Hämelschenburg
Wenn man auf der Hauptstraße durch den Ort "Hämelschenburg" fährt, kommt man ganz zwangsläufig an der gleichnamigen Burg vorbei. Was auch kein Wunder ist, führt diese Straße doch mitten durch das Burggelände. Zu "verdanken" haben die Burgherren (und -Damen) das den Nazis. Aber dazu später mehr.Wer von Süden kommt, dem fällt als erstes der große Südflügel des Schlosses auf.
Von hier aus führt ein Fußweg durch einen kleinen Park auf den Burghof. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, liegt das Schloss. Hier auf dieser Seite finde ich ein Cafe, einen Biergarten und einen Museumsshop, wo man sowohl Literatur über die Anlage als auch Karten für eine Schlossführung kaufen kann. Die nächste Führung beginnt in einer Stunde, und so habe ich Zeit, mich noch ein wenig umzusehen. Meinen Helm und auch die dicke Motorradjacke kann ich auch dort abgeben, was mir das umherlaufen doch sehr erleichtert.
Als erstes betrete ich die kleine Kirche, die sich unmittelbar neben dem Infobüro befindet.
"Hallo, darf ich hier fotografieren?" frage ich die Frau.
"Ja, natürlich" antwortet sie und so gehe ich erneut zwischen den beiden Sitzreihen nach vorne Richtung Altar und mache dabei einige Fotos.
Anschließend gehe ich wieder durch die Tür ins freie und bin ein wenig erschrocken, als mir ein vorbeifahrendes Auto fast über die Füße fährt. Der Bürgersteig vor der Tür ist wirklich sehr schmal. (Anmerkung: Im Jahr 2014 wurde der Eingang verlegt und befindet sich nicht mehr direkt an der Strasse. Die Kirche wird nun durch eine Tür vom Burghof aus betreten)
Ich habe noch etwas Zeit, bevor die Führung beginnt und beschließe, noch ein wenig durch den Garten zu gehen. Dort finde ich ein Gartenhaus, eine Wassermühle und ein Maleratelier, das heute aber leider geschlossen ist. Außerdem befindet sich dort eine Werkstatt für Holzspielzeug.
Jetzt wird es aber Zeit für mich, Richtung Schloss zu gehen, denn die Führung fängt bald an. Treffpunkt ist der kleine Platz vor dem Museumsshop und als ich dort ankomme, warten dort auch schon einige andere Besucher darauf, dass es losgeht. Auf die Minute pünktlich kommt dann ein Mann, hebt seinen Arm und verkündet lautstark, dass nun die nächste Führung beginnt. Gemeinsam überqueren wir die Straße und bevor wir durch das schmiedeeiserne Tor gehen, mache ich noch schnell je ein Foto von dem Schloss, sowie dem Wassergraben, der es umgibt.
Dreißig Jahre betrug die Bauzeit, und die Fertigstellung erlebte Jürgen Klencke nicht mehr mit. Er starb 1609, und sein ältester Sohn vollendete das Werk.
Die Führung führt uns durch mehrere Räume, teils noch mit historischen Möbeln. Und in jedem Raum kann unsere Schlossführer interessantes und auch amüsantes berichten. Schließlich stehen wir im Speisesaal, und nun werden wir auch aufgeklärt, warum die Hauptstraße mitten durch den Burghof führt. Und das passierte so:
Oberste Herrschaft der Familie Klencke ist die Herrschaft Gottes. Diesen Grundsatz blieben sie auch unter dem Naziregime treu, und verdeutlichten dies durch die Aufstellung einer Figurengruppe. Diese zeigt Jürgen Klencke und seine Frau Anna von Holle unter dem Kruzifix, gemeinsam mit ihren 14 Kindern. Warum diese Einstellung von den Nazis respektiert wurde, ist nicht klar, aber Schloss und Ort Hämelschenburg blieben immer ohne Ortsgruppenleiter. Nur eines konnten die Schlossbesitzer seinerzeit nicht verhindern: Den Bau der Straße mitten durch das Burggelände. Sie wurde angelegt, um die Anreise der NS-Anhänger zum alljährlichen Reichserntedankfest zu erleichtern, das auf dem Bückeberg in der Nähe von Hameln stattfand.
Während dieser Zeit wurden auch adlige Feriengäste beherbergt, gegen gutes Geld, versteht sich. Diese Einnahmen wurden benötigt, um das Schloss zu finanzieren. Bei Tisch aber war den Anwesenden jegliche politische Diskussion untersagt. Dafür sorgte ein Transparent, das über den Esstisch aufgespannt war, und auf dem stand:
und halt den Mund von Politik
Na, das nenne ich mal eine Ansage... :-)
Eine knappe Stunde lang dauert die Führung durch das Schloss, und die vergeht fast wie im Fluge. Kurzweilig, interessant und amüsant führt uns unser Guide durch die Räume und die Jahrhunderte, und ein wenig bedauere ich es, als wir wieder nach draußen und Richtung Museumsshop gehen. Ich wäre gerne noch eine Weile durch das Schloss gelaufen, und hätte den Geschichten gelauscht. Mit entsprechendem Applaus verabschieden wir unseren Schlossführer.
Ich gehe zum Museumsshop, um Jacke und Helm abzuholen, und kaufe mir bei der Gelegenheit gleich noch ein kleines Büchlein über die Burg. Dann gehe ich die Straße entlang Richtung Parkplatz. Einmal drehe ich mich noch um, und mache ein letztes Foto von der Hämelschenburg. Ja, es hat mir hier gefallen, und kann daher Burg und Kirche mit bestem Wissen für einen Besuch empfehlen.
Infos zur Burg im Internet:
schloss-haemelschenburg.de
Wer schreibt hier?
- Detlev, Jahrgang '61
- Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
- Hobbyfotograf
- Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
Mehr über mich findest Du hier.
Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.
Viel Spaß dabei!
Die schönsten Reisezitate
"Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut haben."
Nicht nur der berühmte deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt wusste, dass Reisen den Horizont erweitert :o)
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