Bad Zwischenahn
Auf Bad Zwischenahn bin ich eher zufällig aufmerksam geworden. Auf einem Flyer, der in einem Hotel in
=> Greetsiel ausgelegen hat, machte der Ort Werbung für einen Besuch. Besonders der „Park der Gärten“ klang für mich recht interessant. Als ich dann auf dem Nachhauseweg von Ostfriesland auch noch auf der A28 an der Abfahrt „Zwischenahner Meer“ vorbeifuhr, beschloss ich, dass ich diesen Ort doch einmal besuchen sollte. Und in diesem Jahr ist es nun soweit.
Bad Zwischenahn liegt westlich der Stadt Oldenburg im Landkreis „Ammerland“. Der Ort ist gemessen an der Einwohnerzahl die größte Gemeinde im Kreis. Und er liegt am Bad Zwischenahner Meer, dem drittgrößten Binnensee Niedersachsens. Zwei Tage bin ich hier vor Ort und bin gespannt, was ich hier alles sehen und erleben werde.
Tag 1: Stadt und Kurpark
Herzstück von Bad Zwischenahn ist der Kurpark. Dieser erstreckt sich von der Kurklinik am Wellnesszentrum im Osten bis zur Sankt Johannes Kirche am Marktplatz im Westen. Ich beginne meine Erkundung am Wellenbad im Osten und als erstes fällt mir auf, dass hier kein Eintritt für den Kurpark gezahlt werden muss. Keine Zäune versperren den Weg, es gibt keine Drehtüren, durch die man sich quetschen muss – alles ist offen und frei zugänglich. Und so schlendere ich ohne Grenzen an Wellenbad und Reha-Zentrum entlang in Richtung Bad Zwischenahner Meer. Zunächst gehe ich an einer Imbissbude vorbei, dann erreiche ich einen kleinen Spielplatz, der nach dem Kinderbuchautoren Janosch benannt ist. Janosch hat mehrere Jahre hier in Bad Zwischenahn gelebt, daher hat der Ort ihm und seiner Tigerente diesen Spielplatz gewidmet. Auch einen Steg, der über das Wasser führt gibt es hier und natürlich kann ich es mir nicht verkneifen, darüber zu laufen.
Janosch Spielplatz
Schmaler Steg hinaus auf das Wasser
Schmaler Steg hinaus auf das Wasser
Vom Janosch-Spielplatz laufe ich weiter am Ufer entlang. Hier gibt es eine Bootsvermietung, aber bevor ich auf eigener Faust über das Meer schippere, fahre ich doch lieber mit einem Ausflugsschiff der Weißen Flotte. Der Bootsanleger liegen nur wenige Meter von dem Bootsverleih entfernt. Ich habe Glück und in wenigen Minuten startet eine Rundfahrt auf dem Zwischenahner Meer. Also schnell eine Fahrkarte kaufen und rauf auf das Schiff. Das Wetter ist so gut wie perfekt: Leichter Wind, viel Sonne und eine tolle Sicht auf das glitzernde Wasser. Vom Schiff aus kann man die schöne Landschaft rund um das Zwischenahner Meer bewundern. Es gibt zwei Zwischenstopps: Einer in Rostrup, von wo aus man in circa zwanzig Minuten zu Fuß zum „Park der Gärtner“ gelangt. Der zweite Stopp ist in Dreibergen, wo unter anderem ein Sandstrand lockt. Die Fahrt über die rund 550 Hektar Wasserfläche ist entspannend und bietet eine wunderbare Gelegenheit, die Ruhe und den weiten Blick über das Wasser zu genießen. Abgerundet wird die 70-minütige Fahrt von vielen Infos, die per Bordlautsprecher abgespielt werden. Motorboote sind auf dem Zwischenahner Meer übrigens verboten. Nur die Fähren der Weißen Flotte und die Rettungsboote der DLRG dürfen mit dem Moter auf dem Meer unterwegs sein. Stattdessen tummeln sich Wassersportbegeisterte mit SUP, Segelbooten oder Windsurf-Brettern auf der „Perle des Ammerlandes“.
Bootsvermietung
Mit der Weißen Flotte auf dem Zwischenahner Meer
Mit der Weißen Flotte auf dem Zwischenahner Meer
Mit der Weißen Flotte auf dem Zwischenahner Meer
Mit der Weißen Flotte auf dem Zwischenahner Meer
Zurück an Land begegnet mir eine ganz besondere Figur: Mainzelmännchen Det. Er steht als Denkmal ganz in der Nähe des Schiffsanleger und ist eine fröhliche Hommage an die beliebten ZDF-Figuren und seinem Schöpfer, Wolf Gerlach. Der hat die letzten 24 seines Lebens in Bad Zwischenahn verbracht, bevor er 2012 hier verstarb. Aber Vorsicht: Det ist gerade mal 30 cm groß und kann daher leicht übersehen werden.
Mainzelmännchen Det
Ich gehe weiter Richtung Wandelhalle. Direkt davor steht eine Art Denkmal. Zu sehen ist ein großer und oben fast ebener Stein, auf dem zwei Aale und eine kleine Ente zu sehen sind. Der Aal ist der wohl berühmtesten Fisch des Zwischenahner Meeres, denn er spielt schon seit langer Zeit eine bedeutende Rolle für die regionale Küche. Und warum ist die kleine Ente dabei? Wer das genau wissen möchte, sollte einfach mal über ihren Kopf streichen.
Aal-Denkmal
Die Wandelhalle sehe ich mir nur von außen an. Dort finden regelmäßig verschiedene Veranstaltungen statt, momentan ist es allerdings ruhig darin. Genauso ruhig wie in dem kleinen Musikpavillon direkt nebenan. In dem Sommermonaten finden hier immer wieder Konzerte statt, heute allerdings herrscht auch hier Stille. Dafür sind die beiden hier aufgestellten Skulpturen „Die Musizierenden“ und „Der Lauscher“ auf jeden Fall einen Blick wert.
Mein Weg führt mich weiter am Ufer entlang, vorbei an dem Alten Kurhaus aus dem Jahr 1874. Das hat eine recht wechselhafte Vergangenheit und wird heute unter anderem für Konzerte und Vorträge genutzt. Auch ein Restaurant befindet sich hier und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Essen bei der Aussicht auf das Zwischenahner Meer besonders gut schmeckt.
Nur wenige Meter weiter stehen zwei beeindruckenden Villen, die ich auch schon auf meiner Schiffstour vom Wasser aus gesehen habe. Auf dem ersten Blick sehen sie identisch aus, daher werden sie auch die „Zwillingsvillen“ genannt. Bei näherem Hinsehen fallen aber durchaus kleine Unterschiede auf. Gebaut wurden Sie von dem Inhaber der örtlichen Kornbrennerei, angeblich für seine beiden Töchter. Ein Blickfang sind die Zwillingsvillen auf jedem Fall und ich kann mir gut vorstellen, dass die Aussicht von dort auf das Zwischenahner Meer wirklich sehenswert ist.
Zwillingsvillen
In unmittelbarer Nähe steht auch der Wasserturm. Mit seinen 35 Metern Höhe ist das denkmalgeschützte Gebäude wirklich nicht zu übersehen. Die Aussicht von dort oben soll sehr schön sein, nur leider ist der Turm aufgrund seiner Baufälligkeit momentan geschlossen. Somit bleibt mir heute leider nur der Blick von außen.
Wasserturm
Mein Weg führt mich weiter bis zur katholischen St. Marien-Kirche. Fast wäre ich daran vorbeigelaufen, denn von außen erinnert das Gebäude eher an ein Bürokomplex als an eine Kirche. Nur eine unscheinbare Aufschrift weist darauf hin, dass es sich hier um ein Gotteshaus handelt. Umso beeindruckender ist dann das innere der Kirche. Über eine Treppe gehe ich hinauf in den ersten Stock und stehe im Kirchenraum. Der ist recht nüchtern gestaltet und nur durch einen Zufall entdecke ich eine kleine Kapelle direkt nebenan. Die ist komplett mit Kieseln und Halbedelsteinen ausgestaltet und ein riesiger Achat dient als Altar. Wirklich sehr außergewöhnlich und besonders.
Kirche St. Marien
Kirche St. Marien
Kirche St. Marien
Von St. Marien aus führt mich der Weg weiter und bald darauf erreiche ich den Marktplatz mit dem Rathaus, einem Wels-Denkmal und der St. Johanneskirche. Die Kirche ist schon von außen sehenswert. Das Gebäude aus rotem Backstein ist zusammen mit ihrem freistehenden Glockenturm ein imposanter Anblick. Und auch ein Besuch im inneren der Kirche lohnt sich. Eine barocke Kanzel mit verschiedenen Kanzelbildern und ein imposanter Flügelaltar sind nur zwei von vielen Sehenswürdigkeiten in dieser 1124 erstmals erwähnten Kirche.
St. Johanneskirche
St. Johanneskirche
St. Johanneskirche
St. Johanneskirche
Zurück auf dem Marktplatz ist neben einem kleinen Wasserspiel ein großer Wels mit offenem Maul nicht zu übersehen. Hier wurde dem Zwischenahner Riesenwels ein Denkmal gesetzt. Im Jahr 1979 wurde so ein stattliches Wels-Exemplar von zwei Männern im Zwischenahner Meer gesehen. Als ein weiterer Mann kurz darauf beobachtet haben wollte, dass so ein Wels an Land kam und einen Dackel gefressen hat, war das Interesse der Medien geweckt. Weit über die Grenzen von Bad Zwischenahn hinaus bis ins Ausland wurde von dem Riesenwels berichtet. Gesehen wurde er nicht mehr, aber trotzdem lockt er immer noch viele Besucher an. Die Ammerländer Antwort auf Nessie, sozusagen.
Zwischenahner Riesenwels
Zwischenahner Riesenwels
Vom Marktplatz aus gehe ich nun langsam zurück Richtung Kurklinik. Dabei laufe ich diesmal nicht durch den Kurpark, sondern schlendere über die Peterstraße. Das ist die Flanier- und Shoppingmeile Bad Zwischenahns, die vom Marktplatz aus Richtung Osten führt. Hier befinden sich jede Menge kleine Läden und Boutiquen sowie Cafés und Restaurants. Und hier steht auch das Geburtshaus von Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler. Der Erfinder der Schüßler-Salze ist ein Sohn der Stadt und wurde mit seinen Salzen weltbekannt. Das Haus selbst kann zwar nicht besichtigt werden, aber davor wurde ihm zu Ehren eine Büste errichtet.
Büste von Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler
Ich beschließe den Tag in einem der vielen Restaurants. Heute gab es viel zu sehen: interessantes und spannendes, witziges und imposantes. Und ich freue mich auf Morgen, denn da wartet unter anderem der „Park der Gärten“ auf mich.
Tag 2: Natur und Geschichte
Heute besuche ich den Park der Gärten. Er liegt ein wenig außerhalb von Bad Zwischenahn, am Rande des Ortes. Ich fahre mit dem PKW dorthin. Der große und kostenlose Parkplatz ist gut ausgeschildert und in wenigen Minuten erreicht. Durch den Eingangsbereich betrete ich den Park und werde gleich von bunten Blumen und einem großen Schild begrüßt.
Begrüßung im Park der Gärten
Entstanden ist der „Park der Gärten“ aus der Landesgartenschau 2002. Auf 14 Hektar verfügt er heute über mehr als 90 Mustergärten, Pflanzensammlungen und verschiedenen Ausstellungen. Es macht Spaß, durch die Anlage zu schlendern und sich inspirieren zu lassen. Anregungen für den eigenen Garten findet man hier jedenfalls jede Menge.
Unterwegs im Park der Gärten
Unterwegs im Park der Gärten
Unterwegs im Park der Gärten
Auch ein Aussichtsturm befindet sich hier. Zu übersehen ist er mit seinen fast zwanzig Metern Höhe eigentlich nicht. Wer die 78 Stufen bis nach ganz oben läuft, wird mit einer schönen Aussicht auf den Park belohnt.
Aussichtsturm im Park der Gärten
Blick vom Aussichtsturm auf den Park der Gärten
Blick vom Aussichtsturm auf den Park der Gärten
Wer sich für Pflanzen und Landschaftsgestaltung interessiert, sollte hier auf jeden Fall mehrere Stunden einplanen, denn es gibt an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. Und wer zwischendurch eine Pause braucht, der findet in der Parkgastronomie sowohl Mittagsangebote als auch Kaffee und Kuchen.
Nach so viel Garten fahre ich zurück in den Ort und noch einmal in den Kurpark. Dort befindet sich nämlich auch das „Ammerländer Freilichtmuseum“. Das habe ich gestern nicht mehr besucht und hole es daher heute nach.
Angefangen hat die Geschichte dieses Museums im Jahre 1919 mit zwei Bauernhäusern aus der Zeit um 1695. Im Laufe der Jahre sind mehr und mehr Gebäude hinzugekommen. Heute sind es 17 Häuser und Nebengebäude, die mitten im Kurpark stehen und zum Teil auch besichtigt werden können. Herzstück und auch Highlight des Museums ist das große Bauernhaus. Hier wird anschaulich gezeigt, wie Menschen und Tiere früher unter einem Dach gelebt haben. Eine Feuerstelle als Mittelpunkt des Hauses ist zu den Stallungen offen, zu den Schlafräume und die „gute Stube“ durch Wände abgetrennt. Möbel und Alltagsgegenstände werden ebenfalls gezeigt.
Bauernhaus im Ammerländer Freilichtmuseum
Bauernhaus im Ammerländer Freilichtmuseum
Bauernhaus im Ammerländer Freilichtmuseum
Neben dem Bauerhaus besichtige ich auch das „Heuerhaus“, also das Haus, in dem der Knecht mit seiner Familie wohnte, und werfe auch einen Blick in die Dorfschmiede. Und im Anschluss besuche ich die Windmühle, einen 21 Meter hohen Galerieholländer. Auch die Mühle kann besichtigt werden und von der umlaufenden Galerie hat man, vorbei an den 11,20 Meter langen Flügeln der Mühle, einen schönen Blick auf den Kurpark und das Bad Zwischenahner Meer.
Windmühle im Kurpark
Windmühle im Kurpark
Windmühle im Kurpark
Ich verlasse nun den Kurpark und mache mich auf zu einem kleinen Spaziergang in Richtung Osten. Ziel ist eine weitere Mühle, die allerdings wohl wesentlich bekannter ist. Die „Rügenwalder Mühle“ liegt am Ortsrand von Bad Zwischenahn und ist vom Kurpark aus in gut eineinhalb Kilometern zu erreichen.
Der Weg dorthin führt mich durch die ländliche Gegend und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf die umliegenden Felder und Wiesen. Und auch viele Bäume stehen hier und die „verstecken“ die Mühle so gut, dass ich sie erst sehen kann, als ich schon fast davor stehe. Und sie sieht auch genauso aus wie in der Fernsehwerbung der Firma Rügenwalder Mühle. Wirklich überrascht bin ich dann aber, als ich erfahre, dass sie ein Neubau aus dem Jahre 2012 ist.
Rügenwalder Mühle
Rügenwalder Mühle
Ursprünglich war die Mühle nur ein Logo, aber da so viele Kunden danach gefragt haben, hat sich die Firma zu diesem Bau entschlossen. Aber auch, wenn dies keine historische Mühle ist, hat mir dieser voll funktionsfähige Neubau gefallen.
Der Rückweg führte mich durch das Grün der umliegenden Landschaft zurück nach Bad Zwischenahn. Der Spaziergang hat Spaß gemacht und ich gehe nun zurück Richtung Kurpark. Ein Gebäude steht dort noch, dass ich besuchen möchte und das ist das traditionelle Restaurant Spieker. Das Restaurant ist in einem ehemaligen Speicher untergebracht und gehört auch zum Freilichtmuseum. Hier kann man sowohl im Gebäude eine Tisch auswählen oder draußen im Garten. Wer sich für den Garten entschieden hat, sollte trotzdem mal einen Blick in den Speicher selbst werfen. Hier dominieren dunkles Holz und heller Backstein und vermitteln einen recht rustikalen Charme. Und auch Weisheiten für das tägliche Leben werden hier geboten.
Spieker-Weisheit
Mit einen gutem Essen beschließe ich meinen Aufenthalt in Bad Zwischenahn. Meine beiden Tage waren geprägt von einer gelungenen Mischung aus Natur, Kultur und Geschichte. Aber auch, wer einfach nur eine kleine Auszeit sucht, wird hier inmitten einer malerischen Landschaft fündig. Mir hat die Kombination aus beeindruckenden Parks, geschichtsträchtigen Gebäuden und
ländlichem Charme jedenfalls wirklich gut gefallen.
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