Lüneburg - Die Stadt auf dem Salz
Salzmetropole, Hanse- und Universitätsstadt, Namensgeberin für die Lüneburger Heide und über 1.000 Lenze jung - all das ist Lüneburg. Die Stadt wirbt damit, die "Offenheit einer Weltstadt, das Angebot einer Metropole, die Persönlichkeit einer Kleinstadt und die Liebe eines Dorfes" zu vereinigen. Ein großer Anspruch für den zwischen Hamburg und Hannover gelegenen Ort.Durch das Salz, das in einem Salzstock unter dem Ort liegt, erlangte Lüneburg im Mittelalter Reichtum und Ansehen, wurde sogar Teil der mächtigen Hanse. Um 1600 herum verlor die Stadt jedoch ihr Salz-Handelsmonopol, blieb zwar bis ins 17. Jahrhundert der Hanse verbunden, hatte da jedoch bereits ihren Glanz und ihre wirtschaftliche Kraft hinter sich gelassen. Das Lüneburg sich seit Oktober 2007 wieder "Hansestadt" nennen darf, verdankt sie dem Glück, dass sie während des Zweiten Weltkrieges unzerstört blieb. Daher weist sie noch immer ein geschlossenes, mittelalterlich anmutendes Bild auf. Ein Umstand, der heute viele Touristen anlockt.
So wie uns auch ;-)
Wir fahren mit dem Zug nach Lüneburg und gehen vom Bahnhof aus zu Fuß Richtung Innenstadt. Zunächst überqueren wir den Lösegraben, anschließend die Ilmenau. Von deren Brücke aus haben wir bereits unser erstes Ziel im Blick, den Wasserturm.
-> Über die Brücke der Ilmenau, die schmale Gestalt des neuen Wasserturms bereits im Blick
Wir interessieren uns für den NEUEN Wasserturm, um genau zu sein. Während der alte vor allem die Saline mit Frischwasser versorgte, sollte der neue, zwischen 1905 und 1907 gebaut, die Trinkwasserversorgung der Bürger sicherstellen. Aber bereits 1913 war klar, dass sein Volumen von 500 m³ Wasser viel zu wenig war, da diese Menge gerade mal für einen Vormittag ausreichte. Daher wurde der Turm mindestens einmal aufgestockt und blieb so immerhin bis zum Sommer 1986 im Betrieb.
-> Der neue Wassertum
-> Im ehemaligen Wasserbehälter des neuen Wassertums
-> Auch eine kleine Ausstellung zum Thema Wasser findet sich hier
-> Aussicht von der Besucherplattform auf Lüneburg
-> Aussicht von der Besucherplattform auf Lüneburg, im Vordergrund der Kirchturm der
-> Die St. Johannis-Kirche: Rückansicht
Der Großteil der St. Johannis-Kirche wurde 1372 fertiggestellt. Auch, wenn danach noch einige weitere Ausbauten folgten, ist sie damit trotzdem einer der ältesten Kirchen in ganz Niedersachsen. Sehenswert ist sicher der Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert. Er zeigt die Kreuzigung Christi im Zentrum, sowie links und rechts davon Szenen aus der Passions- und Ostergeschichte. Die Orgel dagegen ist nicht nur optisch ein Hingucker. Ihr hat schon Johann Sebastian Bach gelauscht, der ab dem Frühjahr 1700 zwei Jahre lang als Schüler der Partikularschule des Michaelisklosters in Lüneburg lebte.
-> Altar
-> Orgel
-> Seitenfenster
Nach dem Bau sah der Baumeister, was er angerichtet hatte. Daraufhin stieg er die Treppen zum Kirchturm hoch und stürzte sich voller Scham durch ein Fenster in die Tiefe. Allerdings fuhr gerade in dem Moment ein Heuwagen vorbei. Der Baumeister landete weich und überlebte den Sturz. Er dachte bei sich: "Wenn ich nach diesem Sprung noch lebe, dann muss es Gottes Wille sein, dass der Turm so schief ist." Mit dieser Gewissheit wollte er das Ereignis feiern, betrank sich in einer Kneipe, fiel dort von der Bank, brach sich das Genick und war tot. |
Wir verlassen die Kirche, die sich am östlichen Ende eines recht geschichtsträchtigen Platzes befindet: "Am Sande" liegt im Zentrum der Stadt und ist umgeben von überwiegend mittelalterlichen Bürgerhäusern, in denen sich heute jedoch in erster Linie Geschäfte und Gastronomie befinden. Im Mittelalter war das hier DER Warenumschlagplatz der Stadt. Hier verliefen die wichtigen Handelswege nach Braunschweig und Magdeburg sowie nach Hamburg und Lübeck. Gehandelt wurden unter anderem Bier und Korn, Fisch und Bauholz. Und natürlich Salz. Damals war der Platz ungepflastert, also sandig. Daher sein Name.
-> Heute ordentlich gepflastert: Der Platz "Am Sande"
-> "Am Sande": Blick auf die St. Johannis-Kirche
-> Nur von aussen zu besichtigen: Die Industrie- und Handelskammer
Von hier aus gehen wir zum Salzmuseum. Ja, das gibt es hier wirklich. Schließlich verdankt Lüneburg seinen Reichtum im Mittelalter eben jenem Salz, das in einem Salzstock unter der Stadt gefunden wurde. Salz war sehr begehrt, mit ihm wurden damals die Lebensmittel konserviert. über 1.000 Jahre lang bestimmte Salz das Leben der Stadt. Im Jahre 1980, nach der Stilllegung der letzten Produktionsstätten der Lüneburger Saline, wurde das Salzmuseum im 1924 erbauten Siedehaus errichtet. Hier erfährt der Besucher Wissenswertes, Interessantes, Spannendes und auch Kurioses über das "weiße Gold". Interessant und kurzweilig ist der Rundgang hier auf jeden Fall.
-> Eingang zum Salzmuseum
-> Hier finden die Besucher Informationen rund um das Thema Salz
-> Hier finden die Besucher Informationen rund um das Thema Salz
-> Hier finden die Besucher Informationen rund um das Thema Salz
-> Hier finden die Besucher Informationen rund um das Thema Salz
Vom Salzmuseum ist es ein netter kleiner Spaziergang hinüber zum Kalkberg. Dieser müsste eigentlich "Gipsberg" heißen, denn auch, wenn man ihn es nicht ansieht, so besteht er doch aus Gips. über Jahrhunderte hinweg wurde es hier abgebaut, um es als Baustoff zu verwenden. 1932 wurde der Berg zum Naturschutzgebiet erklärt und war somit eines der ersten Naturschutzgebiete Deutschlands. Heute weist der Kalkberg nur noch rund 1/16 seines ursprünglichen Umfangs auf. Mit seiner immer noch rund 58 Metern Höhe hat man von ihm trotzdem einen schönen Blick auf die Dächer der Hansestadt.
-> Hier geht es zum Kalkberg
-> Oben angekommen in 58 Metern Höhe
-> Aussicht auf Lüneburg, im Vordergrund die Michaelis-Kirche
-> Die Michaelis-Kirche
-> Text über dem Eingang
Wir wenden uns nun wieder Richtung Innenstadt und wollen zum Rathaus. Auf dem Weg dahin kommen dabei wir an einem Kuriosum vorbei, das ich so auch noch nicht gesehen habe: "Das schwangere Haus". Die bauchige Form der Hausfassade erklärt sich allerdings recht einfach: Das Backsteinhaus wurde einst mit Gipsmörtel ( vom Kalkberg ) gebaut, dem beim brennen zu viel Feuchtigkeit entzogen worden ist. Durch zu viel Feuchtigkeit in der Umgebung dehnt sich der Gips nun wieder aus und drückt die Wand nach außen. Ich hätte gerne auch mal einen Blick IN das Haus geworfen, ob es auch innen diese Form aufweist, aber das ist leider nicht möglich.
-> Unübersehbar: Das schwangere Haus
-> Sogar das Fenster passt sich an
Einen kurzen Stopp machen wir dann aber noch an dem "Luna-Brunnen", der direkt vor dem Rathaus steht. Seit 1530 sprudelt hier das Wasser. Witzig finde ich, dass es diesen Brunnen nur aufgrund eines Irrtums gibt. Damals glaubten die Lüneburger, dass der Name ihrer Stadt sich aus dem römischen Luna ableitet. Daher errichteten sie diesen Brunnen, der die römische Mondgöttin Luna zeigt. Erst viel später war klar, dass Lüneburg aus dem karolingischen Wort "Hluini" stammt, was so viel wie "Zuflucht" bedeutet. So hatte ein karolingische Herr seinen Lagerplatz genannt, den es hier hatte.
Ich finde es gut, dass die Lüneburger ihren "falschen" Brunnen trotzdem behalten haben.
-> Das Lüneburger Rathaus
-> Der "Luna-Brunnen" vor dem Rathaus
-> Lüneburg von oben - allerdings in klein
Wir gehen weiter, nehmen ein kleine Seitenstraße, die vom Rathausplatz abzweigt und erreichen nach ein paar Minuten die Kirche St. Nikolai. Sie ist die kleinste und jüngste der drei Hauptkirchen Lüneburgs, die übrigens alle drei Stationen auf der Europäischen Route der Backsteingotik sind.
-> Die Kirche St. Nikolai
-> Sternengewölbe mit Orgel
-> Hochaltar
-> Im Chorumgang
Wir gehen wieder zurück, am Marktplatz vorbei und durch die breite, gut ausgebaute Fußgängerzone weiter Richtung dem Platz "Am Sande". Unterwegs fällt uns ein schönes Gebäude auf, die Alte Ratsapotheke. Die dunkelrote Fassade ist ein echter Blickfang, und besonders der Eingangsbereich ist sehr schön verziert. 1578 wurde das Haus erbaut und war Heimat für den Apotheker, der damals noch vom Rat der Stadt ernannt wurde. über dem Schmuckbogen, der die Eingangstür verziert, ist daher auch das Wappen der Stadt zu sehen, eingerahmt von zwei Löwen.
-> Ein Hingucker: Die Alte Ratsapotheke
-> Wappen über dem Eingang
-> Nicht nur für Naschkatzen: Die "Lüneburger Schokoladenmanufaktur"
-> Eingang zur "Lüneburger Schokoladenmanufaktur"
-> Einmal von allem bitte! :o)
Auf unserem Weg kommen wir als nächstes am "Brömse-Haus" vorbei. Zwischen 1406 und 1426 erbaut, ist es eines der ältesten Bürgerhäuser Lüneburgs. Benannt wurde es nach seinem damaligen Bauherrn Dietrich von Brömse. Auch von innen soll es sehr schön sein und wer mag, kann an einer öffentliche Führungen durch das Haus teilnehmen.
Heute gehört das Brömse-Haus der Deutsch-Baltischen Kulturstiftung und wird für Veranstaltungen und Seminare genutzt.
-> Eines der ältesten Bürgerhäuser Lüneburgs: Das "Brömse-Haus"
-> Infotafel am "Brömse-Haus"
Wir folgen weiter der Fußgängerzone hinauf, halten uns am Ende des Weges rechts und gelangen so zum Stintmarkt mit seinem alten Kran. Der Stint ist ein kleiner, heringsförmiger Lachsfisch, der im Mittelalter sehr beliebt war und der dieser Straße den Namen gegeben hat. Neben Fisch wurde hier auch mit Wein und Schnaps gehandelt. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Dafür steht hier ein Lokal neben dem anderen, der Stint ist Lüneburgs größte zusammenhängende Kneipenszene. Auch gut essen kann man hier. Und wer sich einen Platz am Wasser sichert, kann dabei auf den "Alten Kran" gucken. Schon 1346 wurde der 18 Meter hohe Kran erwähnt, der allerdings im Laufe der Zeit so morsch wurde, dass die Lüneburger ihn im 18. Jahrhundert nach dem originalen Vorbild wieder aufbauten. Mit ihm wurden die schweren Lasten aus dem Schiffen gehoben, die ihre Waren auf der Ilmenau nach Lüneburg gebracht hatten.
-> Blick über die Ilmenau auf den Stintmarkt
-> Blick über die Ilmenau auf den Stintmarkt
-> Holzboote am Stintmarkt
-> Blick auf den "Alten Kran"
Aber das ist ja ein Grund, mal wieder hierher zu kommen :o)
-> Lüneburger Impressionen
Wer Interesse am Kloster Lüne hat, der wird hier fündig: -> Bericht Heideklöster
Auf dem Stadtplan ist unser Rundgang nachgezeichnet. Die Originalkarte findet ihr auf der Seite www.hansestadtlueneburg.de
-> Unser Stadtrundgang. Start ist ganz rechts am Bahnhof.
PS: Die Stadt Lüneburg ist der Namensgeber für die Region "Lüneburger Heide". Und dort befinden sich auch einige Klöster, die "Heideklöster". Diese haben wir bei einer Rundtour besucht. Hier kannst Du Dir den Bericht dazu ansehen: "Klosterrunde in der Lüneburger Heide"
Wer schreibt hier?
- Detlev, Jahrgang '61
- Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
- Hobbyfotograf
- Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
Mehr über mich findest Du hier.
Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.
Viel Spaß dabei!
Die schönsten Reisezitate
"Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut haben."
Nicht nur der berühmte deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt wusste, dass Reisen den Horizont erweitert :o)
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