Greetsiel: Mehr als Windmühlen und Fischkutter
Greetsiel ist der wohl meist besuchte Ort in Ostfriesland. An der Westküste, ca. 30 Autominuten von Emden entfernt gelegen, hat der Ort jede Menge Freunde, besonders in NRW. Tatsächlich gibt es viele, die den Ort nicht nur dem Namen nach kennen, sondern sogar schon einmal dort waren. Insbesondere die Zwillingsmühlen und der Kutterhafen werden dann immer wieder genannt.
Also machen wir uns auf gen Norden und gucken uns das auch mal an
Wer mit dem eigenem Fahrzeug anreist, lässt das außerhalb des Ortes auf einen großen Parkplatz stehen und macht sich zu Fuß auf Richtung Greetsiel. Und kommt dann sogleich an den beiden Windmühlen vorbei: Die eine ist rot und beinhaltet ein Mühlenmuseum, ein Café und einen Mühlenladen, in der anderen, grünen, befindet sich eine Teestube. Uns interessiert das Mühlenmuseum in der roten Mühle. Im Laden an der Kasse kaufen wir uns ein Ticket und steigen dann eine Leiter hinauf. Oben angekommen, gehen wir durch eine Tür nach draußen auf eine umlaufende Plattform und genießen die Aussicht.
Schon vom Parkplatz aus zu sehen: Die rote Windmühle
Ausblick von der Plattform der Windmühle
Ausblick von der Plattform der Windmühle
Danach erkunden wir das innere der Mühle. Und das ist durchaus sehenswert: Mächtige, ineinander verzahnte Mühlenräder aus Holz drehen die außen angebrachten Windflügel. Auch der Weg von Schrot und Mehl wird gezeigt, bis hin zu den Sammelbehältern, in denen das fertige Produkt gesammelt wird. An mehreren Stellen sind Infoblätter angebracht, auf denen das Prinzip der Windmühlen erklärt wird. Wirklich sehenswert.
Im Mühlenmuseum
Im Mühlenmuseum
Im Mühlenmuseum
Aber Achtung: Wer die Mühle besichtigen will, muss fit und gut zu Fuß sein. Hier geht es über Leitern teilweise sehr steil hinauf und hinab.
Hier geht es hinunter
Wir verlassen die Mühle und gehen weiter Richtung Ort. Dabei überqueren wir eine Brücke, von der aus man auf der rechten Seite das "Schöpfwerk-Haus" steht. Dieses heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude diente einst zur Entwässerung des Binnenlandes.
Immer der Strasse folgen
Blick auf das Schöpfwerk-Haus
Linker Hand ist ein kleiner Bootssteg, von dem aus in den wärmeren Monaten Bootstouren durch die kleinen Kanäle angeboten werden. Das würde mich durchaus reizen, aber wir sind im November hier, da ist das kleine Kassenhäuschen leer und verschlossen. Daher gehen wir weiter, halten uns an der Gabelung links, vorbei an dem Souvenirgeschäft und folgen der schmalen Straße Richtung Ort. Und hier tauchen dann rechts und links Geschäfte auf, teilweise Bekleidung, teilweise Mitbringsel, auch ein Gummibärchenladen gibt es hier und sogar einen Afrika-Shop.
Afrika in Ostriesland
Wir folgen dem Weg und laufen dabei direkt auf die reformierte evangelische Marienkirche zu. Von 1380 soll sie sein und wenn ich mir dieses leicht schiefe und vom Wind gebeugte Gebäude ansehe, dann glaube ich das sofort. Ganz oben, auf dem Dachreiter des Kirchenschiffes, befindet sich eine Wetterfahne. Sie ist um 1700 entstanden und gilt als älteste kirchliche Schiffswetterfahne in ganz Niedersachsen.
Der Glockenturm lehnt nicht direkt an der Kirche, sondern steht ein wenig abseits. Das ist nicht untypisch für den Norden. Der Baugrund hier ist nicht besonders tragfähig. Beim Läuten der Glocken, die bis knapp einer Tonne wiegen, entstehen Schwingungen. Wenn der Turm mit der Kirche verbunden wäre, würde dies zu Rissen im Mauerwerk führen.
Der Turm der Marienkirche in Greetsiel
Die Marienkirche in Greetsiel
Wetterfahne auf dem Kirchendach in Greetsiel
Wir haben Glück und die Kirchenpforte ist geöffnet. Innen fällt sofort die grüne Spiegeldecke ins Auge, bei der auf jegliche Verzierung verzichtet wurde. Auf der linken Seite, ungefähr in der Mitte der Kirche, befinden sich eine Grabmalplatte sowie die Kanzel aus dem Jahr 1669. Sie ist mit geschnitzten Ornamenten versetzt, die sich auch in der Liedtafel an der Wand wiederfindet. Über dem Eingang befindet sich die Orgel. Sie ist neueren Datums, stammt aus dem Jahr 1963 und wurde von dem Berliner Orgelbauer Carl Schuke erbaut. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche, vor der Ostwand, befindet sich eine Empore, die mit Bibelsprüche verziert ist. Ein Taufbecken sowie ein Abendmahltisch sind ebenfalls in dieser erstaunlich kleinen und schlichten Kirche zu sehen.
Bemerkenswert finde ich auch, dass die Bankreihen, in denen die Gläubigen sitzen, durch Türen geschlossen sind. In früherer Zeit haben die Kirchenbesucher ein Stövchen als Fußwärmer mitgebracht und durch die geschlossenen Türen wurde die Wärme in der Bank gehalten. Mittlerweile wurde dort aber eine Heizung eingebaut.
Im inneren der Marienkirche zu Greetsiel
Blick auf die Orgel
Die Kanzel aus dem Jahr 1669
Grabmalplatte und Taufbecken
Empore mit Bibelsprüchen
Wir verlassen die Kirche. Wer sich hier links hält, der kommt zur Touristeninformation. Wir aber gehen nach rechts und biegen dann gleich wieder links ab und kommen sozusagen zum Höhepunkt des Ortes: Der Sielstraße, deren Häusern mit wirklich sehr schönen und abwechslungsreichen Hausfronten versehen sind.
Hier bekommt man sehr leckeres Eis, hier befindet sich die Teestube "Poppinga's Alte Bäckerei", die gleichzeitig auch ein Museum ist, hier gibt es Restaurants für den kleinen und großen Hunger und hier laden Bänke zum sitzen und gucken ein.
Häuser in der Sielstrasse
Wer genug hat vom sitzen, essen und gucken geht einige Schritte weiter zum Hafen und bewundert die Krabbenkutter, von denen eigentlich immer einige vor Ort liegen. Hier in Greetsiel soll Deutschlands größte Kutterflotte liegen. 25 Schiffe sind es, die einmal im Jahr auch Touristen mitnehmen. Dann findet hier nämlich der "Greetsieler Kutterkorso" statt, ein ganz großes Spektakel.
Der Hafen von Greetsiel
Der Hafen von Greetsiel
Der Hafen von Greetsiel
Wir folgen dem Weg am Hafen entlang, der sich nun rechts von uns befindet. Links laden noch einige Geschäfte und Cafés zum verweilen ein, aber wir halten uns hier nicht auf, sondern gehen geradeaus weiter. Von hier aus machen wir nun eine kleine Wanderung zum Sperrwerk Leysiel. Eigentlich braucht man hier immer nur dem Weg folgen, nur an einer Weggabelung rechts halten und dann immer weiterlaufen. Greetsiel bleibt hinter uns, dafür sind nun rechts und links Wiesen und Felder, später noch ein Deich, auf denen die Schafe blöken und uns hinterher sehen. Wir befinden uns im Naturschutzgebiet Leyhörn. Unmengen von Vögel fliegen hier und es ist ein ständiges Schwirren und Schreien in der Luft. Riesige Schwärme fliegen gleichzeitig auf, verdunkeln dann den Himmel, bevor sie sich wie auf ein Kommando wieder auf den Wiesen niederlassen.
Zu Fuss durch das Naturschutzgebiet Leyhörn
Zu Fuss durch das Naturschutzgebiet Leyhörn
Zu Fuss durch das Naturschutzgebiet Leyhörn
Zu Fuss durch das Naturschutzgebiet Leyhörn
Irgendwann erreichen wir dann das Sperrwerk Leysiel. Hier befindet sich die Seeschleuse, durch der alle Boote aus Greetsiel fahren müssen, wenn sie in die offene Nordsee möchten. Der Vorteil ist, dass die Schiffe durch diese Schleuse unabhängig von Ebbe und Flut hinaus auf die Nordsee fahren können.
Das Sperrwerk Leysiel
Das Sperrwerk Leysiel
Das Sperrwerk Leysiel
Wir überqueren das Sperrwerk und folgen dem Weg zurück Richtung Greetsiel. Ein paar Meter weiter fährt ein Kutter Richtung Sperrwerk, die Segel gleiten zwischen dem Gras hindurch, das sieht schon ein wenig unreal aus.
Bald darauf erreichen wir wieder Greetsiel. Am Ende des Hafens machen wir einen Schwenk nach links und gehen über eine kleine Brücke, unter der sich das alte Sieltor befindet. Rechts davon liegt ein Kanal, "Neues Greetsieler Außentief" genannt. Anschließend kommt ein kleiner Platz, "Am Markt". Und spätestens hier kann dann der große Hunger gestillt werden. Ein Restaurant steht hier neben dem anderen, da ist wirklich für jeden etwas dabei. Da lassen wir uns nicht lange bitten und entern einen der kulinarischen Tempel, der unserem Geschmack entspricht. Und werden nicht enttäuscht.
Blick auf das neue Greetsieler Außentief
"Am Markt" in Greetsiel
Greetsiel am Abend
Einige Zeit später sind unsere Mägen voll. Draußen ist es mittlerweile dunkel, aber genau das gefällt uns. Wir haben nämlich gehört, dass der Ort am Abend recht schön beleuchtet sein soll. Also gehen wir noch einmal auf Fotopirsch. Hier eine kleine Ausbeute:
Zum Abschluss unserer Runde im Dunkeln befinden wir uns an den beiden Windmühlen und somit auch an dem Parkplatz, wo wir unser Auto geparkt haben. Und wir verlassen Greetsiel mit der Gewissheit, dass der Ort tatsächlich mehr ist als "nur" Windmühlen und Fischkutter.
Aber Achtung: Greetsiel gehört sicher zu den schönsten Orten an der ostfriesischen Küste. Damit aber auch zu den meistbesuchten. In den Sommermonaten herrscht hier ein ordentliches Gedränge. Aber in der Vor- oder Nachsaison kann man recht entspannt durch die Straßen schlendern.
Übrigens: Dort oben im Norden sagt man "Moin". Und das zu jeder Tages-und Nachtzeit. Wer "Moin Moin" sagt, hat sich sogleich als Tourist geoutet. Oder als Zugezogener, der es immer noch nicht gelernt hat.
Zum Abschluß noch einige Impressionen von Greetsiel:
Weiterführende Links zu Greetsiel:
greetsiel.de
greetsiel.org
wikipedia.de
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