Eine Motorradreise durch Wales
AnreiseEs ist immer wieder ein schönes Gefühl, mit der Fähre in einem anderen Land anzukommen. Von der Rampe des Schiffes auf fremden Boden zu rollen macht mir jedes Mal aufs Neue grossen Spass. So auch heute, als wir mit der Fähre aus dem niederländischen Hoek van Holland in Harwich im Südosten von England ankommen. Ich sitze recht entspannt auf meiner Versys, starte den Motor, als der Mann von der Schiffscrew das Zeichen dazu gibt, rolle gemütlich auf die Rampe zu und von dort dann herunter vom Schiff, bis wieder fester Boden unter den Reifen ist. Dann geht es raus aus dem Hafen, dabei sehe ich schon die ersten fremden Verkehrsschilder und muss hier in Grossbritannien auch daran denken, den Linksverkehr und die Meilen-Angaben zu beachten.
SO macht mir das Ganze Spass.
Weniger spassig sind allerdings die folgenden Stunden. Wir fahren quer durch das Land von Ost nach West, unser Ziel ist Bath im Südwesten von England. Die Strassen sind voll, teilweise stehen wir im Stau und kommen nur langsam voran. Insbesondere rund um zwei Kreisverkehre steht zeitweise alles still und wir sind froh, als wir den Grossraum London endlich hinter uns gebracht haben und den ruhigeren Westen Englands erreichen.
Pause irgendwo im nirgendwo von Englands Süden
Ohne festen Plan folgen wir einfach dem Weg und stehen kurz darauf vor der Abteikirche Bath. Ein wenig eingezwängt, aber trotzdem recht gross und beeindruckend steht sie da und wird als Fotomotiv von vielen Touristen genutzt. Das ist eines von zwei Dingen, die mir hier sofort auffallen: Es gibt jede Menge Touristen, insbesondere Asiaten. Das zweite ist der viele Müll. Vor allen Geschäften stapeln sich die Plastiksäcke mit Abfall. Ich weiss nicht, ob heute Abend noch die Müllabfuhr kommt und alles abholt oder ob hier der Müll immer vor der Tür liegt, jedenfalls ist das kein besonders schöner Anblick.
Wir schlendern durch kleine Gassen, kaufen uns ein Eis und geniessen die Sonne und die warmen Temperaturen. Ohne die dicken Motorradsachen macht das richtig Spass.
Seit 1987 gehört Bath zum Weltkulturerbe der UNESCO und als wir durch das teils doch recht malerische Städtchen schlendern, können wir durchaus auch verstehen, warum.
Nur den Müll, den müssen wir dabei 'ausblenden'.
Ein Spaziergang durch Bath
Ein Spaziergang durch Bath
Ein Spaziergang durch Bath
Ein Spaziergang durch Bath
Tag 1
Das Wetter ist sehr schön an diesem Morgen. So schön, dass wir uns entschliessen, draussen zu frühstücken. Ausser uns ist anscheinend niemand auf diese Idee gekommen, denn wir sind ganz allein auf der grossen Wiese. Dafür checken schon recht früh die ersten Gäste aus. Asiaten, ich weiss nicht, aus welchem Land sie kommen, sind anscheinend Frühaufsteher. Mit einem freundlich-schüchternen Lächeln huschen sie samt Koffer an uns vorbei in Richtung des Parkplatzes. Uns ist das egal, wir lassen uns das Frühstück schmecken.
Die Jugendherberge in Bath
Auf nach Wales
Aber davon ahnen wir jetzt gerade noch nichts und fahren daher guten Mutes in Richtung walisischer Grenze. Der kleine Ort Tintern ist unser erstes Ziel, genauer gesagt die Ruine von Tintern Abbey. Damit wir keinen grossen Umweg fahren müssen, queren wir den Bristolkanal auf einer Autobahnbrücke. Die ist eigentlich mautpflichtig, aber wir Motorradfahren werden einfach so durchgewunken. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht passiere ich die Schranke, an der die Fahrer der Autos, Wohnmobile, LKWs und Busse halten und ihre Portemonnaies zücken müssen. Die Aussicht von der Brücke ist recht spektakulär, allerdings gibt es an keiner Stelle die Möglichkeit, anzuhalten und Fotos zu machen. Daher fahren wir zügig durch auf die andere Seite des Kanals, der an dieser Stelle die natürliche Grenze zwischen England und Wales darstellt.
Kurz hinter der Brücke stehen wir dann im Stau. Auf der mehrspurigen Strasse ist es mehr ein 'STOP' als ein 'GO', aber wir nehmen es mit der Gelassenheit eines Urlaubers hin. Als ich neben einen kleinen Lieferwagen zu stehen komme, lässt der Fahrer die Scheibe herunter und fragt mich:
'Are you from Denmark?'
Verblüfft schaue ich ihn an und frage ihn, wie er denn auf Dänemark kommt. Er zeigt auf das Nummernschild von Markus' BMW, die vor mir steht und die das weisse 'D' auf blauen Grund als Nationalitätskennzeichen hat. Aah, jetzt verstehe ich.
'No, we are from Germany' erkläre ich ihm.
Nun ist er derjenige, der mich ungläubig anschaut.
'Germany? Where the hell ist a 'D' in 'Germany'? fragt er mich etwas gereizt und ich pruste fast laut los vor lachen. Zum Glück rollt genau in diesem Moment der Verkehr auf meiner Spur weiter und ich fahre los, ohne den Mann über dieses Phänomen aufzuklären. Da hat er heute Abend zu Hause etwas zu erzählen.
Tintern Abbey
Kurz darauf haben wir den Grund des Staus erreicht. Ein Bus hat sich in einem Kreisverkehr quer gestellt und blockiert nun drei der vier Spuren. Nachdem wir ihn hinter uns gelassen haben, kommen wir wieder zügig voran und es dauert nicht mehr lange, da rollen wir auf den Parkplatz von Tintern Abbey. Ich muss sagen, schon von hier sieht das ganze riesig aus. Die ganze Dimension des ehemaligen Zisterzienserklosters werden einem aber erst so wirklich bewusst, wenn man sich die Anlage von innen ansieht. Die ältesten Teile wurden in den Jahren 1131 bis 1136 gebaut. Die Anlage wurde jedoch in den folgenden Jahrhunderten ständig erweitert. Seit Mitte des 16. Jahrhundert wurde das Kloster dann nicht mehr bewirtschaftet und verfiel nach und nach. Kaum zu glauben, aber dieser riesige Bau geriet tatsächlich in 'Vergessenheit'. Erst Ende des 18. Jahrhundert wurde es wiederentdeckt und Anfang des 20. Jahrhundert umfangreich renoviert. So gilt Tintern Abbey heute als die am besten erhaltene Kirchenruine in Wales und wird momentan von der walisischen Denkmalschutzbehörde Cadw verwaltet.
Und die erhebt aktuell 6,50 Pfund
Das ehemalige Zisterzienserkloster Tintern Abbey
Das ehemalige Zisterzienserkloster Tintern Abbey
Das ehemalige Zisterzienserkloster Tintern Abbey
Caerphilly Castle
Von Tintern aus fahren wir weiter Richtung Westen. Auf kleinen Strassen umfahren wir grossräumig Newport, die drittgrösste Stadt von Wales und steuern auf Caerphilly zu. Der Ort selbst zieht uns weniger an, es ist das gleichnamige Castle, das wir uns ansehen wollen. Und Caerphilly Castle ist nicht irgendein Schloss, sondern nach Windsor Castle in London die zweitgrösste Burg in ganz Grossbritannien.
Caerphilly Castle,die zweitgrösste Burg in ganz Grossbritannien
Caerphilly Castle,die zweitgrösste Burg in ganz Grossbritannien
Immer weiter nach Westen
Unser Weg führt uns weiter Richtung Westen. Einen kurzen Zwischenstopp machen wir noch an einem Aussichtspunkt, der direkt an der A4061 liegt, der 'Bwlch-y-clawdd Road'. Keine Ahnung, wie man das ausspricht, aber die Strasse ist einfach nur schön zu fahren. Das sehen anscheinend auch die Waliser so. Bisher sind wir nur recht wenig anderen Motorradfahrern begegnet, aber als wir hier an dem Aussichtspunkt stehen, kommen so einige vorbeigefahren. Wir schauen abwechselnd auf die vorbeihuschenden Maschinen auf der Strasse und auf die schöne Aussicht mit Blick auf das Dorf Cwmparc, bis wir uns schliesslich selbst wieder auf den Weg machen.
Aussicht an der 'Bwlch-y-clawdd Road'
Unschlüssig sehen wir uns um. Schliesslich lesen wir die Buchungsbestätigung, die wir uns am Morgen in Bath haben ausdrucken lassen und finden den Hinweis, dass wir den Weg mit dem 'Durchfahrt verboten'-Schild nehmen müssen. Das ist eine schmale Schotterpiste, die ungefähr in Richtung Meer führt. Wir folgen dem Weg und stehen kurz darauf vor einem verschlossenen Tor. Dahinter befindet sich eine Wiese, auf der schon einige Camper ihre Zelte aufgebaut haben. Zu Fuss versuche ich von hier aus die Jugendherberge zu finden und tatsächlich, gut versteckt hinter hohen Büchen entdecke ich sie, direkt am Meer gelegen mit einer superschönen Aussicht auf das Wasser. Der Herbergsvater kommt direkt mit mir mit. Er hat den Schlüssel für das Tor, durch das wir nun quer über die Campingwiese bis in der Nähe der Herberge fahren und dort die Maschinen abladen können. Danach müssen wir die Motorräder allerdings wieder zurück vor das Tor bringen, dort müssen sie stehen bleiben. Einige PKW sind hier bereits abgestellt. Mit diesem 'Parkhandicap' müssen die Besucher der Jugendherberge hier leider leben. Die Betreiber haben keine Erlaubnis bekommen, dass ihre Gäste direkt am Haus parken dürfen. Etwas umständlich finden wir das schon, aber die schöne Lage samt Aussicht entschädigt uns dafür.
Motorradparkplatz
Die Jugendherberge Port Eynon
Die Jugendherberge Port Eynon
Die Welt ist ein Dorf. Und die Globalisierung hat auch Wales längst erreicht .
Tag 2
In der Nacht bin ich einige Male wach geworden. Ein lautes Gewitter ist über Port Eynon hinweggezogen und hat jede Menge Regen auf den Ort herunterprasseln lassen. Als ich am Morgen aufwache, denke ich an die vielen Camper, die quasi gleich um die Ecke auf der grossen Wiese in ihren Zelten übernachtet haben. Hoffentlich haben die alles gut überstanden.
Wir frühstücken, packen dann unsere Sachen und machen uns auf dem Weg zu unseren Motorrädern. Beim auschecken erzählt uns Dianne, die 'Herbergsmutter', über ihre Reisen nach Indien und Südamerika und dass sie und ihr Mann Martin hier 'ihren' schönsten Ort auf Erden gefunden haben. Es muss ein tolles Gefühl sein, an seinen persönlichen Favoriten dieser Welt zu leben. Nicht, das ich mich dort, wo ich wohne, unwohl fühle. Aber spontan fallen mir bestimmt ein halbes Dutzend Orte ein, an denen ich mir ebenfalls sehr gut vorstellen könnte, mich niederzulassen ;-)
Auf dem Weg zu unseren Motorrädern kommen wir wieder an den Campern vorbei. Die sind richtig im Stress. Sie schöpfen das Wasser aus ihren Zelten und hängen nasse Schlafsäcke und andere Dinge zum trocknen raus. Da hat der Regen heute Nacht anscheinend richtig zugeschlagen. Zum Glück ist es heute Morgen trocken, teilweise schaut sogar die Sonne zwischen den Wolken hervor. Da sollte es mit dem trocknen klappen. Auch rund um unsere Maschinen haben sich grosse Pfützen gebildet, durch die wir uns aber nicht beim festzurren unseres Gepäcks stören lassen. Kurz darauf rollen wir über die kurze Schotterpiste zurück bis in den Ort und machen uns auf Richtung Westen.
Laugharne Castle
Wir verlassen die Halbinsel Gower über kleine, kurvenreiche Strassen. Markus hat sein Navi gut im Griff, wir fahren wirklich schöne Strecken. Die Strassen hier sind rechts und links zumeist von höhen Büschen eingerahmt und das fahren macht hier mächtig Spass.
Viele der Strassen werden von hohen Hecken eingerahmt
Die Ruine von Laugharne Castle
Wir verlassen Laugharne und fahren weiter Richtung Westen. Dabei halten wir uns immer recht dicht an der Küste, bis wir Tenby erreichen. Am Rande der Stadt stellen wir die Motorräder ab und machen uns zu Fuss auf Richtung Stadt. Die Aussichten auf das Meer und vor allem auf die Stadt, die wir dabei haben, sind durchaus recht spektakulär.
Blick auf den Strand
Blick auf den Ort
Blick auf den Ort
Kleine Stadt am Meer: Broad Haven
Es ist bereits Nachmittag, daher fangen wir an, nach einer Unterkunft für die Nacht zu suchen. Hier in der Nähe gibt es die YHA Manorbier, aber dort ist kein Platz mehr frei. Lediglich in einem grossen Zelt abseits des Hauptgebäudes könnten wir unterkommen, aber das wollen wir nicht. Also fahren wir weiter und versuchen es als nächstes in Broad Haven. Dort bietet man uns drei Plätze in einem Sieben-Bett-Zimmer an, sonst ist nichts mehr frei. Wir haben mittlerweile bereits nach sechs Uhr, daher beschliessen wir, dass Angebot anzunehmen und hier zu bleiben.
Die Jugendherberge Broad Haven
Broad Haven: Fussweg von der JH in die Stadt
Broad Haven: Blick auf den kleinen Ort
Sonnenuntergang in Broad Haven
Als wir schliesslich ins Bett gehen, sind wir die ersten auf unserem Zimmer, das heute Nacht mit fünf Männern belegt ist. Mir ist das im Augenblick egal, denn kaum liege ich im Bett, schlafe ich auch schon ein.
Tag 3
Zu fünft im 7-Bett-Zimmer war nicht so wirklich toll. Ständig wälzte sich jemand hin und her, hustete oder stand auf und ging zur Toilette. Darum habe ich nicht besonders gut geschlafen. Um kurz nach sieben stehe ich dann unter der Dusche und kurz darauf sitze ich im Wintergarten der Jugendherberge, um zu frühstücken. Zwar würden die Temperaturen es auch heute zulassen, draussen auf der Terrasse zu essen. Aber die vielen Mücken, die es hier gibt, stören dort doch sehr. Kurz nach mir kommen auch Johannes und Markus, gemeinsam lassen wir uns in aller Ruhe das Frühstück schmecken.
So ist es fast 10 Uhr, als wir auf unseren Motorrädern in den Tag starten. Heute wollen wir zumindest tagsüber mehr durch das Landesinnere fahren. An der Küste ist es sehr voll, auch auf den Strassen machen sich die 'Bank-Holidays' bemerkbar. Daher lenken wir die Maschinen Richtung Osten. Das Wetter ist zwar nicht das allerbeste, aber es ist trocken und wir sind auf den kleinen und engen Strassen meist alleine unterwegs. Hin und wieder halten wir an, um die Aussichten zu geniessen. Die Landschaft ist sehr grün, man merkt, dass in dieser Region recht viel Regen herunter kommt.
Schöne Aussichten im südlichen Wales
Schöne Aussichten im südlichen Wales
Schöne Aussichten im südlichen Wales
Nach knapp zwei Stunden Fahrt kommen wir in den Ort Carmarthenshire. Der liegt direkt am Teify, einem zumindest an dieser Stelle recht breiten Fluss. Eine alte Brücke führt darüber und wir nutzen das für einen kleinen Fotostopp. Anschliessend wollen wir dann auf der anderen Seite der Brücke in einem Pub eine Cappuccino-Pause machen. Auf dem Parkplatz nebenan stehen bereits einige Motorräder und auch Autos. Als wir allerdings ebenfalls dort unsere Maschinen abstellen wollen, stellt sich uns der Parkwächter in den Weg. Ohne Worte, nur mit eindeutigen Gesten verweigert er uns die Zufahrt. Auf unsere Frage, warum, bekommen wir keine Antwort. Er verzieht nur angeekelt das Gesicht und gibt uns noch einmal das klare Zeichen, das wir verschwinden sollen. Wir können nur vermuten, was diesen Menschen gebissen hat. Aber gut, wenn wir hier nicht willkommen sind, dann eben nicht.
Brücke über den Teify in Carmarthenshire<
Blick auf den Teify in Carmarthenshire<
'Beic modur gwyn'
Das sind keine Hieroglyphen, das ist walisisch und bedeutet schlicht und einfach 'weisses Motorrad'
Wie das allerdings ausgesprochen wird, weiss ich auch nicht so genau ... :o)
Von Brücken und Legenden: Devil's Bridge
Am frühen Nachmittag erreichen wir dann 'Devil's Bridge'. Dieser Ort steht eigentlich in jedem Reiseführer und wird dort als 'spektakuläre Brücke' angepriesen. Dementsprechend viel ist hier los. Wir stellen unsere Maschinen ab und machen uns zu Fuss auf den Weg. Bei der Brücke handelt es sich nicht nur um eine, sondern gleich um drei Brücken, alle übereinander gebaut. Die erste soll schon im 11. Jahrhundert entstanden sein, die zweit, darüber liegende stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. 1901 schliesslich wurde die dritte Brücke obendrauf gesetzt. Sie ist eine reine Eisenbrücke und alle drei überspannen den Fluss Mynach.
Welcome to Devil's Bridge
Dies ist die Kurzform der Legende. Und ehrlich gesagt, finde ich die spannender als die Brücke(n) selbst. Und irgendwie kommt mir diese Geschichte auch bekannt vor. In ganz ähnlicher Form wird sie über den Bau des Aachener Doms erzählt.
Da geht's lang
Die Brücken von Devil' Bridge
Der Fluss Mynach ist eigentlich mehr ein Flüsschen
Kurz, nachdem wir Machynlleth Richtung Osten verlassen haben, sehen wir einen Abzweig zu 'Grandma's Garden', offensichtlich einem Hotel. Kurz entschlossen folgen wir dem kleinen Weg und stehen kurz darauf vor einem recht nobel aussehenden 'Plas Dolguog-Hotel'. Mit "Grandma's Garden' ist der nahegelegene Golfplatz gemeint. Die vielen Luxuskarossen, die vor dem Haus stehen, lassen uns zweifeln, ob das hier unsere Kragenweite ist. Trotzdem stampfe ich einfach mal hinein und frage nach. Die junge Frau an der Rezeption mustert mich in meiner Motorradkluft recht skeptisch, bietet mir dann aber doch ein Einzel- und ein Doppelzimmer an. Allerdings zu Preisen, die eigentlich ausserhalb unseres Budgets liegen. Aber ein Blick auf die Uhr, die mittlerweile schon nach sieben anzeigt, überzeugt uns schliesslich. Wir nehmen uns vor, am nächsten Morgen beim Frühstück den Kühlschrank leer zu essen, dass muss bei diesen Preisen einfach drin sein :o)
Das 'Plas Dolguog-Hotel' in Machynlleth
Tag 4
Es regnet. Und der Himmel sieht auch nicht so aus, als würde es schon bald damit aufhören. So ein Mist. Es ist das erste Mal auf dieser Tour, dass wir im Regen aufstehen. Ich hätte nichts dagegen, wenn es auch das letzte Mal wäre.
Immerhin müssen wir uns heute nicht selber um unser Frühstück kümmern. Da wir in einem Hotel sind, bekommen wir das serviert. Wir haben die Wahl zwischen einem 'full Welsh breakfast' oder Lachs mit Ei. Dazu gibt es jede Menge Toast mit Marmelade und verschiedene Sorten Müsli. Die Briten scheinen keine ausgiebigen Frühstücker zu sein, was mich bei dieser recht spartanischen Auswahl aber auch nicht wundert. Die meisten kommen in den Frühstücksraum, schaufeln das Essen in sich hinein und sind dann auch schon wieder weg. Wir erregen tatsächlich etwas Aufmerksamkeit, als wir je eine zweite Kanne Tee und Kaffee bestellen und die auch noch in aller Ruhe leermachen. So etwas kennt man hier anscheinend kaum.
Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen. Mittlerweile hat es zum Glück aufgehört zu regnen, wenn auch der Himmel immer noch grau und Wolkenverhangen ist. Ganz im Gegensatz zu dem grün der Wiesen und Bäume. Die Aussicht von meinem Balkon ist dementsprechend quasi eine Orgie in Grün- und Grautönen. Es scheint, als regnet es hier öfter. Wir nutzen die momentane 'Trockenzeit', beladen die Motorräder und starten in den Tag.
Aussicht vom Balkon meines Hotelzimmers
Unser Motorradparkplatz vor dem 'Plas Dolguog-Hotel'
Holzbrücke bei Penmaenpool
Aussicht an der walisischen Westküste
Gegen Gebühr, versteht sich.
Das schönste Schloss in Wales? Blick auf Harlech Castle
Wir fahren heute fast schon den ganzen Tag lang durch den "Snowdonia-Nationalpark". Und das merken wir auch. Eine sehr schöne Landschaft, tolle Strassen und sehr viel Grün, all das bekommen wir hier in Hülle und Fülle geboten. Und warum es hier so grün ist, wird uns auch klar, als es wieder zu regnen beginnt. Trotz der noch relativ frühen Uhrzeit beginnen wir daher, nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Davon gibt es hier anscheinend nicht viele, zumindest finden wir keine. Dafür machen wir noch eine Pause in der Nähe von Rhyd Ddu. Hier hat gerade eine historische Eisenbahn einen Halt eingelegt und bunkert Kohle für die Lokomotive. Da just in diesem Moment auch der Regen aufhört, machen wir einen kleinen Fotostopp. Hier ist einiges los. Viele Passagiere des Zuges stehen auf dem Bahngleis, vertreten sich die Beine oder machen wie wir Fotos.
Pause der historischen Eisenbahn in Rhyd Ddu
Pause der historischen Eisenbahn in Rhyd Ddu
Das 'Basecamp Wales' in der Nähe von Llanllyfni
Unsere "Luxussuite" :o)
Nach dem Essen machen wir noch einen kleinen Spaziergang. In der Ferne sehen wir den Mount Snowdon, den mit 1085 Metern Höhe höchsten Berg in Wales und gleichzeitig Namensgeber des Snowdonia-Nationalparks. Laut Tim ist der Gipfel von hier aus fast immer in Wolken gehüllt - so leider auch Heute.
Blick auf den Mount Snowdon, der wie fast immer in Wolken gehüllt ist
Tag 5
Heute starten wir für unsere Verhältnisse recht spät in den Tag. Es ist fast halb elf, als wir vom Parkplatz unserer Unterkunft rollen. Dabei fühle mich irgendwie so 'erleichtert'. Kein Wunder, denn da wir hier im 'Basecamp Wales' zwei Nächte bleiben, habe ich meine Seitentaschen abgemacht und habe lediglich den Tankrucksack als Gepäck dabei. Und noch einen weiterer Vorteil haben wir mit unserer 2-Nächte-Buchung: Heute Abend müssen wir uns keine Unterkunft suchen. Kein ärger also mit 'Bank-Holidays' oder ähnlichen Dingen. Dafür allerdings ist der Himmel grau und trüb, hoffentlich bleibt es trocken.
Caernafon Castle
Wir lenken unsere Vorderräder gen Norden. Ziel ist die Insel Anglesey im Nordosten von Wales, die wir heute erkunden möchten. Ausserordentlich weit fahren wir allerdings zunächst nicht, denn nach ungefähr 15 Kilometer halten wir bereits wieder an. Wir stehen in dem örtchen Caernafon vor dem gleichnamigen Schloss. Von aussen fällt es gar nicht sofort auf, aber es handelt sich um eine Burgruine. Bereits Ende des 11. Jahrhunderts stand hier eine 'Motte', also eine überwiegend aus Holz errichtete Burg. Erst im späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts rissen die Engländer dieses nieder und errichteten an dessen Stelle dieses doch recht imposante Schloss als Symbol der englischen Herrschaft über die Waliser.
Caernafon Castle
Auch ohne walisische Sprachkenntnisse eindeutig
1986 schliesslich wurden die Burg und auch die Stadtmauer von Caernafon auf die Liste als Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Wie schon das Kloster Tintern Abbey wird auch Caernafon Castle von der walisischen Denkmalschutzbehörde Cadw verwaltet.
Auf der Insel Anglesey
Wir sind genug gelaufen und setzen uns wieder auf unsere Motorräder. Kurz fahren wir mitten durch die Innenstadt von Caernafon und bestaunen dabei auch die Ausmasse der Stadtmauer, die wirklich beeindruckend ist. Anschliessend folgen wir für ein kurzes Stück der A487, die teilweise direkt an der Küste entlang führt und biegen dann auf die A55. über die 'Britanniabrücke' überqueren wir die 'Menaistrasse', eine Meeresenge, die zwischen Nordwales und der Insel Anglesey liegt.
Anglesey empfängt uns mit total überfüllten Strassen. Gleich die erste Abfahrt nutzen wir, um die A55 zu verlassen, aber auch auf den kleineren Strassen ist jede Menge los. Das ändert sich erst, als wir Richtung Küste abbiegen. Und mit dem abnehmenden Verkehr werden auch die Wolken weniger, was uns natürlich beides ausserordentlich gut gefällt. Wir machen eine kleine Pause an einem Parkplatz und auch, wenn der Himmel noch nicht ganz klar ist, geniessen wir die Aussicht.
Pause an der Westküste von Anglesey
Leuchtturm South Stack
Leuchtturm South Stack
Westküste in der Nähe des Leuchtturms South Stack
Grundsätzlich aber sind solche Erlebnisse eine Ausnahme. Die meisten Waliser erkennen uns recht schnell als Deutsche und überraschen uns immer wieder mit ein paar deutschen Wörtern. Ob beim Tanken oder im Supermarkt, ob im Pub oder am Abend in den Unterkünften: Ein freundliches 'Guten Tag' oder 'Auf Wiedersehen' hören wir sehr oft.
Wir verlassen 'South Stack' und fahren nun quer über die Insel Richtung Osten nach Holyhead. Das ist die grösste Stadt auf Anglesey und von hier aus fahren die Fähren hinüber in das irische Dublin. Es ist schon früher Nachmittag, daher gönnen wir uns am Rande des Ortes einen kleinen Snack. Anschliessend folgen wir eine Zeitlang der Ostküste der Insel und haben auch hier immer wieder sehr schöne Aussichten.
Schöne Aussichten auf der Insel Anglesey
Die Menai-Bridge verbindet Nordwales mit der Insel Anglesey
Infotafel an der Menai-Bridge
Durch den Snowdonia Nationalpark
Obwohl es mittlerweile bereits früher Abend ist, fahren wir nicht auf dem direkten Weg zu unserer Unterkunft, sondern schlagen einen Bogen durch den Snowdonia Nationalpark. Und werden dafür mit engen Strassen, vielen Kurven und Hügeln belohnt. Und mit Aussichten, die uns immer wieder anhalten und ein Foto machen lassen.
Grün, grüner, Snowdonia Nationalpark
Schliesslich wird es Zeit, Richtung unseres 'Basecamp Wales' zu fahren. Zuvor machen wir noch einen Stopp im Supermarkt von Llanllyfni. Zuletzt hatten die Wolken wieder zugenommen und als wir auf unsere Maschinen in den Ort rollen, fängt es an zu regnen. Obwohl wir uns beeilen und es von hier aus nicht weit zu unserer Unterkunft ist, werden wir doch ziemlich nass. Zurück im 'Basecamp' erkennt Tim direkt unser Dilemma und zeigt uns den Heizungsraum, in dem es schön warm ist und wo wir unsere Sachen zum Trocknen aufhängen können. Echt Klasse.
Frisch geduscht und mit trockenen Outfit stehen wir bald darauf in der Selbstversorgerküche und machen uns etwas zu essen. Anschliessend sieht die Welt draussen auch schon wieder viel schöner aus. Die Wolken haben sich anscheinend ausgeregnet, zumindest sind sie verschwunden und haben einen wolkenlosen Himmel hinterlassen. Das lässt für Morgen hoffen.
Abendlicher Blick vom Balkon unserer Unterkunft im "Basecamp Wales
Tag 6
Ich weiss nicht warum, aber ich bin sehr früh wach an diesem Morgen. Bereits um halb sieben sitze ich mit einem Becher Tee in der Hand vor dem Eingang unserer Unterkunft auf einen Stuhl und lasse mir die Morgensonne ins Gesicht scheinen. Ein herrlicher Tag kündigt sich an und ich geniesse die morgendliche Ruhe und die bereits jetzt schon angenehmen Temperaturen.
Morgenstund hat ... Sonne im Gesicht :o)
Abschied vom 'Basecamp Wales'
Rund drei Stunden später haben wir dann gefrühstückt, unsere Sachen gepackt, das Gepäck an den Motorrädern verstaut und stehen abreisefertig neben unseren Maschinen. Ich habe Tim meinen Fotoapparat in die Hand gedrückt, damit er ein Foto von uns macht. Auch für ihn waren wir etwas Besonderes: Wir waren seine ersten Gäste, die auf dem Boden geschlafen haben, wie er uns lachend versichert. Dann bleiben wir wohl bei ihm noch für einige Zeit in (hoffentlich guter) Erinnerung.
Time to say goodbye ... Abschiedsfoto am "Basecamp Wales"
Fahrt durch den Snowdonia-Nationalpark
Fahrt durch den Snowdonia-Nationalpark
Fahrt durch den Snowdonia-Nationalpark
Es ist früher Mittag, als wir aus dem Augenwinkel in der Nähe des Ortes Bala etwas abseits der Strasse ein Haus sehen, das wie eine Mischung aus Cafe und Motel wirkt. Kurz entschlossen setzt der vorne fahrende Markus den Blinker, wir biegen ab auf die Zufahrt des Hauses und stehen dann vor dem 'White Water Centre'. Was wir von der Strasse aus nicht sehen konnten, ist der Fluss Tryweryn, der direkt hinter dem Haus verläuft. Und der Tryweryn ist nicht nur irgendein Fluss, sondern er wird durch eine Dammfreisetzung entgegen der Flussrichtung weiter oben zu einem richtigen Wildwasser mit Stromschnellen. Das Wasser saust hier vorbei und wer möchte, kann sich direkt am Wasser auf eine schöne Terrasse setzen und den Anblick geniessen. Aber diese Stromschnellen sehen nicht nur optisch gut aus, sondern werden hier auch zu verschiedene Arten von Wassersport genutzt, zum Beispiel zum Rafting. Es können Touren gebucht werden und egal ob Anfänger oder Profi, hier soll jeder auf seine Kosten kommen.
Im "White Water Centre"
Im "White Water Centre"
Während unserer Pause nimmt leider die Bewölkung zu. Wir bemerken das erst, als wir uns auf unsere Maschinen setzen und weiterfahren. Aus dem blauen Himmel wird mehr und mehr ein grauer Himmel. An der schönen Landschaft ändert das nichts, mehr als einmal bleiben wir stehen, um ein Foto zu machen. Die Strassen sind oftmals sehr schmal, wir drücken uns an den Strassenrand, wenn einer von uns mal wieder die Kamera zückt.
Unterwegs in Wales
Unterwegs in Wales
Unterwegs in Wales
Ungefähr 2,5 Stunden und einige Kilometer später biegen wir in der Nähe von 'Welshpool' ab auf die Zufahrt von 'Castle Powis'. Auf dem riesigen Parkplatz stehen wirklich Unmengen von Autos. Jede Menge Menschen sind unterwegs, entweder hin zur Burg oder von dort zurück zu ihren Fahrzeugen. Entspannt ist anders. Als wir dann, wie immer die 'offiziellen' Parkplätze ignorierend, weiterfahren und unsere Motorräder in unmittelbarer Nähe der Burg abstellen, beginnt es zu regnen. 'Shit happend', würde der Waliser wohl dazu sagen. Wir wollen den Regen bei einer Besichtigung des Schlosses überbrücken, aber der Eintrittspreis ist uns dann doch zu hoch. Stattdessen stellen wir uns in dem Burgtor unter, das in den dicken Mauern eingelassen ist. Zufällig steht hier auch ein Eiswagen, was wir natürlich direkt ausnutzen. Wir sind nicht die einzigen, die das so machen und in dem schmalen Durchgang wird es immer voller. Zum Glück lässt der Regen bald nach. Wir machen einige Fotos, sitzen wir wieder auf und fahren weiter.
Powis Castle
Powis Castle
Eine Unterkunft in Brecon
Am frühen Abend erreichen wir schliesslich die YHA Brecon Beacons, die recht abgelegen ausserhalb des Ortes Brecon am nördlichen Rand des Brecon Beacons Nationalpark liegt. Besonders gut gefällt mir das Haus nicht und dass dort keine Betten mehr für uns frei sind, kann ich problemlos akzeptieren. Aber die Arroganz des Mitarbeiters am Empfang stösst mir doch ziemlich sauer auf. Der junge Mann hält sich offensichtlich für etwas ganz besonderes. Die Sonne, die sich mittlerweile wieder durch die Wolken gekämpft hat, bringt meine Laune aber recht schnell wieder zurück nach oben. Wir fahren in die Innenstadt von Brecon und haben gleich beim ersten B&B, an dem wir anhalten, Erfolg. Hier im "Borderers Guest House" ist Platz für uns. Die Motorräder finden im abgeschlossenen Innenraum Platz und werden zudem noch von zwei scharfen Wachhunden bewacht.
Das Borderers Guest House in Brecon
Gut bewacht: Unsere Motorräder
Nachdem wir unsere Sachen auf den Zimmern verstaut und uns 'ausgehfein' gemacht haben, machen wir uns auf Richtung Innenstadt. Von unserer Unterkunft aus ist das nicht weit. Bereits nach wenigen Metern werden wir von einem Mann in ungefähr unserem Alter angesprochen. Ob wir etwas suchen würden, er uns helfen könne, möchte er wissen. Wir antworten, dass wir ein nettes Lokal suchen, in dem wir essen und ein Feierabendbierchen geniessen können. 'Follow me' sagt der Mann und schon geht es los, er vorweg und wir neben bzw. hinter ihm her. Zwischendurch fragt er uns, woher wir kommen und als wir das übliche 'Dortmund' sagen, sind wir schon mitten in einem Gespräch über Fussball verwickelt. Selbst hier in Wales scheint Jürgen Klopp, der ehemalige Dortmunder Fussballlehrer, der nun in Liverpool tätig ist, recht beliebt zu sein. Nebenbei folgen wir der Hauptstrasse, biegen zweimal ab und stehen dann vor dem 'The George Weatherspoons', einem Hotel mit Restaurant und Pub. Hier verabschiedet sich unser 'Cityguide' von uns und geht nach Hause. Wir hingegen setzen uns in den sonnigen Wintergarten des Pubs, bekommen ein schmackhaftes Essen serviert und lassen den Tag mit einem nicht minder leckeren Bier ausklingen.
Diesmal war der Tipp von einem "local" genau richtig ;-)
Tag 7
Beim Frühstück fragen wir unsere Vermieterin, ob wir bei ihr noch eine Nacht verlängern können. Hier hat es uns wirklich gut gefallen und von hier aus könnten wir eine schöne Rundtour machen. Aber leider hat sie nichts mehr frei.
Eine Viertelstunde später steht sie freudestrahlend wieder bei uns am Frühstückstisch. Sie hat sich umgehört und eine Unterkunft für uns gefunden. Hier in Brecon, wir können sogar sofort hinfahren und die Zimmer beziehen. Das nenne ich mal einen tollen Service. Kurz telefoniere ich mit dem Vermieter, der nicht nur einen sympathischen Eindruckt macht, sondern für die Zimmer auch noch einen recht günstigen Preis nennt. Wir verabreden, dass wir in ungefähr eine Stunde bei ihm sind. Denn auch, wenn wir uns freuen, dass wir schon eine Unterkunft für die nächste Nacht haben, so wollen wir doch in aller Ruhe zu Ende frühstücken ;-)
Gut eine Stunde später stehen wir dann vor dem 'Old Castle Farm Guest House'. Mit dem Vermieterehepaar verstehen wir uns sofort. Wir bringen alles, was wir heute tagsüber nicht benötigen, auf die Zimmer, dann starten wir die Motorräder und fahren Richtung Norden.
Das "Old Castle Farm Guest House" in Brecon
Wirklich weit haben wir es nicht. 'Hay-on-Wye' ist unser Ziel, das erste und bis heute grösste so genannte Bücherdorf. Rund dreissig Kilometer sind es bis dahin. Bereits einige Kilometer davor sehen wir Park&Ride-Möglichkeiten, an denen man sein Fahrzeug abstellen und sich von einem Pendelbus in den Ort bringen lassen kann. 'Hay', wie es die Einheimischen kurz und knapp nennen, ist nämlich gnadenlos voll, denn hier findet zurzeit das jährlich 'Hay Festival of Literature & Art' statt, das Literaturfestival. Wir machen es wie immer, ignorieren die Parkplätze und fahren mitten hinein in die völlig überfüllte Stadt. Dort haben wir dann tatsächlich Mühe, Parkplätze für unsere Maschinen zu bekommen. Erst nach einigen Suchen werden wir fündig und können dann entspannt durch die Stadt schlendern.
Hay-on-Wye
Hay-on-Wye
Und natürlich kaufe ich mir auch ein Buch. Ich hätte gerne einen englischen Reiseführer über das Ruhrgebiet oder das Münsterland mit nach Hause genommen, denn aus der Gegend komme ich ja. Aber leider finde ich so etwas nicht. Also kommt ein Buch über das Rheinland in mein Gepäck. Das ist nicht so weit von mir entfernt und ausserdem bin ich des öfteren dort, denn ich habe da Bekannte.
Auf dem Literaturfestival in Hay-on-Wye
Auf dem Literaturfestival in Hay-on-Wye
Auf dem Literaturfestival in Hay-on-Wye
Auf dem Literaturfestival in Hay-on-Wye
Wir verlassen Hay-on-Wye wieder Richtung Süden. Allerdings nicht, ohne dass ich mir fest vornehme, noch einmal wieder zu kommen. Es muss ja nicht unbedingt während des Literaturfestival sein .
The Welsh Whisky Company
Wir fahren den gleichen Weg zurück, den wir am Morgen von Brecon nach 'Hay' genommen haben. Nur einen kleinen Zwangsstopp legen wir ein, als ein Schafsherde über die Strasse zu ihrer neuen Weide getrieben wird.
Schafe haben hier Vorfahrt
Der Brecon Beacons National Park
Die Whisky-Brennerei in Penderyn zu finde ist nicht schwer. Schon früh ist die 'Welsh Whisky Company' ausgeschildert Und so rollen wir auf den Parkplatz der Destillerie, die von aussen recht unscheinbar aussieht. Im Reiseführer haben wir gelesen, dass hier stündlich Führungen angeboten werden und wir hoffen, kurzfristig an einer teilnehmen zu können.
Die Welsh Whisky Company in Penderyn
An der anschliessenden Verköstigung nehmen wir als Motorradfahrer dann allerdings nicht teil. Eigentlich schade, denn hier wird der Whisky recht grosszügig ausgeschenkt, die verschiedenen Sorten können wirklich ausgiebig getestet werden. Wir bekommen dafür aber als 'Ersatz' je eine kleine Probierflasche mit auf dem Weg, so dass wir am Abend unser eigenes Tasting veranstalten können.
Im Shop der Welsh Whisky Company
Welsh Whisky Company
Welsh Whisky Company
Es ist zwar mittlerweile bereits später Nachmittag, aber das Wetter ist einfach zu schön, als dass wir das nicht ausnutzen wollen. Daher drehen wir noch eine ausgiebige Runde durch den 'Brecon Beacons National Park'. Und stehen dabei gleich vor einer Herausforderung. Hier ist ein grosses Gebiet abgesperrt, in dem die Tiere frei herumlaufen können. Und genau durch dieses Gebiet läuft eine schöne Strasse, die eigentlich zum entspannten Fahren einladen würde. Aber die Schafe, Pferde, Kühe und Bullen, die wir sehen und die direkt neben und auch auf der Strasse frei herumlaufen, lassen das nicht zu. Stattdessen ist höchste Konzentration angesagt, wer weiss, ob eines dieser lieben Tierchen nicht plötzlich seine Richtung ändert.
Tierische Begegnungen im Brecon Beacons National Park
Nachdem wir uns in unserm Guesthouse Stadtfein gemacht haben, machen wir uns zu Fuss auf Richtung Innenstadt. Im Biergarten des direkt am Ufer des Flusses Usk gelegenen 'Watergate Fish Bar & Cafe' legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein und lassen dann anschliessend den Tag wie gestern im 'The George Weatherspoons' mit einem leckeren Essen ausklingen.
Heimreise
Heute ist es unser letztes Frühstück in hier Wales. Zum Abschied bekommen wir noch einmal ein 'full Welsh breakfast'. Dazu wie immer jede Menge Toast und Marmelade.
Anschliessend packen wir unsere Sachen und verstauen sie an den Maschinen. Hierin sind wir nun beinahe schon Profis. Dann starten wir gen Heimat.
Wir fahren auf kleinen Strassen Richtung Osten. Das Wetter ist gut und da wir jede Menge Zeit haben nutzen wir das und meiden nicht nur die Autobahnen, sondern auch grössere Landstrassen. So tasten wir uns langsam vor, bis wir am frühen Nachmittag 'Stratford-upon-Avon' erreichen, den Geburtsort von William Shakespeare. Unsere Idee, hier zu übernachten und uns Shakespeare Geburtshaus anzusehen, scheitert daran, dass wir keine Unterkunft finden. Die bekommen wir dafür einige Kilometer weiter in einem Ort namens 'Warwick', von dem ich noch nie vorher etwas gehört habe, das sich aber als recht nette und ansehnliche Kleinstadt entpuppt.
Es ist wohl etwas dran an dem Spruch 'Reisen bildet' :o)
Das Städtchen Warwick in England
Das Städtchen Warwick in England
Mistley: Warten auf die Flut
Hat auf ihrer ersten "grossen" Tour ohne Probleme durchgehalten: Meine Versys
Später am Abend stehen wir dann an Deck unserer Fähre, die um Mitternacht ablegen wird. Es ist bereits dunkel, die Hafenlichter leuchten zu uns herüber und immer neue LKWs verschwinden im Minutentakt im Bauch des Schiffes. Wir lassen unsere Tage in Wales Revue passieren und sind uns einig, dass es uns Spass gemacht hat, dieses Land zu besuchen.
Abend an Deck der Fähre
'Wales? Was gibt es denn in Wales?' fragen sie und fast klingt es ein wenig abfällig.
'Wenn ihr wüsstet' denke ich bei mir, schaue hinaus auf das dunkle Meer und denke zurück an Burgen und Klöster, Brücken und Sagen, Küsten mit schönen Sonnenuntergängen und einsamen Leuchttürmen, an Nationalparks und Whiskybrennereien. Und an Menschen, die sich wirklich darüber freuten, dass wir ihr kleines Land besuchen.
'Good by Wales' sage ich in Gedanken zu mir selbst. 'Hope to see you again.'
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Wer schreibt hier?
- Detlev, Jahrgang '61
- Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
- Hobbyfotograf
- Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
Mehr über mich findest Du hier.
Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.
Viel Spaß dabei!
Warum eigentlich grüßen sich Motorradfahrer?
Irgendwann habe ich mir genau diese Frage gestellt und mich im Bekanntenkreis und auf den Motorradtreffs umgehört. Überraschenderweise konnte mir niemand so wirklich eine Erklärung dafür geben.
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