Auf Klostersuche in der Lüneburger Heide
Sechs aktive evangelische Frauenklöster gibt es in der Lüneburger Heide. "Heideklöster" werden diese im Volksmund genannt. Das älteste von ihnen, das Kloster in Walsrode, blickt auf eine rundAlle sechs Heideklöster werden heute noch von Konventualinnen bewohnt. Diese wählen, wie schon vor Jahrhunderten, ihre Äbtissin aus ihren eigenen Reihen selbst, die dann die Klöster leiten. Die Konventualinnen kümmern sich um die vielen großen und kleinen Kunstwerke und Schätze, die die jeweiligen Klöster besitzen und versuchen, sie für die Nachwelt zu erhalten. Und sie bieten Führungen an, die den interessierten Besuchern das jeweilige Kloster und dessen Kunstwerke näher bringen.
Die Heideklöster:
|
Kloster Lüne in Lüneburg
Lüneburg - die Hansestadt auf dem Salz. Gelegen zwischen Hamburg und Hannover ist die Stadt Namensgeber für die Region "Lüneburger Heide".Ein wenig außerhalb des Zentrums wurde im Jahre 1172 das Kloster Lüne gegründet. Seit dem Mittelalter ist es bekannt für die edlen Textilien, die die Benediktinernonnen hier anfertigten: Kostbare Altartücher, farbenfrohe Bildteppiche und bemalte Prozessionsfahnen. Viele der damals hergestellten wertvollen Stücke sind noch heute in dem 1995 gegründeten Textilmuseum des Klosters zu sehen. Auch als das Kloster nach zwei Bränden Ende des 14. Jahrhunderts im Stil der Backsteingotik neu erbaut und später dann im Zuge der Reformation evangelisch wurde, stellten die Stiftsdamen weiter die hochwertigen Textilien her.
-> Das Kloster Lüne in Lüneburg
-> Das Kloster Lüne in Lüneburg
Innerhalb des Gebäudes ist es verboten, zu fotografieren. Daher können hier leider keine Bilder dazu gezeigt werden. Aber auch außen läßt sich rund um das Kloster einiges entdecken.
-> Eingang zum Klosterhof
-> Der kleine Friedhof des Klosters, auf dem die Äbtissinnen beerdigt werden
-> Rund um das Kloster Lüne
-> Das Wohngebäude der Konventualinnen
-> Lüneburg - Ein Spaziergang durch die Salz- und Hansestadt
Kloster Medingen in Bad Bevensen
In dem Kurort Bad Bevensen liegt das Kloster Medingen. Gegründet wurde es im Jahre 1228, ihre erste Bleibe fanden die Nonnen jedoch erst 1237, als ihnen das Kloster Rastede Besitzungen im rund 15 KM nördlich gelegenen Bohndorf überließ.-> Hier geht es lang ...
-> Kloster Medingen
Seit 1336 befindet sich das Kloster hier in Bad Bevensen. 1559 wurde es im Zuge der Reformation in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Und das ist es bis heute.
-> Kirchturm von Kloster Medingen
Kloster Ebstorf
-> Kloster Ebstorf
-> Kloster Ebstorf
Denen ging es da wohl zu heiß
Das hinderte die Nonnen aber nicht daran, ihr Kloster zu einem bedeutenden Wallfahrtsort auszubauen. Eine mittelalterliche Legende besagt nämlich, dass dort mehrere Märtyrer begraben waren, die im 9. Jahrhundert ganz in der Nähe bei einer Schlacht gegen die Normannen den Tod gefunden hatten. Dies verhalf dem Kloster zu einer hohen wirtschaftlichen und kulturellen Blüte, während der auch viele bedeutende Kunstschätze entstanden. Mehrere Madonnenstatuen aus dem 13. und 14. Jahrhundert gehören ebenso dazu wie die um 1400 geschaffenen Glasfenster im Kreuzgang oder die lebensgroße Statue des Heiligen Mauritius, die ungefähr im Jahre 1300 entstand.
Leider reicht für eine Besichtigung heute nicht die Zeit. Wir begnügen uns daher mit der Außenansicht des Klosters sowie den Infos aus einigen Schaukästen, die entlang dem eigens angelegten Klosterweg aufgestellt sind. Diesem "Rundweg rund um den Klosterflecken Ebstorf", folgen wir zwar nicht, lesen aber die Informationen, die wir in Klosternähe finden.
-> Infotafel am Klosterweg
-> Die "Ebstorfer Weltkarte", abfotografiert aus einem der Schaukästen
Seinerzeit wurde von der Karte eine Kopie erstellt. Zum Glück, denn das Original verbrannte 1943 während eines Bombenangriffs auf Hannover, wo es zu der Zeit im niedersächsischen Staatsarchiv aufbewahrt wurde.
Im Zuge der Reformation wurde das Kloster Ebstorf evangelisch. Und noch heute leben hier in dem überwiegend im 14. und 15. Jahrhundert entstandenen Klostergebäude einige Stiftsdamen.
Kloster Isenhagen in Hankensbüttel
-> Am Kloster Isenhagen in Hankensbüttel
-> Am Kloster Isenhagen in Hankensbüttel
-> Kleiner Klostergarten des Kloster Isenhagen
Kloster Wienhausen
Gegründet wurde Kloster Wienhausen als Zisterzienserinnenkloster um 1230 herum von Agnes von Meißen und Landsberg (einer Schwiegertochter von Heinrichs des Löwen...) Moment mal, kennen wir die nicht schon? Das war doch die, die auch das Kloster Isenhagen gestiftet hat. Das muss ja eine gottesfürchtige, aber auch reiche Frau gewesen sein. Die um 1692 geschriebene Chronik des Klosters bringt ein wenig Licht in diese Sache. Herzogin Agnes war 1225 Witwe geworden und "obgleich sie annoch im blühenden Alter, so ... gedachte [sie] ... ein geistliches Jungfrauen Kloster zu Gottes Ehren aufzubauen."Aha, so war das also ...
-> Blick auf das Kloster Wienhausen
-> Zum Eingang des Klosters
Im Zuge der Reformation wurde Kloster Wienhausen, wie die anderen Heideklöstern auch, evangelisch. Sehr zum Leidwesen der Wienhausener Klosterfrauen: Sie wehrten sich vehement dagegen, den protestantischen Glauben anzunehmen. Erst als Herzog Ernst der Bekenner im Jahr 1531 Teile des Klosters abreißen ließ und auch einen Teil des klösterlichen Besitzes einzog, gaben die standhaften Klosterfrauen nach. Sie sollen aber noch viele Jahre lang heimlich ihre katholischen Gottesdienste abgehalten haben.
-> Kloster Wienhausen
-> Relief an der Außenmauer des Klosters
-> Rund um das Kloster Wienhausen
Damit haben wir dann die Punkte "riechen" und "schmecken" also schon mal erledigt :o)
Wir gehen in das Kloster hinein und als erstes wird uns gesagt, dass das Fotografieren hier im Inneren des Gebäudes absolut verboten ist. Die Äbtissin führt diesbezüglich wohl ein äußerst strenges Regiment.
Das Klosterleben früher und heute
In den nächsten knapp 90 Minuten bekommen wir Einblicke in das Klosterleben früher und heute. Wir sehen die ehemaligen Schlafsäle der jungen Mädchen, die früher von ihren Eltern in das Kloster gegeben wurden. Ihr gesamtes Hab und Gut fand Platz in jeweils einer Holztruhe, die neben den Türen zu ihren kleinen Schlafräumen standen. Ich kann mir vorstellen, dass es seinerzeit für die jungen Mädchen nicht einfach war, die Familie und das Zuhause zu verlassen, um Konventualin zu werden. Sie kamen ja nicht immer freiwillig hier her.
Wir bewundern die Sammlung gotischer Bildteppiche, die hier im Kloster zwischen 1300 und 1480 entstanden sind. Diese sind teilweise so groß, dass es mehrere Generationen von Konventualinnen brauchte, bis eines fertig war. Diese auf Leinen hergestellten Teppiche sind heute der kostbarste Schatz des Klosters. Bemerkenswert finde ich, dass nicht nur christliche Motive verwoben wurden. Auch weltliche Themen sind hier zu finden. Unsere Gastgeberin zeigt uns zum Beispiel einen Teppich mit Motiven aus der Tristan-Sage.
Sehr beeindruckend finde ich das Nonnenchor. Wände und Decke sind komplett ausgemalt mit Szenen aus der Schöpfungsgeschichte sowie aus dem Leben Jesu. In zwei Sitzreihen sitzen sich die Konventualinnen gegenüber und singen im Wechselgesang biblische Texte. Die Akustik hier ist bestimmt sehr gut. Wir sind ca. 15 Personen und stimmen gemeinsam ein Lied an. Obwohl wir alle recht zurückhaltend bei der Lautstärke sind, hört es sich hier wirklich prima an.
Zum Abschluß der Führung gehen wir in den Klosterhof. Hier können die Konventualinnen (oder auch wir Besucher) einfach so umher gehen, die Gedanken ordnen oder über die wichtigen Dinge des Lebens nachdenken. Hier draußen ist das Fotografieren wieder erlaubt. Sehr gerne hätte ich auch einige Bilder von innen gemacht. Das Fotografieverbot finde ich sehr schade. Die Bilder, die ich auf meinen Reisen mache, helfen mir Zuhause immer wieder, mich an Einzelheiten zu erinnern, holen mir Erinnerungen von meinem Aufenthalt zurück. Aber als Gast muss ich solche Entscheidungen natürlich akzeptieren.
-> Im Klosterhof von Kloster Wienhausen
Nach der Führung durch das Kloster schlendern wir noch ein wenig um das Kloster herum und durch den kleinen Garten. Und nehmen die Stille und die Ruhe mit auf unseren weiteren Weg.
Kloster St. Johannes in Walsrode
Wir betreten das Gelände des Klosters durch ein schmiedeeisernes Tor und folgen dann einem Schild mit der Aufschrift "Führungen". Das führt zu einem kleinen Haus, dessen Tür verschlossen ist und vor der eine Bank steht. Heute soll laut Internet um 15:00 Uhr eine offene Führung stattfinden. Jetzt ist es kurz vor drei, also setzen wir uns und warten.Es wird drei Uhr, es wird fünf nach drei, es wird zehn nach drei... Endlich kommt mit forschem Schritt eine Frau, die, wie sich später herausstellt, zwar eine Konventualin ist, die aber gar nicht wie eine Konventualin aussieht.
"Entschuldigung, ich habe verschlafen" sagt sie und augenscheinlich ist ihr das ein wenig unangenehm. Sie setzt sich ebenfalls auf die Bank und beginnt dann sofort zu erzählen: Welche Voraussetzungen Frauen erfüllen müssen, um Konventualin zu werden; welchen Beschäftigungen die Konventualinnen hier im Kloster nachgehen; wie es kam, dass sie selbst Konventualin wurde; das von den elf Plätzen hier im Kloster derzeit nur sieben besetzt sind, vier weitere Konventualinnen also noch gesucht werden und noch einiges mehr. Langweilig scheint diese Tour mit dieser Frau jedenfalls nicht zu werden.
Schließlich gehen wir los und sehen uns das Kloster von innen an. 986 gegründet, ist das Kloster Walsrode das älteste der "Heideklöster". Und hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich: 1482 durch einen Blitzschlag fast vollständig niedergebrannt, 1626 während des Dreißigjährigen Krieg geplündert durch Soldaten Tillys, dem oberster Heerführer sowohl der Katholischen Liga als auch der kaiserlichen Armee, 1812 von den Truppen Napoleons besetzt und wiederum geplündert - Die Konventualinnen habe durch die Jahrhunderte hindurch so einiges durchgemacht. Ach ja, und zwischendurch, ab 1528, erfolgte die Konversion zum lutherischen Glauben. Dieser stieß, wie in den anderen Heideklöstern auch, auf heftigen Wiederstand des Konvents, so dass es immerhin bis 1570 dauerte, bis das Kloster endgültig als evangelisches Damenstift geführt werden konnte.
Heute ist das Leben der Konventualinnen hier zum Glück wesentlich entspannter.
Die Führung führt zunächst durch den Wohntrakt, in dem jede Konventualin eine eigene kleine Wohnung hat. Dann geht es weiter durch die gesamt Anlage. Besonders beeindruckend finde ich die kleine Klosterkirche, die direkt an die "große" Stadtkirche angelehnt und auch mit einer Tür und mehren Fenstern mit ihr verbunden ist. Mit den bunten Fenstern und der schönen Deckenbemalung ist sie wirklich ein Hingucker. Ebenfalls sehr schön finde ich den Remter, also den Speisesaal des Klosters. Der ist heute eine Außenstelle des Standesamtes der Stadt Walsrode und steht für zivile Trauungen zur Verfügung.
-> Gang im Wohntrakt
-> Die Klosterkirche im Kloster Walsrode
-> Remter im Kloster Walsrode, heute Aussenstelle des Standesamt Walsrode
Im Anschluß an die Führung sehen wir uns noch ein wenig auf dem Gelände um. Das die Konventualin, die hier für den Garten zuständig ist, ihr Handwerk versteht, ist nicht zu übersehen. Es grünt und blüht überall. Das Kloster mit seinem Gelände ist wirklich ein Ruheort inmitten der Stadt.
-> Im Garten des Klosters
-> Im Garten des Klosters
-> Im Garten des Klosters
Stadtkirche Walsrode:
Direkt neben dem Kloster liegt übrigens die Stadtkirche von Walsrode. Von außen sieht sie recht nett aus und da wir Zeit haben, gehen wir hinein und sehen sie uns auch von innen an.
-> Die Stadtkirche von Walsrode
Erbaut wurde die Kirche in den Jahren 1845 bis 1850. Älter sind der Turm (1786) sowie die Marienglocke (1437), die noch von Vorgängerkirchen stammen, die hier einst gestanden haben.
Auf unserem Rundgang entdecken wir Holzskulpturen der vier Evangelisten, ein Holzkreuz ungefähr aus dem Jahr 1500 (Walsroder Kruzifix) sowie ein Taufbecken. Hoch oben über der Eingangstür steht die Orgel aus dem Jahre 1849.
Ebenfalls nahe der Eingangstür befinden sich zwei Epitaphe, nämlich die der Pastoren Gabriel Meyer (Pastor ab 1640) und die des Superintendenten Rudolphus Lodemann, der das Amt 1680 von Gabriel Meyer übernahm. Besonders letzterer machte recht penibel Notizen über die Walsroder Kirchengemeinde, was heute natürlich eine wahre Schatzkiste an Wissen aus dieser Zeit ist.
-> In der Stadtkirche von Walsrode
-> In der Stadtkirche von Walsrode, hier die Holzskulpturen der vier Evangelisten
-> In der Stadtkirche von Walsrode
Im Vordergrund das Taufbecken, links an der Wand hängt das 'Walsroder Kruzifix'
-> In der Stadtkirche von Walsrode
-> In der Stadtkirche von Walsrode
Pastor Meyer (links) <--> Pastor Lodemann (rechts)
Kloster Loccum in Rehburg-Loccum
Das Kloster Loccum wird zwar nicht zu den "Heideklöstern" gezählt, es lag aber quasi auf unserem Weg. Und da wir gerade passend zu einer Führung dort eine Pause machen wollten, haben wir uns auch dort umgesehen.-> Kloster Loccum in Rehburg-Loccum
Alle heute noch sichtbaren Klostergebäude wurden nach 1200 erbaut. So auch die Klosterkirche, die in den Jahren 1220 bis 1277 entstand, und die von 2010 - 2012 für das
-> Am Kloster in Loccum
-> Am Kloster in Loccum
Führung durch das Kloster
Wir wollen jetzt unter sachkundiger Anleitung auch das innere der Anlage erkunden. Daher schließen wir uns einer öffentlichen Führung ein, zu der man sich nicht extra vorher anmelden muß. Entsprechend groß ist Anzahl der interessierten Besucher, die wie wir geduldig darauf warten, dass der Rundgang beginnt.
Um 15:00 Uhr geht es los. In den nächsten rund 60 Minuten erfahren wir Geschichte und Geschichten rund um das Kloster, sehen Räume und Schätze der Zisterzienser, lassen uns von dem Leben der Mönche und von der Teilnahme an Predigerseminar erzählen. Kurzweilig und informativ ist das, es hat sich auf jeden Fall gelohnt, hierher zu kommen.
-> Kreuzgang des Kloster Loccum
-> Rundgang im Kloster Loccum
-> Rundgang im Kloster Loccum
-> Rundgang im Kloster Loccum
-> Rundgang im Kloster Loccum
Fazit:
Mir hat es viel Spaß gemacht, die verschiedenen Klöster anzufahren und etwas über ihre Geschichte zu erfahren. Und auch die Führungen haben mir gut gefallen. Wenn sich die Möglichkeiten dazu ergeben, werde ich mir auch die restlichen Klöster sehr gerne einmal von innen ansehen.
Hier die Internetseiten der besuchten Klöster in der von uns besuchten Reihenfolge:
Kloster Lüne
Kloster Ebstorf
Kloster Medingen
Kloster Isenhagen
Kloster Wienhausen
Kloster Walsrode
Kloster Loccum
Eine schöne Zusammenfassung der sechs Heideklöster bietet ein Artikel auf der Seite des NDR:
Auf Entdeckertour in den Heideklöstern
Wer schreibt hier?
- Detlev, Jahrgang '61
- Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
- Hobbyfotograf
- Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
Mehr über mich findest Du hier.
Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.
Viel Spaß dabei!
Die schönsten Reisezitate
"Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut haben."
Nicht nur der berühmte deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt wusste, dass Reisen den Horizont erweitert :o)
Zum Seitenanfang ↑