, Wasser, Erde und Luft durchgeführt werden. Bei den "Perspektiven" geht es um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unseres Klimas. Und bei den "Chancen" schließlich wird aufgezeigt, was jeder einzelne von uns zum Klimaschutz beitragen kann.
Wir sind bis fast 13:30 Uhr im Klimahaus und verlassen es voller Eindrücke. Sehr abwechslungsreich und informativ fanden wir die Ausstellung, ein Besuch, der sich gelohnt hat.
Eine Hafenrundfahrt mit dem Hafenbus
Wir haben noch ein wenig Zeit und genießen im direkt nebenan gelegenen "Mediteraneo" ein Eis, bevor wir ab 14:00 Uhr eine Hafenrundfahrt machen. Aber nicht mit dem Schiff, sondern mit dem Hafenbus. Diese Rundfahrt ist hier in Bremerhaven sehr beliebt, daher haben wir uns die Tickets dafür bereits heute Morgen vor dem Besuch des Klimahauses in der Touristeninformation besorgt. Es gibt verschiedene Haltestellen, wir steigen am "Zoo am Meer" zu, da dieser Stopp ganz in der Nähe vom "Mediteraneo" liegt.
Die Rundfahrt führt uns im Doppeldecker-Bus durch den überseehäfenbereich, über das Container-Terminal und zum Auto-Terminal. Während der rund zweistündigen Fahrt bekommen wir jede Menge Informationen, und am Ende der Tour ist uns klar, dass der Hafen sowohl wirtschaftlich als auch kulturell und touristisch ein extrem wichtiger Faktor für Bremerhaven ist.
-> Hafenrundfahrt mit dem Bus
Auf dem Rückweg steigen wir nicht an der Haltestelle "Zoo am Meer" aus, sondern bereits eine Station früher mitten in der Innenstadt. Wir wollen ein wenig durch die Fußgängerzone bummeln. Das wenig gute Wetter allerdings lässt uns recht bald in das "Columbus-Center" flüchten. Das ist ein recht großer Gebäudekomplex, der die Bremerhavener Fußgängerzone von den Havenwelten trennt. Darin befindet sich ein Einkaufszentrum, durch das wir nun schlendern. Aber es ist sehr voll hier und so wirklich Spaß macht uns das nicht. Daher beschließen wir, den Rest des Tages im "Mediteraneo" zu verbringen. Wir schlendern durch die kleinen Geschäfte und Boutiquen, die es hier gibt. Später, als es Zeit für das Abendessen wird, wählen wir ein anderes Restaurant aus als gestern, aber auch das überzeugt uns nicht wirklich. Optisch ist dieses "Mediteraneo" sowohl von innen als auch von außen recht nett. Schade, dass die Restaurationen nicht das halten, was der Eindruck verspricht. Trotzdem beschließen wir gut gelaunt den Tag. Sowohl Klimahaus als auch die Hafenrundfahrt haben uns gut gefallen.
Sonntag
Heute Nachmittag werden wir Bremerhaven wieder verlassen. Aber davor wollen wir uns noch das Auswanderer-Museum ansehen. Das nennt sich selbst "das größte Erlebnismuseum des Kontinents zum Thema Auswanderung" und befindet sich ebenfalls in den "Havenwelten", und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft des Klimahauses.
-> Denkmal für die Auswanderer
-> Das Auswanderermuseum
Zwischen 1830 und 1974 traten mehr als 7 Millionen Menschen von Bremerhaven aus ihren Weg in die USA, nach Kanada, Brasilien, Argentinien und Australien an. Per Schiff suchten Sie in den neuen Welten ihr Glück. Im Auswandererhaus werden einzelne Schicksale in lebensgroßer Kulisse dokumentiert. So finden wir uns an einem Kai wieder, sehen Abschiedsszenen, gehen die Gangway eines Schiffes hinauf, erleben die überfahrt in der dritten Klasse, erreichen schließlich Ellis Island/New York und werden von der dortigen Einwanderungsbehörde auf unsere Gesinnung und Gesundheit überprüft.
An der Kasse habe ich die "Identität" von Richard Morgner bekommen, einem jungen Mann, der mit seiner Frau von Bremerhaven aus nach New York gefahren ist. Unterwegs treffe ich immer wieder auf seine Spuren, verfolge sie, bis er schließlich in den USA ankommt und dort sein erhofftes neues Leben führen kann. So wie ich bekommt jeder Besucher eine Person, der er folgen kann. Eine wirklich gute Idee. Diese bunte Mischung aus interessanten Fakten und bewegenden Einzelschicksalen finde ich äußerst spannend und interessant.
-> Rundgang durch das Auswanderermuseum
-> Rundgang durch das Auswanderermuseum
-> Rundgang durch das Auswanderermuseum
-> Rundgang durch das Auswanderermuseum
Mit der Ankunft in Ellis Island ist die Ausstellung aber noch nicht zu Ende. Es gibt auch, allerdings deutlich kleiner und weniger aufwendig, einen Weg genau anders herum, also den von Migranten aus aller Welt, die nach Deutschland gekommen sind. Außerdem wird auch die Möglichkeit geboten, Recherchen anzustellen, ob eigene Vorfahren vielleicht einst ausgewandert sind. Für mich allerdings ist das weniger interessant, die Reise von Bremerhaven nach New York war für mich sozusagen der "Top-Act" :o)
Nachdem wir den Weg von Ellis Island wieder zurück nach Bremerhaven gefunden haben, setzen wir uns in das kleine Cafe im Auswandererhaus und stärken uns mit Kaffee bzw. Tee und Kuchen. Eigentlich ist es noch recht früh, wir haben also Zeit und überlegen, wie wir die hier in Bremerhaven nutzen können. Da es draußen trocken ist, entschließen wir uns, dem "Zoo am Meer" einen Besuch abzustatten. Der befindet sich auch in den "Havenwelten", also in unmittelbarer Nähe.
-> Bremerhaven Zoo am Meer
Die Lage des Zoos ist schon mal prima, direkt am Deich mit Blick auf das Meer. Leuchtturm und Möwengeschrei inklusive. Schwerpunkt sind Wassertiere und nordische Tiere. Bei den Wasseranlagen besteht oft die Möglichkeit, durch Unterwasserscheiben die Tiere auch beim tauchen und schwimmen beobachten zu können. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Affen sind hier genauso zu finden wie Waschbären, Schlangen oder Chamäleons.
Aber ehrlich gesagt, haben die Kinder hier wesentlich mehr Spaß als ich. Ich finde die Anlage recht klein, auch die Gehege sind meiner Meinung nach nicht allzu groß. Aber so ist das wohl in Zoos und Tierparks. Zwischen Faszination und Mitleid schwanken auch meine Gefühle, wenn ich den Eisbären durch sein Revier stromern sehe. Das ist zwar nicht unbedingt mickrig, aber glücklich scheint der mir auch nicht zu sein.
-> Bremerhaven Zoo am Meer
-> Bremerhaven Zoo am Meer
-> Bremerhaven Zoo am Meer
-> Bremerhaven Zoo am Meer
Ungefähr eine Stunde verbringen wir hier, trinken anschließend noch einen Kakao im Zoorestaurant. Dann heißt es für uns "es ist Zeit zu gehen". Oder besser "zu fahren". Bremerhaven und seine "Havenwelten" haben mir gut gefallen. Klima- und Auswandererhaus sind gute Gründe, die Stadt zu besuchen.
Und wenn dann noch die Restaurationen im "Mediteraneo" besser werden, komme ich vielleicht sogar noch einmal wieder... :o)
Ein Link für alles: www.havenwelten.de.
Auf dieser Webseite findest Du Informationen zu allen Themen rund um die "Havenwelten" in Bremerhaven. Und auch weiterführende Links. Einfach mal klicken.
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