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Warum grüßen sich Motorradfahrer?

Bei mir ist es von Anfang an automatisch mit dabei gewesen: Wenn mir ein anderer Motorradfahrer entgegenkommt, hebe ich kurz die linke Hand und grüße ihn. Natürlich nur, wenn die Sicherheit das in dem Moment zulässt. Und in den meisten Fällen erwidert der andere Motorradfahrer meinen Gruß. Wenn er mir nicht sogar zuvorkommt und zuerst grüßt.

So weit, so gut.

Irgendwann habe ich mir dann die Frage gestellt, woher dieses Ritual des Grüßens eigentlich kommt. Und habe mich im Bekanntenkreis und auf den Motorradtreffs danach umgehört und gefragt: „Warum grüßen sich Motorradfahrer?“  Überraschenderweise konnte mir niemand so wirklich eine Antwort darauf geben. „Gegenseitiger Respekt“  war die häufigste Vermutung, aber genauer erläutern konnte das niemand.

Motorradfahrer grüßen sich!

Nun, wozu gibt es eigentlich Tante Google? Oder besser noch, Onkel Startpage, denn der weiß genauso viel und ist nicht so neugierig   :o)

Die Geschichte des Motorradgrußes



Auch online ist die häufigste Begründung die wechselseitige Anerkennung. Das Ritual des Grüßens, so ist da zu lesen, stamme aus einer Zeit, in dem Männer noch harte Kerle waren und wenn sich zwei harte Kerle begegneten, dann zollten sie sich durch das heben der Hand gegenseitigen Respekt.

Auf einer anderen Webseite geht man sogar noch einen Schritt weiter zurück in die Vergangenheit und verlegt den Ursprung des Motorradgrußes gleich bis in die Steinzeit. Damals waren die Räder noch aus Stein und nur ganz besonders harte Typen fuhren Motorrad. Wenn sie sich begegneten, zeigten sie sich gegenseitig die geöffnete Hand um zu beweisen, dass sie keinen Faustkeil darin verbargen (siehe auch hier)

Ich muss sagen, beide Theorien mag ich nicht so recht glauben.

Mein Namensvetter Detlev aus dem Elchland (Schweden) hat mir dann seine Version zu diesem Thema geschickt:

1966 hat man mir auf der „Spinnerbrücke“ ( Berliner Treffpunkt an der AVUS) das so beigebracht:
Kommt dir ein Mopedfahrer entgegen, kannst du ihn durch Handzeichen signalisieren, dass er keine Polizeikontrolle in seiner Fahrtrichtung zu befürchten hat.
Heute würde ich mich aber nicht mehr darauf verlassen!


Ein durchaus reizvoller Gedanke: Von Berlin aus erobert ein Handzeichen die ganze Welt.

Dann fand ich einen Artikel über den britischer Motorradrennfahrer Barry Sheene, der in den 1970er Jahren aktiv war. Der machte das „V-Zeichen“, wenn er während eines Rennens Konkurrenten überholte. Und auch, wenn er nach einem Sieg die Zuschauer grüßte. Dieser Gruß wurde von anderen Fahrern übernommen, so dass sich daraus nach und nach der heutige Motorradgruß entwickelte (siehe auch hier)

Nun, diese beiden Versionen klingen doch schon recht plausibel.

Der Motorradgruß

Der Motorradgruß heute



Heutzutage ist die Frage des Grüßens nicht immer einfach. WEN darf (oder soll) ich eigentlich grüßen? Ich fahre eine 650er Kawasaki. Soll ich damit Harley-Fahrer grüßen? Oder Gold-Wing-Fahrer? Und soll ich auch Rollerfahrer grüßen oder Fahrer von 125er Maschinen? Oder ist das uncool? BMW-Fahrer gelten insbesondere bei Fahrern von japanischen Modellen als arrogante und notorische Nicht-Grüßer. Soll ich trotzdem zuerst grüßen?

Die Gefahr, dass ich mich während der Fahrt mehr auf das richtige grüßen als auf die nächste Kurve konzentriere, ist scheinbar nicht ganz von der Hand zu weisen...

Gänzlich ungeklärt ist für mich auch die Frage, wie sich zwei Motorradfahrer auf der Autobahn grüßen. Meistens gar nicht, habe ich die Erfahrung gemacht. Aber manchmal winkt eben doch einer. Und bevor ich zurückwinken kann, ist er, husch, auch schon an mir vorbei. Auf der Autobahn geht das ja bekanntermaßen ein wenig schneller. Und auch, wenn ich dort einen anderen Motorradfahrer überhole oder er mich, bin ich ein wenig unsicher, ob und wie ich grüßen soll. Manch einer grüßt durch das Abspreizen des rechten Fußes, aber für mich sieht das eher so aus, als wolle er mich von der Fahrbahn kicken. Also lasse ich das und nicke ihm stattdessen kurz zu. Entweder hat er das zur Kenntnis genommen oder nicht.

...hat er jetzt gegrüßt oder nicht?!?
...hat er jetzt gegrüßt oder nicht?!?

Die Zukunft des Motorradgrußes



Ich persönlich glaube zu beobachten, dass immer weniger gegrüßt wird. Nicht mehr jeder, der mir entgegen kommt, grüßt oder erwidert meinen Gruß. In den Kurven habe ich dafür ja durchaus Verständnis, denn Sicherheit geht definitiv vor. Aber auch auf geraden Strecken wird die Linke zum Gruß immer häufiger verweigert. Und das zieht sich, zumindest meiner Beobachtung nach, quer durch alle Modelle.

Ich habe online einen schönen Artikel dazu gefunden, den ich Dir hier verlinke: Vermisst: Wo ist der Bikergruss. Hier wird die aktuelle Situation ganz gut auf den Punkt gebracht, finde ich.


Mein Fazit

Ich merke schon: Je mehr ich mich mit dem Phänomen des Motorradgrußes befasse, desto komplizierter wird es. Und da ich es in meiner Freizeit nicht gerne kompliziert habe, lasse ich das Nachdenken lieber und Grüße weiter wie bisher die Motorradfahrer, die mir entgegenkommen. Auch auf die Gefahr hin, mal nicht zurückgegrüßt zu werden. Oder, ganz uncool, aus Versehen mal einen Rollerfahrer gegrüßt zu haben. Es ist einfach einfacher, wenn ich mir nicht immer so viele Gedanken mache.


Aber sagt mal, weiß hier vielleicht jemand, warum sich Motorradfahrer untereinander immer sofort duzen…?

(Bildernachweis für die Fotos zwei und drei: https://pixabay.com/)



Du fährst gerne Motorrad?

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Wer schreibt hier?

  1. Detlev, Jahrgang '61
  2. Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
  3. Hobbyfotograf
  4. Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
that's me

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Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.

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