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Geschichten & Bilder aus der Kurve     

Motorradtour Südnorwegen

 Tag 1 

Mit einem Schlag bin ich hellwach. Unsere Fähre hat sich aus den Wellen erhoben und fällt nun mit einem lauten Knall auf das Wasser zurück. Sie schlingert und schaukelt, neigt sich nach rechts und nach links, nach oben und nach unten. Einige der Passagiere schreien erschrocken auf, kleine Kinder weinen, Geschirr zerschellt auf dem Boden.

Die Überfahrt von Hirtshalts in Dänemark nach Kristiansand im Süden von Norwegen scheint lustig zu werden ...

Dabei hatte ich mich auf ein wenig Schlaf gefreut. Gestern Abend sind wir zu Hause gestartet. Die Motorräder hatten wir hinter einem PKW auf einen Anhänger verladen und waren die ganze Nacht hindurch Richtung Norden gefahren. Wir hatten uns am Steuer abgewechselt und versucht, in den Zeiten dazwischen ein wenig Schlaf zu finden.
Heute Morgen sind wir in Hirtshalts angekommen. Dort haben wir die Motorräder abgeladen, das Auto samt Hänger auf einen Campingplatz abgestellt und sind anschließend auf unseren Maschinen zum Hafen gefahren. Dort haben wir bei der "Fjordline" eingecheckt für die Fähre hinüber nach Kristiansand. Und eigentlich ist nun während der Überfahrt schlafen angesagt. Wäre da nicht dieser kräftige Wind, der unser Schiff immer wieder durchschüttelt. Wenn ich mich hier so umsehe, dann weiß ich nun immerhin, was es bedeutete, "ganz grün im Gesicht" zu sein. Menschen, die unter Seekrankheit leiden, haben hier definitiv keinen Spaß. Zum Glück habe ich damit keine Probleme.


-> Vorfreude: Am Schiffsanleger in Hirtshalts, Dänemark.


-> Wir "fliegen" über das Wasser: Auf dem Weg nach Kristiansand.


-> Kurz vor Kristiansand sind wir wieder in ruhigen Gewässern.

Gegen 14:45 Uhr und somit mehr als dreißig Minuten verspätet erreichen wir schließlich Norwegen. Die Erleichterung, im sicheren Hafen angekommen zu sein, ist bei den meisten regelrecht greifbar. Wir schließen uns den Menschen an, die auf das Autodeck und zu ihren Fahrzeugen strömen. Und kurz darauf rollen wir auch schon vom Schiff hinunter auf norwegischen Boden.

Als erstes fahren wir in die Innenstadt von Kristiansand. Nein, besichtigen wollen wir den Ort nicht. Wir suchen lediglich einen Geldautomat, um uns mit norwegischen Kronen zu versorgen. Hier in der Stadt ist es fast ganz windstill, die Sonne scheint hell und warm vom blauen Himmel und wir sind in unserer Motorradkluft froh, nach erfolgreicher Geldabhebung wieder aufsitzen und fahren zu können. Nichts wie raus aus der Stadt, lautet unsere Parole.

Wir wollen heute noch nach Lindesnes, dem südlichsten Punkt in Norwegen. Dazu verlassen wir Kristiansand, folgen der E39 in westlicher Richtung, bis wir direkt hinter dem örtchen Veggjeland auf die Landstrasse 460 wechseln und Richtung Süden hinunter zur Küste fahren. Eine schöne Gegend ist das hier, man könnte fast sagen, Norwegen "en miniature". Wenn der ganze Urlaub ein so entspanntes fahren bei schönem Wetter wird wie hier und jetzt, dann werden wir eine Klasse Zeit haben.

Bald darauf erreichen wir einen kleinen Parkplatz, von dem aus wir uns zu Fuß aufmachen zum "Lindenes Fry". Das ist der älteste Leuchtturm Norwegens und der steht gleichzeitig am südlichsten Punkt des Landes. Zwei Superlative also. Das ist wohl auch der Grund, warum die Norweger Eintritt verlangen. Allerdings nur solange, wie der ebenfalls hier errichtete Souvenirshop geöffnet hat. Davor und danach können die Touristen kostenlos hier durchgehen. Heute hat der kleine Laden bis 17:00 Uhr geöffnet und da wir erst um kurz nach fünf hier ankommen, gehen wir mit einem breiten Grinsen an Shop und Schranke vorbei, folgen einem kleinem Pfad zwischen riesigen Findlingen hinauf und stehen bald darauf vor dem bei Norwegenurlaubern so beliebten Leuchtturm. Jetzt erst einmal tief Luft holen und dann die Aussicht genießen.


-> Am Leuchtturm von Lindenes: Erst kraxeln, ...


-> ... dann gucken.


-> Kann sich sehen lassen: Aussicht am Leuchtturm von Lindenes.


-> Lindenes, ältester Leuchtturm Norwegens und gleichzeitig südlichster Punkt des Landes.


-> Blick hinunter auf den kleinen Parkplatz.

Hier sind wir also am südlichsten Punkt Norwegens. Bis zum Nordkapp, also dem nördlichen Pendant, sind es exakt 2.518 Kilometer.
Woher ich das weiß? Na ganz einfach, das steht doch da :o)


-> Wer von hier zum Nordkapp will, weiß nun, wo es lang geht.

Wir haben genug gesehen, genügend Fotos gemacht und starten unsere Maschinen. Ein paar Kilometer wollen wir heute noch fahren, bevor wir uns eine Unterkunft für die Nacht suchen. Wir haben uns gegen das zelten entschieden, wollen stattdessen unterwegs in Hütten übernachten. Ob auf dem Campingplatz, Privat oder auf der grünen Wiese ist uns dabei egal. Schon mehrmals waren wir in Skandinavien, dabei auch in Norwegen und haben immer problemlos eine übernachtungsmöglichkeit gefunden. Und so machen wir uns gegen 18:00 Uhr optimistisch auf den Weg und achten dabei auch immer auf Hinweise zu Übernachtungsmöglichkeiten. Allerdings ist heute alles anders als sonst. Die Hütten, an denen wir vorbei kommen, sind fast alle noch geschlossen. Einige wenige, die geöffnet haben, werden noch vom Winterschlaf befreit, sprich restauriert bzw. renoviert und daher noch nicht vermietet. Eine Vermieterin weist uns nach einem Blick auf unsere Motorräder mit dem Hinweis ab, dass sie ausgebucht sei. So langsam wird es knapp für uns. Wir fahren und fahren, haben aber um neun Uhr immer noch keine Bleibe gefunden. In Moi fahren wir an einem Motel vorbei. Kurz beratschlagen wir uns, dann fragen wir dort nach einem Zimmer. 1.190 NOK kostet das für uns drei, inklusive Frühstück. Nein, das wollen wir nicht. Oder doch? Mittlerweile ist es fast halb zehn, in der letzten halbe Stunde sind wir an keiner Hütte mehr vorbei gekommen. Schließlich entscheiden wir uns, nehmen das angebotene 3-Bett-Zimmer. Wir laden unsere Sachen ab, duschen und essen, was unsere mitgebrachte Verpflegung hergibt. Dann fallen wir ins Bett.

Und hoffen, dass es Morgen besser klappt mit der Unterkunftssuche... ;-)


-> Das Motel in Moi. Ganz rechts unten ist unser Zimmer.

 Tag 2 

Ich werde wach und höre ein "komisches" Geräusch von draußen.
"Nein, das kann nicht sein!" geht es mir durch den Kopf.
Markus ist ebenfalls aufgewacht, schiebt den Vorhang am Fenster zur Seite und verkündet nach einem Blick nach draußen:
"Es regnet".
"Kann also doch sein" denke ich bei mir. Eigentlich wollte ich das prasseln des Regens auf das Vordach nicht wahrhaben. Aber ein Blick nach draußen bringt Gewissheit. Gestern war der Himmel noch strahlend blau, heute hängen die Wolken tief und grau über der Landschaft und lassen den Regen in Strömen auf die Erde regnen. Auf dem Platz vor dem Fenster haben sich bereits große Pfützen gebildet, in denen man das aufprallen der Regentropfen gut beobachten kann.

Schön ist was anderes...

Das Aufstehen macht also nicht wirklich Spaß, aber es nützt ja nichts. Nach der Dusche sind Wetter und Laune auch nicht besser. Also gehen wir erst einmal frühstücken. Und das ist gar nicht so schlecht. Ungewöhnlich für uns sind zwar die drei Sorten Fisch, die gleich am frühen Morgen am Buffet liegen. Die Norweger haben anscheinend andere Frühstücksgewohnheiten als wir. Aber auch alles andere, "normale", ist ausreichend vorhanden. Und so lassen wir uns unser erstes Frühstück in Norwegen in diesem Urlaub schmecken. Und da der Regen nicht weniger wird, dauert es sogar ein wenig länger als sonst. Außer uns sind noch fünf schwedische Handwerker hier im Speiseraum, die sich lautstark unterhalten. Ansonsten ist kein anderer Gast zu sehen.

Irgendwann haben wir genug gefrühstückt. Es hilft ja auch nichts, wir wollen schließlich weiter. Wir gehen auf unserer Zimmer, packen unsere Sachen zusammen. Gut, dass wir unsere Motorräder gestern Abend noch unter ein kleines Dach geschoben haben. So können wir jetzt das Gepäck im trockenen auf den Maschinen befestigen.


-> An der Rückseite des Motels können wir unsere Maschinen im trockenen beladen.

Schließlich machen wir uns auf den Weg. Wir sind gestern ganz bewusst auf der "E39" unterwegs gewesen in der Hoffnung, entlang dieser etwas größeren Straße auch Hütten zu finden. Jetzt fahren wir im strömenden Regen Richtung Westen bis kurz vor Sandnes, dort biegen wir auf die kleinere "13" Richtung Norden. Spaß macht das fahren bei diesem Wetter nicht, aber wir wollen weiter hinauf in den Norden. Der Geirangerfjord sowie Trollstigen und weiter die Atlantikstraße sind die anvisierten Ziele unserer diesjährigen Tour. Und so rollen wir durch das monotone grau um uns herum, das prasseln des Regens auf unsere Helme als "Begleitmusik" immer dabei. Einen kleinen Stopp machen wir in Lauvik, wo wir auf die Fähre hinüber nach Oanes warten müssen. Hier am Fähranleger ist es erstaunlich voll. Ich habe keine Ahnung, warum an einem verregneten Sonntagvormittag so viele Norweger unterwegs sind.


-> Warten auf die Fähre. Aber wo wollen all die Norweger hin?

Wir fahren weiter auf der "13" bis nach Ardal. Dort machen wir an einer Tankstelle eine Pause. Aus dem Shop, der hier gleichzeitig mit betrieben wird, holen wir uns etwas Warmes zu trinken und plündern dann unsere mitgebrachten Vorräte an Obst und Kekse. Immerhin stehen wir hier unter einem großen Vordach im Trockenen.

Leider hat der Regengott kein Einsehen mit uns: Es regnet immer weiter, mal mehr, mal weniger. Wir machen uns bald darauf auf, weiter der "13" Richtung Norden zu folgen. Die nächste Pause ist dann in Hjelmeland, wo wir auf die Fähre hinüber nach Ombo und von dort weiter nach Nesvik warten. Der Regen ist momentan nur noch ein leichtes Tröpfeln und ich hole den Fotoapparat aus dem Tankrucksack, um die Ankunft der Fähre zu fotografieren.


-> In Hjelmeland müssen wir nur kurz auf die Fähre hinüber auf die Insel Ombo warten.

Aber auch die mit uns hier wartenden Autos sind ein Blick wert. "Rent A Wreck" steht auf einem, und ich bin mir ganz und gar nicht sicher, ob das ein guter Werbeslogan ist.


-> Zeit für Kurioses bleibt trotzdem.

Kurz darauf rollen wir auf das kleine Schiff und sind froh, uns unterstellen zu können, denn während der Überfahrt beginnt es wieder stärker zu regnen. Hier stehen wir zumindest im trockenen.


-> Wir stehen im trockenen, auch wenn es hier nicht danach aussieht.

Von Nesvik aus folgen wir weiter der "13". Diese Straße ist heute an diesem recht ereignislosen Tag unser Dauerbegleiter. Kurz vor dem örtchen Sand haben wir die Nase dann endgültig voll von dem Dauerregen. Ein kleines Schild weist uns den Weg über die Straße "46" hin zu einer Reihe von Hütten am Ortsrand. Rechts der Straße stehen die Campingwagen, links die Holzhäuser. Diese sind zwar einfach, haben aber eine Heizung, eine Kochgelegenheit und sind mit 280 NOK außerdem recht günstig. Und nach fast 250 Regenkilometer, die wir heute hinter uns gebracht haben, wollen wir auch einfach nur noch ankommen.


-> Unsere Hütte in Sand.

Hier quartieren wir uns ein, hängen unsere nassen Sachen zum trocknen auf und machen uns dann daran, unser Abendessen zu kochen. Später, als der Regen dann tatsächlich aufhört, gehen wir ein paar Schritte in Richtung des nahegelegenen Ortes. Aber kaum sind wir fünf Minuten unterwegs, als es schon wieder anfängt zu tropfen und wir entnervt umdrehen. Bis wir die Hütte erreicht haben, ist aus den einzelnen Regentropfen schon wieder ein starker Regen geworden. Heute ist definitiv nicht unser Tag. Daher verbringen wir den Rest des Tages in unserer Hütte, planen die Route für Morgen und sehen den Regenwolken zu, wie sie immer wieder aufs Neue an uns vorbei ziehen.


-> Hinter dem Nebel sind noch mehr Berge versteckt.

Die Hütten rechts und links von uns werden nach und nach ebenfalls vermietet, aber niemand mag bei dem Wetter draußen stehen und sich unterhalten. So bleibt es bei einem simplen "Hallo" an die Neuankömmlinge, die sich vor dem schlechten Wetter auch gleich in ihren Hütten in Sicherheit bringen.

Wir hoffen auf Morgen. Trocken soll es doch bitteschön werden und ganz ehrlich: Gegen ein paar Sonnenstrahlen hätten wir auch nichts einzuwenden!

 Tag 3 

Natürlich geht am Morgen unser erster Blick nach draußen. Leider ist die Aussicht aber auch nicht besser als gestern Abend. Die Straße ist nass, in den Pfützen plätschern die Regentropfen, dazwischen spiegeln sich die Wolken, die tief über die uns umgebenen Bergen hängen.

Aufstehen?
Muss das sein???

Ja, es muss. Schließlich wollen wir noch ein wenig weiter hinauf Richtung Norden. Also spulen wir das Alltags-Morgenprogramm eines Motorrad-Reisenden ab: Duschen, frühstücken, Sachen packen und Maschinen beladen. Und in einem günstigen Moment mit wenig Regen sitzen wir auf und starten in den Tag.


-> Start in Sand. Das Wetter ist nicht ganz so toll.

Kurz fahren wir auf der 46 zurück Richtung Osten, bis wir wieder auf die 13 treffen, die uns wie eine gute, alte Bekannte begrüßt. Mit einem heftigen Regenguss nämlich :o(

Wir folgen ihr trotzdem, fahren in Richtung Norden und erleben zunächst eine wahre Tunnelorgie: Von unter hundert Meter bis mehrere Kilometer Länge ist alles dabei. Zwischendurch aber haben wir teilweise wunderschöne Aussichten auf Berge, Seen und Flüsse. Schade, dass das Wetter nicht besser ist, denn hier ist es landschaftlich sehr nett und auch die Straße hält einiges an Fahrspaß bereit. Wir fahren vorbei an Orten wie Nesflaten und Botnen bis nach Hara. Dort trifft "unsere" 13 auf die E134, verschmilzt mit ihr, so dass wir ab nun einer Europastraße folgen. Die Folge wird uns recht bald klar, denn wir durchqueren den "Röldalstunnel", den mit 4657 Meter bisher längsten Tunnel auf unserer Tour. Wobei es hier in Norwegen noch viel längere gibt. Momentan sehe ich diese langen Tunnel mit einer Mischung aus Erleichterung, dem Regen für ein paar Minuten zu entkommen auf der einen Seite und Unzufriedenheit über schlechte Sicht und muffige Luft auf der anderen. So oder so, ich bin froh, als wir den Röldalstunnel wieder verlassen. Auch wenn mir der Regen sofort wieder gegen das Visier klatscht.

Kurz vor Skare teilt sich unsere Straße: Richtung Norden wird sie wieder zu unsere 13. Wir aber fahren für ein paar Kilometer Richtung Süden, bleiben somit auf der E134. Wir wollen nämlich zum Langfossen. Das ist ein Wasserfall, der mit seiner Fallhöhe von 612 Metern zu den höchsten der Erde zählt. Aber ausgerechnet jetzt wird der Regen immer stärker. Keine Chance, der Fotoapparat heraus zu holen. Wobei der Langfossen bei diesem schlechten Wetter sowieso nicht gerade ein schönes Motiv abgibt. In einiger Entfernung des Wasserfalles bleiben wir an einer überdachten Bushaltestelle stehen und machen von dort aus einige Bilder. Aber so richtig imposant, wie es sich eigentlich für einen der höchsten Wasserfällen der Welt gehören sollte, wirkt der Langfossen von hier aus nicht.


-> Wir stehen im trockenen, die Motorräder nicht..


-> Blick auf den Langfossen, einem der höchsten Wasserfällen der Welt.

Wir haben jedoch die Befürchtung, dass wir nicht genug Urlaub haben, um hier auf besseres Wetter zu warten. Daher fahren wir ein Stück unseres Wegs zurück und biegen kurz vor Skare dann auf die 13 Richtung Norden. Nächster Zwischenstopp ist kurz darauf der Wasserfall "Lätefossen", ein Zwillingswasserfall mit einer Gesamtfallhöhe von 165 Meter. Der steht direkt an der Straße und durch seine Gischt müssen alle durch, die hier entlang fahren.


-> Unser Weg führt direkt am Lätefossen vorbei.

Mittlerweile hat der Regen tatsächlich aufgehört. Wir nutzen das, um hier ein wenig umher zulaufen und den schön anzusehenden Wasserfall aus allen möglichen Perspektiven zu fotografieren. Es ist zwar nicht der höchste Wasserfall, aber die Kraft, mit der der Lätefossen die Wassermassen hinab brausen lässt, ist schon imposant. Und auch ziemlich laut. Der kleine Parkplatz hier ist gut besucht und wir sind froh, uns mit unseren Motorräder noch irgendwie zwischen all den Autos und Wohnmobilen quetschen zu können, die hier stehen. Auch der kleine Andenkenladen, den ein geschäftstüchtiger Norweger hier eröffnet hat, ist gut besucht. Wir allerdings kaufen dort nichts. Es sind einfach nur die typischen norwegischen Mitbringsel, die hier angeboten werden. Nichts für mich also.


-> Vor diesem Zwillingswasserfall drücke ich Johannes meine Kamera in die Hand: "Mach mal ein Foto...".

Es ist immer noch trocken, als wir uns nach rund einer halben Stunden Aufenthalt am Lätefossen wieder auf unsere Maschinen schwingen und weiter gen Norden fahren. In Odda, einer Stadt am Ende südlichen Ende des Sörfjords (einem Seitenarm des Hardangerfjordes), entscheiden wir uns, die 13 zu verlassen und linksseitig vom Fjord auf die 550 zu wechseln. Das erweist sich als eine gute Entscheidung, denn hier lässt sich jetzt ab und zu sogar die Sonne sehen. Dazu kommt die schöne Aussicht auf den schmalen Fjord und dem gegenüberliegenden Ufer. So macht das fahren richtig Spaß. Bis zum Städtchen Utne kurven wir ganz zufrieden und entspannt, dort nehmen wir die Fähre hinüber nach Kvandal. Auf dem kleinen Schiff dann eine kurze Orientierung: Wie wollen wir weiter fahren? Wir entschließen uns, ein Stück auf der 7 entlang des Hardangerfjordes entlang zu fahren und kurz hinter Granvin wieder auf die 13 abzubiegen.


-> Das kennt jeder Norwegenurlauber: Warten auf eine Fähre.


-> Lagebesprechung: Nach rechts oder nach links?

In der Gegenrichtung geht gar nichts mehr. Über Kilometer zieht sich dort ein Megastau. Absoluter Stillstand. Wir sind froh, dass in unserer Richtung alles gut läuft. Über Vossevangen fahren wir weiter nach Norden. Wir kommen an mehreren Seen vorbei, dem Lundarvatnet zum Beispiel und dem Lönavatnet. Nach und nach kommt jetzt auch immer mehr die Sonne raus, setzt sich gegen die Wolken durch und vertreibt Regen und schlechte Laune. Als wir gegen 16:00 Uhr den Wasserfall "Tvindevossen" erreichen und den dortigen Campingplatz sehen, entschließen wir spontan, genug für heute gefahren zu sein. Wir buchen eine Hütte, laden die Motorräder ab und machen dann eine kleine Erkundungstour über den Platz hin zum Wasserfall. Der ist zwar "nur" 152 Meter hoch, wenn man aber dort unten steht und nach oben schaut, ist er ganz schön imposant. Und sein Rauschen verfolgt uns über den ganzen Platz, als wir zurück zu unserer Hütte gehen.


-> Der Tvindevossen. Klein, aber trotzdem "oho".


-> Eitler Sonnenschein: Vor unserer Hütte auf dem Campingplatz am Tvindevossen.

Dort kochen wir uns unser Abendessen. Danach machen wir noch einen Spaziergang. An dem Haus mit den Sanitäranlagen hängt ein Zettel, auf dem der Weg zum "top of the Waterfall" beschrieben ist. Das wollen wir sehen.


-> Einfach, aber mehr braucht es nicht: Beschreibung zum "top of the Waterfall".

Wir folgen der Beschreibung auf zumeist gut zu begehenden Wegen und stehen nach gut einer halben Stunde dann tatsächlich ganz oben, dort, wo sich das Wasser des Tvindevossen in die Tiefe stürzt.

Wow, was für eine Aussicht!


-> Auf Fotopirsch auf dem Dach des Tvindevossen.


-> Herrliche Aussicht.


-> 152 Meter geht es hier steil hinab.


-> Blick auf den Campingplatz.

Fast eine Stunde lang sind wir hier oben, machen Fotos, genießen Aus- und Weitblick und können uns kaum sattsehen an diesen Ort. Und das ganz ohne Zaun, noch nicht einmal Schilder mit Vorsichtshinweisen gibt es hier. In Deutschland absolut undenkbar! Die Entscheidung, hier auf diesem Campingplatz zu übernachten, war auf jeden Fall richtig.

Später, als wir längst schon wieder unten an unserer Hütte sind und entspannt auf der kleinen Terrasse sitzen, hören wir immer noch das rauschen des Tvindevossen. Heute war ein guter Tag, auch wenn das Wetter zunächst nichts so gut war.

Mal sehen, wie es Morgen weiter geht.

 Tag 4 

Am Himmel zieht ein Mix aus Sonne und Wolken vorbei. Vor allem aber regnet es nicht. Daher können wir zum ersten Mal auf dieser Tour unsere Maschinen im trockenen beladen.

Super, es geht bergauf :o)

Bergauf geht auch unser Weg. Hier am Tvindevoss sind wir direkt wieder auf unserer guten, alten Freundin, der 13. Wir folgen ihr gen Norden Richtung Vinje und weiter nach Vangsnes. Je länger wir fahren, desto höher wir kommen, und umso kälter wird es. Überhaupt fand ich es in den Tagen hier bisher recht kühl. Natürlich kann man in Norwegen Ende Mai keine 30 Grad erwarten (obwohl wir auch das schon hatten), aber so kalt wie jetzt hatte ich es mir hier auch nicht vorgestellt. Rechts und links des Weges liegt immer mehr Schnee. Die Straße zieht sich als graues Band durch die weiße Pracht, die sich mehr und mehr am Wegesrand aufschiebt und die immer höher wird. Rund um den Vikafjellsvegen zeigt das Navi teilweise über 1.200 Meter Höhe an und wir fühlen uns fast wie in einer Bobbahn.


-> Die Landstraße als Bobbahn.


-> Kurze Pause am Wegesrand.

Trotzdem: So lange es trocken bleibt und wir unsere Wege fahren können, wollen wir uns nicht beschweren. Also rollen wir immer weiter, kämpfen uns Pässe hinauf und wieder hinunter und genießen zwischendurch die oft wirklich schöne Aussicht.


-> Dort unten sind wir lang gefahren.


-> Wer wohnt denn hier?

Je näher wir Vangsnes kommen, desto mehr nimmt der Schnee ab und macht grünen Wiesen Platz. Nur die Spitzen der Berge rundherum sind weiß und mir wird dadurch noch einmal bewusst, durch welche Höhe uns unserer Weg gerade erst geführt hat. Im Ort selber halten wir uns nicht lange auf, sondern fahren direkt zum Fähranleger, um mit dem Schiff hinüber nach Hella zu fahren. Und wir haben Glück, denn die Fähre erreicht gemeinsam mit uns gerade den kleinen Hafen, so dass wir keine Wartezeit haben.


-> Auf der Fähre nach Hella.

Ab dort sind wir dann auf der 55 unterwegs, und zwar immer am Sognefjord entlang. Dieser ist mit 204 Kilometer der längste Fjord Europas. Und gleichzeitig auch der tiefste, denn er bringt es immerhin auf 1.308 Meter. Die Straße führt zunächst Richtung Osten, später dann nach Norden bis Solvorn. Hier wollen wir mit der Fähre nach Urnes übersetzen. Am kleinen Hafen angekommen, lesen wir auf dem Fahrplan, dass wir noch fast zwei Stunden Zeit haben bis zur Abfahrt. Daher lassen wir die Motorräder einfach hier stehen und schlendern ein wenig durch den Ort. Das ist ein schönes kleines Städtchen. In der Hochsaison ist das sicher anders, aber heute wirkt Solvorn ruhig, man kann sogar sagen, ein wenig verschlafen. Leider finden wir hier in Hafennähe keine Möglichkeit, uns etwas Warmes zum trinken zu besorgen. So ganz habe ich die Kälte aus der Bobbahn noch nicht aus den Mopedsachen heraus bekommen.


-> Am Fähranleger von Solvorn.


-> Blick auf den Ort.


-> Hausschmuck mal anders.


-> Solvorn hat wohl auch schon bessere Tage gesehen...

Schließlich kommt die Fähre und wir fahren mit den Motorrädern an Bord. Der Einweiser zeigt uns an, dass wir unsere Maschinen auf dem Schiff wenden müssen. Die Autos fahren gleich rückwärts auf die Fähre. Und dann startet die Fahrt über den Lustrafjord, einen in nördlicher Richtung abzweigenden Seitenarm des Sognefjords.


-> Ab auf die Fähre...


-> ... und rüber nach Urnes.

Ziel ist der kleine Ort Urnes mit seinen gerade mal gut 60 Einwohnern. Dieser wäre vermutlich kaum einen Stopp wert, wäre da nicht die Stabkirche von Urnes, die als älteste der Welt gilt und die oben über Urnes thront. Das heute noch erhaltene Gebäude stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert, ihr Ursprung aber geht sogar bis auf das Jahr 1100 zurück. Natürlich ist sie in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen, und das bereits im Jahre 1979. Wir sind daher sehr gespannt auf das, was uns gleich erwarten wird.


-> Unspektakulär: Ankunft in Urnes.

In Urnes angekommen fahren wir von der Fähre hinunter und wissen zunächst einmal überhaupt nicht, wohin wir unsere Maschinen lenken sollen. Wenn es hier einen Wegweiser zur Kirche gibt, dann ist er gut versteckt. Schließlich folgen wir einer steil bergauf führenden Straße, denn die Kirche liegt ja oberhalb des Ortes. Und richtig: Nach einigen steilen Passagen und engen Kurven stehen wir dann auf einen kleinen Parkplatz, von wo aus wir die Kirche bereits sehen können. Bei näherer Betrachtung erweist sie sich als ziemlich klein und auch ihr oft gerühmtes Nordportal, das durch Schnitzereien verziert ist, lässt mich nun nicht wirklich sprachlos werden. Vielleicht spielen ja auch die Handwerker eine Rolle, die an der Kirche arbeiten und deren direkt neben der Eingangstür geparkten Auto es schwer machen, ein schönes Foto von dem Gebäude zu machen. Wir laufen seitlich an der Kirche vorbei den Hang hinauf und haben von dort einen schönen Blick auf Stabskirche im Vordergrund und Fjord im Hintergrund. Einige Bilder machen wir von hier oben, dann noch einige Nahaufnahmen, aber besichtigen wollen wir sie nicht.


-> Die Stabkirche von Urnes. Zum ersten...


-> ... zum zweiten ...


-> ... und zum dritten.


-> Schnitzereien am Nordportal.

Wir setzen uns wieder auf unsere Maschinen, folgen der Straße wieder hinunter an den Lustrafjord und fahren nun an dessen Ostufer entlang auf der meist kleinen und engen Straße. Leider wird es wieder kälter. Und auch die Wolken nehmen zu. Grau und schwer hängen sie am Himmel und verheißen nichts Gutes. In Skjolde biegen wir ab auf die 55 Richtung Nordost bis Lom. Auch hier gibt es eine Stabkirche, aber die hatten wir uns bereits bei einem vorherigen Besuch hier in Norwegen vor ein paar Jahren angesehen. Und da der Himmel immer dunkler wird und das Wetter auch nicht gerade zum spazierengehen einlädt, fahren wir durch den Ort hindurch und direkt weiter auf der 15 nach Westen.


-> Mal wieder Schnee rechts und links der Straße.

Wir folgen der Straße, die mit ihrem meist geraden Verlauf wenig Abwechslung bietet und halten dabei auch Ausschau nach einer Unterkunft für die Nacht. Rechts und links des Weges beginnt sich wieder der Schnee zu türmen. Und dann fängt es auch noch an zu schneien. Na Klasse, das hätten wir nun wirklich nicht gebraucht. Die Flocken legen sich auf mein Visier und machen das fahren auf dem mittlerweile teils rutschigen Untergrund nicht einfacher. Und immer noch ist weit und breit keine Hütte in Sicht.


-> Es schneit. Das muß doch jetzt nicht sein ... :-(

Als wir dann den Abzweig auf die 63 in Richtung Geiranger erreichen, erleben wir die nächste böse überraschung: Die Straße ist gesperrt. Eine Schranke verwehrt uns den Weg und dahinter können wir auch erkennen, warum. Der Schnee liegt noch hoch auf der Straße und gerade kommt sogar noch einiges von dem weißen Nass hinzu. An ein befahren ist überhaupt nicht zu denken. Kurz entschlossen fahren wir weiter auf der 15 und sind froh, dass es bald darauf aufhört zu schneien. Auch der Schnee neben der Straße nimmt langsam ab und weicht allmählich einer Mischung aus braun und grün.

Schließlich erreichen wir einen Ort namens Hjelle, am Ostufer des Oppstrynsvatnet gelegen. Dort steuern wir das erste Schild an, auf dem in großen Buchstaben das Wort "Hytter" steht. Von hier aus müssen wir zwar noch einige Meter weiter fahren, stehen dann aber vor einer richtig großen, geräumigen Hütte. Lange überlegen müssen wir nicht, sondern buchen die Unterkunft für eine Nacht. Wir sind froh, die Motorradklamotten ausziehen und unter die warme Dusche gehen zu können.


-> Unsere Hütte in Hjelle.

Ein wenig traurig sind wir schon. Dalsnibba, Geiranger und Trollstigen wären wir gerne angefahren. Und der Weg wäre auch die kürzeste Strecke hinauf zur Atlantikstraße gewesen. Stattdessen brüten wir nun über der Karte nach einer Alternative, die uns doch noch hoch zu unserem nördlichsten Ziel bringen soll. Leider ist die Wettervorhersage für Morgen nicht so wirklich gut. Viel Regen soll es geben. Ein wenig Sarkasmus ist schon dabei, als ich bei mir denke, dass es ja zumindest nicht schneien soll...

 Tag 5 

Das mit dem Aufstehen ist ja so eine Sache. Wenn die Sonnenstrahlen durch die dünnen Vorhänge fallen, die Wärme und der fröhliche Gesang der Vögel durch das geöffnete Fenster dringt, dann fällt einem das auch im Urlaub recht leicht.
Wenn aber statt des Vogelgezwitschers das prasseln des Regens zu hören ist und man das Gefühl hat, außerhalb des Schlafsacks Frostbeulen zu bekommen, dann möchte man doch eher die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen.

Heute Morgen ist leider letzteres der Fall. OK, das war gestern in den Nachrichten auch schon so angesagt worden. Trotzdem hatte ich die Hoffnung, dass ...
Na, Du weißt schon :o(

Also beladen wir unsere Maschinen mal wieder im Regen. Und in der Kälte, denn zwischen den Regentropfen mischen sich immer wieder auch einige Schneeflocken. Die Temperatur liegt hart an der Grenze, an der Regen vollends zu Schnee wird.

Gut eingepackt gegen Regen, Schnee und Kälte starten wir also in den Tag. Zunächst fahren wir auf der 15 am Südufer des Oppstrynsvatnet entlang, den See, an dessen Ufer die Stadt Hjelle liegt. Die Gegend ist sehr schön hier, viel grün, Berge, der See. Wenn nicht so schlechtes Wetter wäre, würde das fahren hier bestimmt viel Spaß machen. Wir kommen durch kleine Orte, die zum Teil nur aus drei bis vier Häuser bestehen und deren Namen ich mir nicht merken kann. Ich bin allerdings auch sehr damit beschäftigt, immerzu die Regentropfen von meinem Visier zu wischen. Fahrspaß, wo bist Du bloß??

Kurz vor Stärheim machen wir einen Stopp. Der Regen hat nicht nachgelassen und es ist immer noch kalt. Gestern in der Vorhersage wurde für den Norden weiter schlechtes Wetter angekündigt, Richtung Süden soll es besser werden. Wir stehen im Regen, beratschlagen uns und beschließen schließlich, nicht weiter in Richtung Norden zu fahren. Geirangerfjord, Trollstigen und Co. können wir aufgrund des vielen Schnees sowieso nicht anfahren. Und im strömenden Regen auf der Atlantikstraße zu fahren macht auch nicht so wirklich Spaß. Spontan entschließen wir uns stattdessen, die Stadt Bergen zu besuchen. Wir wollen uns auf einen Campingplatz in der Nähe der Stadt eine Hütte mieten und von dort aus dann in die alte Hansestadt fahren. Welche Ironie: Kaum haben wir uns entschlossen, unsere Pläne zu ändern, hört auch schon der Regen auf, es sind einzelne blaue Fetzen am Himmel zu sehen und sogar die Sonne blitzt kurz durch.


-> Frage des Tages: Wo wollen wir überhaupt hin?


-> Die Entscheidung ist gefallen. Da freut sich sogar der Himmel.

Allerdings ist das nur ein kurzes Intermezzo. Als wir kurze Zeit später in Stärheim auf die Fähre hinüber nach Isane warten, fängt der Regen wieder an, sogar noch stärker als zuvor. Ungefähr eine halbe Stunde lang müssen wir hier stehen, bis das Schiff kommt. Leider haben wir hier keine Chance, uns unterzustellen. Also stehen wir im Regen und warten.


-> Im Regen auf die Fähre warten.

Nach und nach kommen jetzt auch einige Trucks und PKWs und reihen sich hinter uns ein. Deren Fahrer wissen ihr zwar kleines, dafür aber trockenes Fahrerhaus sicher doppelt zu schätzen, wenn sie uns so im Regen stehen sehen. Hey Jungs, wie wäre es mal mit einem Tässchen heißen Tee? Oder so was in der Art. Das könnte ich gerade gebrauchen.

Schließlich kommt die Fähre. Nachdem alle Fahrzeuge das Schiff verlassen haben, dürfen wir endlich rauf. Wir stehen außen ganz am Rand des Bootes, von der Landschaft sehen wir so gut wie nichts. Aber dafür hat der Regen aufgehört, so dass wir zumindest während der überfahrt nicht weiter nass werden.


-> Auf dem Weg nach Isane.

Die Fahrt über den Nordfjord nach Isane ist recht kurz. Ab dort fahren wir auf der 614, die sich recht abwechslungsreich durch die Landschaft schlängelt. Aber leider wieder im Regen, so dass wir die Aussicht nicht so wirklich genießen können.

Am späten Mittag erreichen wir den Ort Svelgen. Hier würden wir gerne eine Kleinigkeit essen, aber zunächst finden wir keinen Imbiss, und als wir dann endlich doch fündig werden, hat der leider zu.


-> Zu früh gefreut, der Imbiss ist geschlossen.

Also begnügen wir uns mit einem Supermarkt, unter dessen Vordach die Motorräder und auch wir im trockenen stehen. Wir schlendern durch die Verkaufsgänge und packen ein paar Dinge in unseren Einkaufskorb. Als wir dann an der Kasse stehen, fällt mir das Titelblatt einer Tageszeitung auf.


-> Titelseite des norwegischen "Dagbladet".

Wie bitte? Der kälteste Mai seit 36 Jahren?? Das kann doch wohl nicht wahr sein. Meine Laune geht Sturzflugartig in den Keller. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, mit dem Handy ein "Beweisfoto" von der Zeitung zu machen. Das aber schreckt sofort eine Verkäuferin auf. Im Laden ist fotografieren verboten, gibt sie mir deutlich zu verstehen. Aber im Augenblick ist mir das herzlich egal.

Nach diesem kurzen Intermezzo und der anschließenden kleinen Pause machen wir uns auf und fahren weiter. Wir folgen der 614 bis zu ihrem Ende, biegen dort auf die 5 Richtung Osten bis nach Förde und wechseln dort auf die 39 nach Süden. Der Regen begleitet uns fast den ganzen Tag, die wenigen Regenpausen deuten aber immer wieder an, wie schön es hier ist, wenn bloß das Wetter besser wäre.


-> Bei besserem Wetter wäre es hier bestimmt richtig schön.

Seit Förde halten wir auch nach einer Hütte für die Nacht Ausschau. Aber es ist das schon bekannte Spiel: Aufgrund der Kälte durch den langen Winter (das wissen wir ja nun) haben viele Campingplätze noch gar nicht geöffnet. Und so fahren wir immer weiter, bis wir nach Lavik kommen. Von hier aus wollen wir eigentlich mit der Fähre hinüber setzen nach Oppedal, aber heute fährt kein Schiff mehr. Daher fahren wir auf der 607 weiter. Wir wollen möglichst in der Nähe etwas für die Nacht suchen, haben aber weiterhin kein Glück und erreichen schließlich Leirvik. Wir sind fast schon aus dem Ort wieder heraus, als wir aus dem Augenwinkel ein Motel entdecken.


-> Motel in Leirvik.

Es ist kurz nach 18:00 Uhr und wir haben einfach keine Lust mehr, weiter zu fahren. Also drehen wir um und fragen, ob dort noch Zimmer frei sind. Wie in Moi soll auch hier ein Dreibettzimmer 1.190 NOK kosten, aber mit dem Unterschied, dass dieses Zimmer viel geräumiger und schöner ist. Daher buchen wir das Zimmer, laden die Maschinen ab und gehen dann in den gegenüberliegenden Supermarkt, um noch etwas einkaufen, was wir ohne kochen essen können. Ein Abendspaziergang fällt wegen des Regens aus. Stattdessen machen wir es uns auf unserem Zimmer gemütlich und planen die Route für den morgigen Tag. Markus hatte zu Hause bereits Campingplätze in der Nähe von Bergen herausgesucht, was sich nun als äußerst praktisch erweist.
Zum Abschluss des Tages hoffen wir mal wieder auf besseres Wetter für den morgigen Tag. Mal sehen, ob das klappt ...

 Tag 6 

Auch an diesem Morgen geht nach dem Aufstehen unser erster Blick nach draußen. Die Straße ist nass, der Himmel stark bewölkt, aber es ist trocken. Wir hoffen inständig, dass es so bleibt.

Wir sind früh dran, daher haben wir bis zum Frühstück noch ein wenig Zeit. Die nutzen wir, um die unmittelbare Nähe unseres Motels zu erkunden. Außer der kleinen "Einkaufsmeile", die neben dem Supermarkt noch einige andere Geschäfte enthält, haben wir uns gestern Abend nichts mehr ansehen können. Oder besser gesagt, ansehen wollen. Nach der ganztätigen Regenfahrt waren wir froh, endlich im trockenen und warmen zu sitzen. So bemerken wir erst jetzt, was für ein großer Komplex unser Motel ist. Eine umlaufende Balustrade verbindet die Zimmer von außen, unten ist eine riesige Holzterrasse, auf der man bei gutem Wetter bestimmt frühstücken kann. Das Gebäude liegt direkt am Wasser, wo auch einige kleine Boote liegen. Anscheinend ist das hier ein kleiner Hafen. Auch einen Sandkasten für die kleinen Gäste entdecken wir, fragen uns aber, ob das dort liegende Spielzeug wirklich kindgerecht ist.


-> Unser Motel in ganzer Pracht.


-> Sogar einen kleinen Hafen gibt es in Leirvik.


-> Kindgerecht? Kleiner Spielplatz mit Sandkasten am Motel .

Schließlich ist es Zeit für das Frühstück, das auch hier wieder sehr gut und reichhaltig ist. Wir sitzen drinnen mit Blick auf den kleinen Hafen, und da es wieder zu regnen beginnt, dehnen wir das Frühstück noch etwas aus. Aber es nutzt ja nichts, irgendwann müssen wir schließlich los. Wir haben gestern auf der Karte noch gesehen, dass wir gar nicht zurück bis nach Lavik müssen, sondern einfach geradeaus weiter bis Rysjedalsvika fahren können, um von dort aus den Sognefjord mit der Fähre zu überqueren. Also beladen wir unsere Maschinen mal wieder im Regen. Ich glaube, ich würde mittlerweile etwas vermissen, wenn wir mal bei Sonnenschein in den Tag starten würden.

Wir folgen der Straße ein Stück weiter Richtung Norden, biegen dann ab auf die 57 nach Süden und stehen nach kurzer Zeit an dem kleinen Fähranleger von Rysjedalsvika. Von hier aus fahren die Fähren hinüber nach Rutledal. Zwar stehen außer uns keine anderen Fahrzeuge hier, aber wir sehen das Schiff schon kommen.


-> Wir sind die einzigen Fahrzeuge am Fähranleger. Kurz darauf wissen wir auch, warum.

Als die kleine Fähre schließlich anlegt, sind wir doch sehr erstaunt. Das ist ja eine reine Personenfähre. Endlich werfen wir einen Blick auf den ausgehängten Fahrplan und entdecken, dass erst am Mittag ein Schiff für Fahrzeuge fährt. So lange wollen wir nicht warten. Also fahren wir den ganzen Weg wieder zurück, vorbei auch an unserem Motel, bis nach Lavik. Dort kommt dann zum Glück auch recht zeitnahe die Fähre, die uns über den Sognefjord hinüber nach Oppedal bringt. Während der Überfahrt bemerken wir ein Wohnmobil, das einen kleinen Hänger hinter sich her zieht, auf dem quer ein Motorrad steht. Als wir uns darüber unterhalten, springt sogleich ein kleines Männlein aus dem Fahrerhaus und kommt flink auf uns zu.
"Ja, das ist ein tolles Patent, nicht wahr?" begrüßt er uns im breitesten Schweizerisch und wir unterhalten uns über das woher und wohin, warum mit dem Motorrad, warum mit dem Wohnmobil. So vergeht die Zeit sehr schnell und wir bemerken zunächst gar nicht, dass unser Schiff bereits in Oppedal anlegt. Nun aber schnell. Eine kurze Verabschiedung, dann hüpft der Schweizer wieder zurück in sein Wohnmobil und wir beeilen uns, Helm und Handschuhe anzuziehen, aufzusitzen und schon verlassen wir, uns gegenseitig zuwinkend, die Fähre.


-> Gute Laune, denn es regnet gerade mal nicht.

Wir folgen zunächst der 39, biegen aber bereits nach kurzer Zeit hinter einem Ort namens Storelva rechts ab auf eine kleine, schmale Straße. Auf der Karte wird sie als "Fv1" bezeichnet und wir folgen ihr bis kurz vor Brekke, wo wir links auf die Fv2 abbiegen. Markus hat diesen Weg gestern Abend noch in sein Navi programmiert und es ist wirklich eine sehr schöne Strecke. Schmal und kurvig führt sie uns stetig bergauf. Was wäre das hier für ein Fahrspaß, wenn, ja wenn dieses blöde Wetter nicht wäre. Eine Mischung aus Regen und Schnee kommt von oben und es ist mächtig kalt. Rechts und links der Straße liegt noch jede Menge Schnee, der anscheinend so schnell auch nicht auftauen wird. So hatten wir uns unseren Norwegenurlaub ganz und gar nicht vorgestellt.

Unsere Fv2 wird ohne ersichtlichen Grund zur Fv376. Das ändert zwar nichts an der schönen Streckenführung, aber leider auch nichts an dem schlechten Wetter. Schließlich treffen wir auf die 570, wo wir rechts abbiegen und weiterfahren, bis wir wieder auf die 57 stoßen. Dort halten wir uns links und fahren bis Slövägen. Hier nehmen wir wieder eine Fähre, um über den Fensfjord hinüber nach Leirväg zu gelangen.


-> Auf der Fähre über Fensfjord nach Leirväg .

Bisher haben wir noch keine Pause gemacht, sondern sind immer durchgefahren bis auf die kurzen Unterbrechungen vor und auf der Fähre. Aber das Wetter ist einfach zu schlecht. Warum sollen wir anhalten und uns in den Regen stellen?

In Leirväg folgen wir der 57 ein kleines Stück bis nach Kaland. Kurz überlegen wir, hier nach etwas heißem zum trinken Ausschau zu halten, aber eigentlich wollen wir heute nur noch ankommen. Markus hat bereits einen Campingplatz in der Nähe von Bergen ausgesucht, der zum einem günstig ist und von dem aus man zum anderen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Bergen fahren kann. Daher entschließen wir uns, weiter zu fahren. Zunächst auf der 565, dann ein kleines Stück auf der 57 bis Knarik und ab dort auf der E39 Richtung Süden. Diese E39 ist zwar viel befahren, aber es ist von hier aus der schnellste Weg Richtung Bergen. Und optisch auch gar nicht so übel. Über teilweise recht spektakuläre Brückenkonstruktionen erreichen wir schließlich den Campingplatz in Lone, wo wir uns eine einfache und relativ günstige Hütte mieten. Es ist später Mittag und wir sind heute gerade mal rund 150 Kilometer gefahren.


-> Unsere Hütte in Lone: Klein, aber ausreichend.

Aber ausruhen wollen wir uns nicht. Schnell laden wir die Maschinen ab, ziehen uns "Zivilkleidung" an und fahren dann mit dem Bus von Lone bis Nesttun. Ab dort bringt uns die Straßenbahn dann direkt bis in das Zentrum von Bergen. Eine knappe Stunde dauert das. Die Fahrkarten haben wir in dem Supermarkt gekauft, der direkt neben dem Campingplatz liegt. Auch die Bushaltestelle befindet sich dort. Also alles ganz easy :o)

Bergen gefällt mir auf Anhieb. Und das nicht nur, weil es hier (im Augenblick) nicht regnet. Hier ist jede Menge los, viele Menschen laufen durch die Straßen und Wege, ohne dass es zu voll oder ungemütlich wirkt. Auch einige Marktstände gibt es hier und lautstark bieten die Händler in verschiedenen Sprachen ihre Ware an.


-> Angebot am Marktstand.

Im Hintergrund erheben sich die Hügel, von denen die Stadt umgeben ist. Sieben Stück sind es, der höchste von ihnen ist mit 643 Metern der "Ulriken", der bekannteste dagegen der Flöyen, der es immerhin noch auf 320 Meter schafft. Beide können mit Bahnen "erklommen" werde, aber das nehmen wir uns für Morgen vor. Heute zieht es uns nach "Bryggen". Das ist norwegisch, bedeutet auf Deutsch so viel wie "Landungsbrücke" und weist damit gleich auf die Lage direkt am Wasser hin.


-> Blick auf Bryggen.

Bergen, gegründet im Jahr 1070, hat sich aufgrund seiner Lage am Meer und mit seinem Naturhafen recht schnell zu einem wichtigen Umschlagsplatz insbesondere für getrockneten Fisch und für Getreide gemausert. Aus diesem Grund errichtete die Hanse 1343 hier eine erste Handelsniederlassung, die nach und nach ausgebaut wurde. Damals hieß sie noch "Tyskebryggen", also "Deutsche Landungsbrücke". Nachdem die Deutschen während des zweiten Weltkriegs hier allerdings barbarisch gewütet hatten, strichen die Norweger konsequent das "Tyske" aus dem Namen.

Komplett aus Holz gebaut, brannte Bryggen in den folgenden Jahrhunderten mehrmals ab, zuletzt im Jahr 1955. Aber immer wieder wurde alles auf dem vorhandenen Grund im alten Stil neu aufgebaut. Das brachte Bryggen im Jahr 1979 schließlich auf die Liste als Weltkulturerbes der UNESCO. Etwa 60 Gebäude sind es, die hier heute noch stehen. Was mir besonders gefällt, ist, dass die meisten von ihnen immer noch genutzt werden. Ob als Souvenirgeschäft, Apotheke oder Restaurant: In vielen Gebäuden ist "Leben". Es macht richtig Spaß durch die sehr schmalen Gassen von Bryggen zu bummeln. Wir schlendern durch die Anlage, die von vorne nicht all zu groß erscheint, die sich aber nach hinten noch überraschend weit ausdehnt. Eintritt kostet das schlendern durch diese alten Gassen hier nichts und wir können auch ungehindert die Treppen hinauf in die höheren Stockwerke gehen. So verbringen wir eine Menge Zeit in Bryggen, das mich wirklich in seinen Bann gezogen hat.


-> Bryggen, Weltkulturerbes der UNESCO.

   
-> Bryggen im Detail.


-> Bryggen im Detail.

Irgendwann aber müssen wir wieder zurück zum Campingplatz. Also schlendern wir entlang der Nordostseite der Hafenbucht Vägen, an der Bergen erbaut ist, zurück in Richtung Bahnhaltestelle. Und genießen dabei noch die Aussicht auf den Hafen.


-> Auch Segelschiffe lagern hier.


-> Hafen und "Skyline" von Bergen.

Mit Bahn und Bus fahren wir zurück und erreichen um kurz nach 20:00 Uhr unseren Campingplatz. Schnell gehen wir noch in den Supermarkt, um ein paar Dinge einzukaufen. An der Kasse dann die überraschung: Das Sixpack Bier, dass wir eingepackt hatten, wandert vom Laufband gleich wieder zurück in die Kühlung. Ab 20:00 Uhr darf in Norwegen kein Alkohol mehr verkauft werden. Da hilft auch kein verhandeln oder bitten, wir haben keine Chance. Also wird es ein recht trockener Abend für uns. Aber nur, was die Kehlen angeht. Der Regen hält leider immer noch an.

 Tag 7 

Als ich heute Morgen aufstehe und einen Blick nach draußen werfe, sehe ich ... Regen. War ja klar, oder? Aber so wirklich verwundert mich das tatsächlich nicht, schließlich sind wir hier in der Nähe von Bergen. Und Bergen ist, laut Wikipedia, "mit ca. 2.548 mm Niederschlag an 248 Regentagen im Jahr (...) die regenreichste Großstadt Europas".


-> Es regnet mal wieder.

Immerhin brauchen wir heute keine Motorräder zu beladen und durch eben diesen Regen zu fahren. Stattdessen warten wir nach einem ausgiebigen Frühstück einen trockenen Moment ab und fahren dann mit Bus und Bahn in die Innenstadt von Bergen.

Als wir dort gegen 11:00 Uhr ankommen, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Unterwegs war es ein ständiger Wechsel zwischen nass und trocken, jetzt haben sich die dunklen Wolken verzogen und weißen Schäfchenwolken Platz gemacht. Hin und wieder scheint sogar die Sonne durch und taucht die Stadt in helle, fröhliche Farben. Der ideale Zeitpunkt also, mit der Flöibanen auf den Flöyen zu fahren und von dort oben die Aussicht zu genießen. Solange es noch trocken ist.


-> Das norwegische Nationaldenkmal für die Seefahrt in der Innenstadt von Bergen.


-> Eingang zur Flöibanen.


-> Mit dieser Seilbahn fahren wir hinauf auf den Flöyen.

Die Flöibanen ist die einzige norwegische Standseilbahn und fährt seit 1918 hinauf auf den Berg Flöyen. Rund sieben Minuten dauert die Fahrt nach oben, dann stehen wir in 320 Meter Höhe über der Stadt und genießen die Aussicht auf Norwegens zweitgrößte Stadt. Bergen ist tatsächlich um einiges grösser, als man es von unten glaubt. Und von hier oben haben wir den perfekten überblick. Nicht umsonst ist der Flöyen nach Bryggen das am zweitmeisten besuchte Ziel für Touristen. Auch wir stehen und staunen über den herrlichen Ausblick, den wir hier haben.


-> Die Aussicht ist Klasse.


-> Aussicht auf die Stadt.


-> Blick auf die Vägen-Bucht.

Leider beinhaltet der Ausblick von hier oben auch eine ungehinderte Sicht auf die dunklen Wolken, die über das Meer kommend schon wieder im Anflug auf Bergen sind. Anstatt uns mit den vielen anderen Touristen in die Flöibanen nach unten zu quetschen, nutzen wir die Regenpause, um uns in dem Lokal, dass es hier oben gibt, mit einem Cappuccino zu stärken. Gemütlich ist es hier, ein offener Kamin heizt uns ein und der Cappu ist günstig und schmeckt.


-> Hier ist es schön warm.

Nachdem die Regenwolken verschwunden sind und es wieder trocken ist, machen wir uns auf den Weg nach unten. Den könnten wir zwar auch zu Fuß in Angriff nehmen, wir bevorzugen jedoch die Seilbahn und stehen knapp zehn Minuten später unten am Fuß des Flöyen.


-> Von nun an geht's bergab.

Nun erkunden wir per Pedes ein wenig die Stadt. An Bryggen vorbei, das wir uns gestern ausgiebig angesehen haben, laufen wir bis zur Festung Bergenhus, deren ältesten Teile aus dem 12. Jahrhundert stammen. Somit ist Bergenhus eine der ältesten Festungen Norwegens. Sie liegt landschaftlich schön, aber vor allem strategisch günstig in der Einfahrt zur Bucht Vägen. Bergen war bis Ende des 13. Jahrhunderts die Hauptstad von Norwegen. Entsprechend wehrhaft wurde sie seinerzeit ausgebaut. Sogar eine Schlacht gab es hier, die Schlacht von Vägen. Im Jahr 1665 verfolgten einige englische Schiffe eine holländische Kaufmannsflotte. Die Engländer konnten dank des Geschützfeuers, das von Bergenhus abgefeuert wurde, in die Flucht geschlagen werden. Diese siegreiche Schlacht fand ihren Weg auch in die norwegischen Geschichtsbücher.

Bergenhus ist eine der am besten erhaltenen Festungen Norwegens. Nicht umsonst befinden sich dort auch heute noch militärische Einrichtungen. So hat hier zum Beispiel die Rechenschaftsadministration der norwegischen Streitkräfte seinen Sitz. Und auch das Verteidigungsmuseum, das auch besichtigt werden kann. Wir allerdings sehen uns die Anlage lediglich von außen an. Auch das ist recht beeindruckend. Gemeinsam mit Bryggen prägt Bergenhus das Stadtbild Bergens vom Wasser aus.


-> Das Festungsmuseum mit Rosenkrantzturm.


-> Die Häkonshalle, errichtet von König Häkon Häkonsson in den Jahren 1247 bis 1261, ist Teil von Bergenhus.

Nicht lange können uns wir allerdings rund um die Festung umsehen, denn recht bald beginnt es wie aus Eimern zu regnet. Wir flüchten in ein nahegelegenes Souvenirgeschäft und überlegen dort, was wir uns noch ansehen wollen.


-> "Summer in the City" geht anders...

In quasi jedem Geschäft liegt eine Infobroschüre über Bergen für Touristen aus. In genau so einer blättern wir nun und entdecken, dass ganz in der Nähe das "Hanseatisches Museum" liegt. Wir überlegen nicht lange, und laufen, als der Regen ein kleines bisschen nachlässt, die paar Schritte hinüber zu dem Handelshof Finnegärden. Dieses Gebäude aus dem Jahr 1704 befindet sich zwischen Bryggen und Flöyen und darin ist das Museum untergebracht. Hier wird gezeigt, wie die Kaufleute der Hanse im 17. und 18. Jahrhunderts gelebt haben. Im Erdgeschoss bin ich noch ein wenig enttäuscht über das, was da gezeigt wird, aber ab dem ersten Stock ist es wirklich sehr interessant. Die verschiedensten Räume sind hier nachgebildet. Der Arbeitsraum des Kaufmanns ebenso wie der Schlafraum der Lehrlinge und noch einige mehr. Überall stehen Informationstafeln, auf denen in mehreren Sprachen Erklärungen stehen, praktischerweise auch auf Deutsch.


-> Arbeitszimmer im "Hanseatisches Museum".


-> Schlafkojen für die Lehrjungen.

Viel länger als gedacht halten wir uns hier im Hanseatischen Museum auf und gehen, da es gerade trocken ist, auch noch zu den nahegelegenen Schötstuben. Diese dienten den Kaufleuten im Winter als Versammlungsort. Sie liegen etwas abseits von Bryggen, denn zum heizen und kochen durfte hier offenes Feuer gemacht werden. Wegen der Brandgefahr war das in Bryggen nämlich verboten. Aber auch als Gerichts-, Versammlungs- und Festsäle wurden die Schötstuben genutzt.


-> Festsaal in den Schötstuben.


-> Chefsessel :o).


-> So sah die Küche aus.

Schließlich haben wir genug von Kultur und Geschichte(n) für heute. Es regnet immer noch, als wir uns gegen 17:00 Uhr auf den Weg zurück zum Campingplatz machen. Dort angekommen, decken wir uns als erstes im Supermarkt mit allem ein, was wir so brauchen. Das Malheur von gestern mit dem verhinderten Einkauf des Dosenbieres soll uns nicht noch einmal passieren ;-) Anschließend brutzeln wir uns unser Abendessen, bevor wir satt und auch ein wenig müde eine trockene Phase nutzen, einen kleinen Spaziergang zu dem kleinen See zu machen, an dessen Ufer der Campingplatz liegt. Dort machen wir noch einige Fotos, bevor uns der Regen wieder in unsere Hütte treibt.


-> Abendstimmung am See.

 Tag 8 

Es ist fast zehn Uhr, als wir heute Morgen unser Gepäck auf den Maschinen befestigt haben und losfahren. Und, man glaubt es kaum, das Wetter ist trocken. Zwar überwiegend bewölkt, aber teilweise sogar ein wenig sonnig.

Endlich kommt der Sommer :o)

Wir folgen der viel befahrenen 7 bis Tysse, dort wechseln wir auf die kleinere und ruhigere 48. Ab Mundheit sind wir dann auf der 49 unterwegs. Und während wir dort landschaftlich gesehen recht schön am Hardangerfjord entlang bis zum Städtchen Törvikbygd fahren, nehmen leider die Wolken immer mehr zu. Und bringen zunächst Regen, später dann auch Schnee.

Wie es scheint, ist der Sommer schon wieder vorbei ... :o(

In Törvikbygd fahren wir mit der Fähre hinüber nach Jondal. Und das Wetter eignet sich eher als Kulisse für einen Katastrophenfilm als für einen Motorradurlaub.


-> Trübe Aussichten.

Wir wollen Richtung Süden. Da es auch in Jondal schneit, entschließen wir uns, den kürzesten Weg dorthin zu nehmen. Und der führt durch den 11,3 Kilometer langen Folgefonntunnel. Die Sicht ist hier drin zwar nicht die beste, aber zumindest ist es trocken. Bald darauf erreichen wir Odda, folgen ab da der 13 Richtung Süden, vorbei auch am Lätefoss, den wir vor ein paar Tagen schon in entgegengesetzter Richtung passiert haben. In Skare schließlich biegen wir Richtung Osten auf die E134 ab.

Kälte, Regen und Schnee verfolgen uns auch, als wir in Haukeligrend auf die 9 Richtung Süden fahren. Rechts und links neben der Straße sind sogar einige Menschen auf Skier unterwegs. Sie sehen uns auf unseren Motorrädern mindestens genauso erstaunt an wie wir sie

Mittlerweile frage ich mich, ob ich die Landkarte falsch gelesen habe. Ich bin hier anscheinend nicht wie geplant in Norwegen, sondern in NorRegen. Aber ich versuche, das Ganze positiv zu sehen. Zu Hause wäre ich bei dem Wetter immer schön in der Nähe der Heizung geblieben und hätte sehnsüchtig aus dem Fenster geschaut. Hier aber bin ich dagegen immer mittendrin (im Schietwetter) statt nur dabei. Und ein bisschen habe ich, haben wir, ja doch erlebt.

Wegen des schlechten Wetters beginnen wir recht früh, nach einem Campingplatz mit Hütten Ausschau zu halten. Aber es ist das schon gewohnte Bild. Entweder sind die Plätze noch komplett geschlossen, oder die Hütten werden gerade erst aus dem Winterschlaf geholt und daher noch nicht vermietet. Einmal dachten wir, fündig geworden zu sein, aber dann stellt sich heraus, dass es in der angebotenen "Hytter" keine Heizung gibt.

Nein Danke, da fahren wir dann lieber noch ein wenig weiter.

Und diese Entscheidung erweist sich als richtig. Ungefähr ab Hovden nimmt der Schnee neben der Straße immer mehr ab. Und auch der, der von oben kommt, wird zunächst zu Regen, bevor er schließlich ganz aufhört. Es wird wieder grün um uns herum. Und mit sinkendem Schnee steigt unsere Stimmung. Erst recht, als wir kurz vor dem kleinen Städtchen Valle endlich einen Campingplatz finden, auf dem beheizte Hütten vermietet werden. Geführt wird der Platz von einem jungen holländischen Pärchen. Der Mann drückt uns drei Schlüssel von drei verschiedenen Hüttentypen in die Hand. "Sucht euch eine aus" sagt er uns und so stapfen Johannes und ich quer über den Platz und sehen uns die verschieden großen Hüttentypen an. Die Entscheidung ist schnell gefallen und kurz darauf bringen wir unsere Taschen in unser auserwähltes Häuschen.


-> Camping und Hütten in der Nähe von Valle.

Als ich noch einmal hinaus zu meiner Maschine gehe, fährt hinter unserer Hütte gerade ein Wohnmobil vorbei, das einen Anhänger hinter sich herzieht, auf dem quer ein Motorrad steht. Ein Mann springt aus dem Fahrerhaus heraus, sieht mich und ruft dann:
"Dich kenn' ich doch!"
Auch ich habe ihn gleich wiedererkannt. Es ist der Schweitzer, den wir vor ein paar Tagen auf einer Fähre kennen gelernt haben. Kurz begrüßen wir uns, dann fragt er:
"Sind Deine beiden Kollegen auch hier?"
"Na klar" antworte ich.
"Ich setze Wasser auf" sagt er. "Wir treffen uns in einer Viertelstunde bei mir zum Kaffee".

Na hoppla, das ist ja ein Ding. Und so sitzen wir rund 15 Minuten später im Wohnmobil und schlürfen Käffchen. Die Frau von Helmut, so hat sich der Wohnmobilist vorgestellt, hat sich mit dem Hinweis "Männerrunde" in Richtung Waschhaus verzogen, wo sie "endlich mal wieder Wäsche waschen" will. Kurz überlege ich, ihr meine mitzugeben, lasse das dann aber. Schließlich will ich nicht unhöflich sein ;-) Helmut und wir drei Motorradfahrer plaudern stattdessen über Norwegen, das schlechte Wetter in diesem Jahr und über das Reisen im Allgemeinen. Als Helmut den Cognac hervorzaubert und in die Kaffeetassen gießen möchte, klinke ich mich mit dem Hinweis aus, das ich noch mit dem Motorrad nach Valle fahren und Lebensmittel kaufen muss. Markus reagiert schnell und schließt sich mir an. Bleibt also Johannes, dem dann äußerst großzügig der Kaffee "verfeinert" wird. Ich kann mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, als Markus und ich uns bald darauf bei unserem Gastgeber bedanken und dann verabschieden. Aber ich bin sicher, Johannes wird das schon überstehen.

Ungefähr 15 Minuten brauchen wir bis Valle. Das ist ein nettes kleines Städtchen, man könnte auch sagen, ein verschlafenes Nest. Der Supermarkt ist schnell gefunden, schwieriger gestaltet sich die Frage, was wir eigentlich zum essen einkaufen wollen. Aber auch dieses "Problem" lösen wir und fahren bald darauf zurück zum Campingplatz. Gemeinsam mit Johannes, der sich mittlerweile ebenfalls aus dem Cognac-/Kaffeekränzchen verabschiedet hat, gehe ich hinüber zu dem Gebäude mit der Gemeinschaftsküche. Mitsamt der gerade erstandenen Vorräte, versteht sich. In der Küche ist schon einiges los. Ein junges Pärchen aus Regensburg hat den einen Herd in Beschlag, eine Norwegerin mit ihrem Sohn den anderen. Johannes und ich nutzen die jeweils freien Kochplatten auf beiden Herden. Ganz nebenbei entspannt sich ein munteres Gespräch, teils auf Deutsch (mit den Regensburgern), teils auf Englisch (mit der Norwegerin). Ihnen allen geht es wie uns. Sie sind genauso überrascht über das nasse und kalte Wetter wie wir. Immerhin haben die Regensburger vor zwei Tagen den Preikestolen besteigen können. Dort lag zwar immer noch jede Menge Schnee, aber der Weg hinauf zum "Predigtstuhl" wurde von den Norwegern freigeschaufelt. Trotzdem war es laut den beiden eine recht mühsame Wanderung dort hinauf.

Bei all den Erzählungen müssen wir aufpassen, dass uns das essen nicht anbrennt. Aber wir haben es alle hinbekommen ;-)

Nach dem kochen kommt das essen, nach dem essen das abwaschen. Anschließend laufe ich noch eine kleine Runde über den Platz. Und entdecke ein Gebäude, mit dem ich nichts so recht anzufangen weiß. Da werde ich mal den Platzverwalter fragen. Und auch einen Fluss gibt es hier. Nach einigen Fotos gehe ich zurück zur Hütte.


-> Abendspaziergang über den Platz.


-> Auch einen Fluss gibt es hier.

Mittlerweile ist es schon Abend geworden. Die Hütten rechts und links von uns werden auch vermietet. Zwei Familien mit jede Menge Kindern und noch mehr Hunden werden zumindest für diese eine Nacht zu unseren Nachbarn. Was uns aber weder freut noch stört. Nach dem vielen Schnee- und Regenfahrten sind wir müde. Und so dauert es nicht lange, bis wir den Vorhang vor dem Fenster zuziehen.

 Tag 9 

Warum ist es so hell hier in unserer Hütte? Ein wenig verwirrt krabble ich aus meinem Schlafsack und schaue aus dem Fenster. Da scheint ja die Sonne!?!

Also wirklich, dass ich das noch erleben darf...

Heute Morgen also mal blauer Himmel und Sonnenschein. Ansonsten ist alles das gleiche bei mir. Ja, bei mir und nicht bei uns. Heute ist nämlich Trennung angesagt. Während meine beiden Reisegefährten noch einige Tage hier in Norwegen bleiben, mache ich mich heute auf nach Dänemark. Mein Bruder hat oben im Norden ein Ferienhaus gemietet, dort werde ich ihn besuchen. Also packe ich heute meine Sachen allein. Auch mein Motorrad belade nur ich. Johannes und Markus werden noch für eine weitere Nacht hier bleiben. Heute wollen sie nach Heddal, die dortige Stabskirche besuchen.

Mein Weg ist einfach: Immer auf der 9 Richtung Süden. Wahnsinnig spannend ist das leider nicht. Kaum Kurven, kein auf und ab, keine spektakulären Aussichten. Dafür ist das Wetter Klasse. Und das lockt auch die Norwegischen Motorradfahrer raus auf die Straße. Schließlich ist heute Sonntag. Und so werde ich regelmäßig überholt von denen, die es eiliger haben als ich. Und überhole meinerseits all die, die es langsamer angehen lassen. Um wenigstens eine kleine Abwechslung zu haben, mache ich einen kurzen Stopp am Reiärsfossen. Das ist zwar nur ein "Wasserfällchen" im Vergleich zu vielen anderen, die ich in den letzten Tagen hier in Norwegen gesehen habe, aber immerhin kann ich dabei eine Tasse Tee trinken und den vorbeihuschenden Motorradfahren zuwinken.


-> Kleine Pause am Reiärsfossen.

Kurz darauf halte ich an einer Tankstelle und gebe dort meine letzten Norwegischen Kronen aus. Viel zu früh erreiche ich dann Kristiansand. Es bleibt noch genug Zeit für einen kleinen Spaziergang durch die Fußgängerzone der Stadt. Zwar haben die Geschäfte heute zu, aber ich setze mich auf eine der vielen Bänke, trinke Tee und nasche ein paar Kekse, die ich mitgenommen habe. Dann mache ich mich auf den Weg zum Hafen. Das einchecken ist problemlose Routine, dann stehe ich in der langen Reihe mit einigen Autos und ganz vielen Wohnmobilen. Alle schauen wir zu, wie sich die gerade aus Hirtshalts angekommene Fähre leert. Es sind überwiegend Wohnmobile, die das Schiff verlassen. Eine ganze Armada aus allen möglichen Ländern Europas fallen in Norwegen ein und ich bin durchaus nicht böse, dass ich diese nun nicht vor mir auf der Straße habe.

Schließlich ist die Fähre leer und nun dürfen wir fahren. Ich bin der einzige Motorradfahrer, trotzdem darf ich als erster auf das Schiff. Schnell ist die Maschine mit den Gurten befestigt. Danach mache ich mich auf an Deck. Es dauert nicht lange, dann legen wir ab. Einen letzten Blick werfe ich auf Kristiansand, auf Norwegen.


-> Ein letzter Blick auf Kristiansand.


-> Wir starten durch Richtung Dänemark.

Was für ein merkwürdiger Urlaub. In den letzten Jahren hatten wir auf unseren Touren immer sehr viel Glück mit dem Wetter gehabt. Dieses Jahr war es eben anders. Ich denke, ich kann damit leben. Vor allem dann, wenn es im nächsten Jahr wieder trocken und warm ist. Egal, wohin es uns dann ziehen wird...

Pünktlich um 17:15 Uhr erreichen wir Hirtshalts. Von hier aus sind es nur rund 35 Kilometer bis Lökken, wo ich die nächsten Tage verbringen werde. Was ich dort alles erlebe, kannst Du hier nachlesen: Nordjütland, Dänemarks Spitze.

Wer schreibt hier?

  1. Detlev, Jahrgang '61
  2. Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
  3. Hobbyfotograf
  4. Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
that's me

Mehr über mich findest Du hier.

Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.

Viel Spaß dabei!


Warum eigentlich grüßen sich Motorradfahrer?

Irgendwann habe ich mir genau diese Frage gestellt und mich im Bekanntenkreis und auf den Motorradtreffs umgehört. Überraschenderweise konnte mir niemand so wirklich eine Erklärung dafür geben.



Hier der Versuch einer Antwort.




Du fährst gerne Motorrad?

Hier findest Du alle Artikel rund um das Motorradfahren.





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