Schottland "on the road"
Mit dem Auto durch Schottland
Schottland - zum zweiten Mal mache ich mich auf in den Norden des britischen Festlandes. Nachdem wir beim letzten Mal mit dem Motorrad auf reisen waren, sind wir dieses Mal mit dem Auto unterwegs.Und so rollen wir also auf vier statt auf zwei Rädern von der Rampe der Fähre "Princess Seaways", die uns vom holländischen IJmuiden über Nacht hierher nach Newcastle gebracht hat. Und ein Vorteil, mit dem PKW unterwegs zu sein, wird uns sehr schnell bewusst, als wir uns bei sonnigen Wetter und recht hohen Temperaturen durch Newcastle mit seinen vielen Ampeln und den zählflüssigen Verkehr quälen: Dank Klimaanlage herrschen angenehm kühle Temperaturen hier im inneren des Autos. Ganz anders, als wenn wir nun mit dicker Mopedkluft auf dem Motorrad vor einer Ampel stehen würden. Später, als wir die Stadt verlassen haben und Richtung Norden fahren, denke ich auch an das nicht vorhandene Gepäckproblem, das die Fahrt mit dem Auto mit sich bringt. Anstatt jedes Ding dreimal umzudrehen und viermal zu überlegen, ob das wirklich mit muss, habe wir diesmal jede Menge Zeug dabei, von dem wir entweder hoffen, es zu brauchen (Badesachen und Sonnencreme) oder hoffen, es NICHT zu brauchen (extra dicke Pullover und Regenzeug).
Wir werden sehen, was die nächsten Tage bringen.
Erster Stopp ist der kleine Parkplatz an der "Scottish Border", der Grenze zwischen England und Schottland. Auch wenn es kitschig klingt (und wohl tatsächlich auch ist), aber ein Stopp und ein Foto hier ist einfach ein MUSS! Wobei wir darauf verzichten, dem hier auf Touristen "lauernden" Mann in seinem Schottenrock einige Münzen in die aufgestellte Blechdose zu legen, damit er Dudelsackmusik vom Band abspielt und mit uns vor dem Stein posiert. Sooo weit geht unser Kitschgefühl dann doch nicht.
An der 'Scottish Border'
Schild "Priorwood Garden"
Spaziergang durch den "Priorwood Garden"
Spaziergang durch den "Priorwood Garden"
Spaziergang durch den "Priorwood Garden"
Wer Mitglied im NTS ist, hat für einen Jahresbeitrag von aktuell 53 Pfund freien Eintritt zu allen Liegenschaften. Ob sich das für den einzelnen lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die einzelnen Eintrittspreise der Sehenswürdigkeiten betragen aktuell bis zu 15,50 Pfund.
Melrose Abbey
Nach dem Garten wenden wir uns dann dem Kloster zu. Oder besser gesagt, der Klosterruine. Wir betreten die Anlage, nachdem wir in einer Art "Kassenhäuschen" 6 Pfund Eintritt pro Person bezahlt haben. Wobei "Kassenhäuschen" ein wenig untertrieben ist. Auch Andenken kann man hier kaufen: Vom Kühlschrankmagneten über die Postkarte bis hin zu bilderreichen Bücher wird hier alles rund um das "Melrose Abbey" angeboten, was das Touristenherz begehrt.
Melrose Abbey wurde ab dem Jahr 1136 von Zisterziensermönchen errichtet und war damit das erste Zisterzienserkloster in Schottland. Rund 60 Jahre dauerte es, bis die Abtei fertiggestellt war. Während dieser Zeit wuchs rund um die Anlage auch eine kleine Stadt heran.
In den folgenden Jahrhunderten wurde das Kloster dann mehrmals angegriffen, überwiegend zerstört und im Anschluss von den Mönchen wieder neu aufgebaut: In den Jahren 1322, 1385 und schließlich 1544 wüteten die englische Truppen sowohl im Kloster als auch im Ort Melrose. 1544 wurde die Anlage dabei so schwer beschädigt, dass sie nie wieder vollständig restauriert wurde. Der letzte Abt, der hier lebte, verstarb im Jahr 1559.
Die Ruine von Melrose Abbey
Die Ruine von Melrose Abbey
Die Ruine von Melrose Abbey
Die Ruine von Melrose Abbey
Ab dem Jahre 1610 wurde ein intakter Teil des Klosters als Pfarrkirche für den Ort Melrose genutzt. Und dass immerhin 200 Jahre lang. So lange dauerte es nämlich, bis mitten im Zentrum des Ortes eine neue Kirche gebaut wurde.
Mehr als eine Stunde lang laufen wir durch die Anlage, gehen Treppen hinauf auf Aussichtsplattformen und schlängeln uns an diversen Grabsteinen vorbei. Aber so sehr wir auch suchen: Das Herz von "Robert the Bruce" finden wir nicht ;-)
Stattdessen entdecken wir einige Informationstafeln, die etwas über das Kloster und der Leben der Mönche berichten. Zum Beispiel diese hier:
Interessant war es hier. Wir haben viel gesehen und auch gelernt. Nun ist es Zeit für eine Pause. Ein Cappuccino oder ein Eis wäre jetzt genau das richtige. Daher verlasse wir Melrose Abbey (wieder durch das "Kassenhäuschen") und schlendern durch den Ort. Sehr touristisch ist es hier. Die Stadt ist mit vielen Cafes, Restaurants und kleinen Geschäften, die zum Bummeln einladen, offensichtlich sehr gut eingestellt auf die vielen Besucher, die tagtäglich hier erscheinen. So ist es für uns auch kein Problem, ein Eis zu bekommen.
Und eine echte Lebensweisheit erhalten wir noch gratis dazu:
"Lebensweisheit" vor einer Bäckerei in Melrose
Heute allerdings findet so eine Belagerung nur noch durch die Touristen statt. Der Parkplatz von "Stirling Castle" ist sehr voll mit Autos, Bussen, Wohnmobilen und Motorräder aus ganz Europa. An der Kasse zum Schloss merken wir dann, dass wir in Melrose zu viel Zeit gelassen haben: Wir sind spät dran, das Schloss schließt bereits in gut einer halben Stunde. Zwar könnten wir uns während dieser kurzen Zeit noch etwas umsehen, müßten aber dafür den vollen Eintrittspreis in Höhe von 15,- Pfund bezahlen. Und das wollen wir dann doch nicht. So bleibt es bei einem Blick von außen, bevor wir zu unserer Unterkunft fahren, der Jugendherberge von Sterling.
Blick auf "Stirling Castle"
Spaziergang durch Sterling
Spaziergang durch Sterling
Spaziergang durch Sterling
Spaziergang durch Sterling
Spaziergang durch Sterling
Leider hat die Kirche bereits geschlossen und wir können sie uns nur von außen ansehen. Aber auch das ist interessant, zumal sie inmitten eines großen Friedhofes liegt. Uralte Grabsteine stehen hier direkt neben solchen, die erst vor wenigen Jahren aufgestellt wurden.
Die "Church of the Holy Rude"
Die "Church of the Holy Rude"
Friedhof an der "Church of the Holy Rude"
"Danke, aber ich übe hier nur."
Uns gefällt das, was er spielt, trotzdem, also sitzen wir noch eine ganze Weile hier, bevor wir uns gegen zehn Uhr auf den Weg zu unserer Unterkunft machen.
Wir haben gut geschlafen, trotzdem stehen wir heute Morgen früh auf. Das Frühstück fällt in der Selbstversorgerküche der Jugendherberge recht karg aus, aber dadurch sind wir früh unterwegs und fahren Richtung Osten. Zunächst noch auf den breiten Straßen, führt uns der Weg über Perth nach Dundee, wo wir die A90 verlassen und von nun an auf kleineren Wegen der Ostküste Richtung Norden folgen. Vorbei an Orten wie Carnoustie, Montrose und Inverbervie halten wir uns immer in Richtung Stonehaven. Ca. drei Kilometer südlich davon befindet sich die Burgruine von Dunnottar Castle. Wie eigentlich um alle schottischen Schlösser ranken sich auch um dieses wilde Sagen und Legenden. Weil es aber in diesem Fall auch um die schottischen Kronjuwelen geht und darüber hinaus die Lage des Schlosses sehr spektakulär ist, kennt Dunnottar Castle in Schottland praktisch jedes Kind.
Was natürlich auch bedeutet, dass es hier recht voll ist.
Dunnottar Castle
Vom Parkplatz aus führt zunächst ein recht bequemer Weg in Richtung Schloss. Zu erkennen ist es bereits vom weiten, seine besondere Lage auf den Klippen bemerkt man allerdings erst, wenn man relativ dicht davor steht.
Auf dem Weg nach Dunnottar Castle
Dunnottar Castle
Dunnottar Castle
Im "Epizentrum" des Whiskys:
Unterwegs in der Speyside-Region
Bald darauf machen wir uns wieder auf den Weg. Wir verlassen die Küste, halten uns stattdessen Nordwestlich und fahren Richtung "Malt Whisky Trail". Dieser befindet sich links und rechts des Flusses "Spey", der der "Speyside-Region" ihren Namen gab und in dessen Nähe eine sehr hohe Dichte an Whisky-Destillieren zu finden ist. Etwas außerhalb von Dufftown, das als "Hauptstadt des Whiskys" gilt, haben wir in einem B&B ein Zimmer gebucht. Sehr nett finde ich einen Spruch der Einheimischen, mit dem die Stadt zum Teil sogar Werbung in eigener Sache macht: "Rome was built on seven hills, Dufftown stands on seven stills". Während Rom also auf sieben Hügeln erbaut wurde, gab es in Dufftown früher sieben Destillieren (Mortlach, Glenfiddich, Balvenie, Convalmore, Destillerie Dufftown, Glendullan und Parkmore). Heute sind es zwar nicht mehr so viele, aber ein netter, einprägsamer Slogan ist das auf jeden Fall. Und auch eine der bekanntesten aller schottischen Whiskybrennereien, nämlich Glenfiddich, hat hier ihr Zuhause. Eine Führung durch die Anlage lässt sich problemlos durchführen und ist einschließlich des anschließenden kleinen Probierumtrunks sehr zu empfehlen. Ich hatte das bei meiner letzten Reise nach Schottland bereits gemacht und verzichte daher diesmal darauf (Besuch der Glenfiddich-Destillerie). Stattdessen machen wir einen kurzen Spaziergang durch den kleinen Ort, gönnen uns ein Stück Kuchen und einen Cappuccino und fahren dann zu unserer Unterkunft.
In Dufftown
Freude in Aberlour
Im Garten der Glen Grant Destillerie
Der Weg zur Destillerie ist im Ort sehr gut ausgeschildert. Und so rollen wir bald darauf auf den Parkplatz und gehen zu Fuß die wenigen Meter bis zum Eingang der Brennerei.
Der Eingang zur Glen Grant Destillerie
Im Garten der Glen Grant Destillerie
Im Garten der Glen Grant Destillerie
Im Garten der Glen Grant Destillerie
Im Garten der Glen Grant Destillerie
Im Garten der Glen Grant Destillerie
Abendstimmung in unserem B&B in Dufftown
Rose, die Inhaberin unseres B&B, hat ein wirklich gutes Frühstück gemacht. Wir sitzen am Tisch mit einem schwedischen Paar und wir unterhalten uns über das, was wir bisher in Schottland erlebt haben. Und natürlich auch über das, was wir noch geplant haben. Die beiden sind mit einer Woche Zeit im Gepäck mit dem Flugzeug aus Stockholm angereist, haben sich einen Wagen gemietet und sind ein wenig "durch die Gegend" gefahren. Heute wollen sie den Spuren des Whisky-Trails folgen, bevor sie Morgen nach Edinburgh fahren, von wo aus sie übermorgen wieder nach Hause fliegen. Wir dagegen freuen uns, dass wir noch ein wenig länger hier in Schottland sind und erzählen davon, dass wir heute noch hier bleiben werden, ab Morgen dann zunächst hoch bis ganz in den Norden und anschließend weiter zur Westküste fahren wollen.
"Die Laterne des Nordens"
Gut gestärkt starten wir also in den Tag. Wir fahren Richtung Norden nach Elgin in der Grafschaft Moray. Der Ort, rund 30 Kilometer von Dufftown entfernt, gehört zu den ältesten in Schottland. Bereits im 12 Jahrhundert wurde Elgin erwähnt. Uns interessiert heute aber weniger die Stadt selbst, sondern die dortige Ruine der Kathedrale. 1224 wurde sie erbaut und in ihrer Blütezeit war sie die zweitgrößte Kathedrale von ganz Schottland. Doch es kam zum Streit zwischen dem Bischof von Moray und Alexander Stewart, dem Sohn von König Robert II, der wegen seiner Brutalität auch "Der Wolf von Badenoch" genannt wurde. Letzterer wurde von Bischof exkommuniziert. Daraufhin wütete der "Wolf" in der ganzen Grafschaft Moray und brannte in seiner Wut auch die Kathedrale von Elgin nieder. Die Kirche jedoch ließ das Gebäude wieder errichten. "The lantern of the north" wurde sie auch gerne genannt, "Die Laterne des Nordens". Aber mit Beginn der Reformation begann auch der Niedergang des stolzen Baus. Die Kathedrale wurde verlassen und sich selbst überlassen. Anfang des 18. Jahrhunderts schließlich brach der mittlere und höchste Turm zusammen und zerstörte dabei auch große Teile des Kirchenschiffs.
Die Kathedrale von Elgin
Die Kathedrale von Elgin
Die Kathedrale von Elgin
Die Kathedrale von Elgin
Die Kathedrale von Elgin
Rund 1,5 Stunden wandern wir durch die Ruine, lesen uns verschiedene Infotafeln durch, steigen die Türme hinauf und sehen uns die dort untergebrachten Ausstellungen an. Wir finde es hier sehr interessant, der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Auf einen der Türme der Kathedrale von Elgin
Der "Biblical Garden" in Elgin
Der "Biblical Garden" in Elgin
Der "Biblical Garden" in Elgin
Ausflug ans Meer
Jetzt steht uns der Sinn allerdings nach etwas Abwechslung. Daher fahren wir von Elgin rund zehn Kilometer weiter Richtung Norden nach Lossiemouth, einem Ort direkt am Meer. Unsere Hoffnung, ein wenig im Sonnenschein am Strand entlang zu laufen, zerschlägt sich aber recht schnell. An der Küste ist es diesig, die Sonne kann sich hier einfach nicht durchsetzen. Trotzdem gehen wir eine gute Stunde lang am Strand entlang. Eine Holzbrücke führt über den Fluss "Lossie" hinüber zum Oststrand, der über kleine Dünen und einen schönen Sandstrand verfügt. Bei Sonnenschein wird es hier vermutlich recht nett sein, aber auch so genießen wir die frische Seeluft, sammeln einige Muscheln und Steine.
Am Strand von Lossiemouth
Am Strand von Lossiemouth
Blick auf Lossiemouth
Spaziergang entlang des Flusses "Spey"
Spaziergang entlang des Flusses "Spey"
Heute heißt es Abschied nehmen von "The Gables", unserem B&B. Das Frühstück war wieder Klasse, wir können mit gutem Gewissen sagen, hier bei Rose gefällt es uns wirklich ausgesprochen gut.
Trotzdem brechen wir bereits gegen 9:00 Uhr auf. Heute wollen wir ganz hoch in den Norden nach John o'Groats. Zunächst fahren wir die bereits von gestern bekannte Strecke bis Elgin, ab dort dann an der Küste entlang weiter Richtung Westen bis Inverness, wo wir eine kurze Pause mache. Die Stadt liegt zwar am nördlichen Ende des Loch Ness, aber von "Nessie" können wir nirgendwo ein Anzeichen entdecken. Also fahren wir weiter und machen immer nur kleine Pausen. Teilweise bieten sich unterwegs recht schöne Aussichten, insbesondere auf die Brücken, die sich über den "Moray Firth" und den "Cromrty Firth" spannen.
Brücke über den "Moray Firth"
Stipvisite am Dunrobin Castle
Nach diesem Stopp fahren wir weiter Richtung Norden. Die nächste schöne Brücke lässt nicht lange auf sich warten, auf ihr überqueren wir den "Dornoch Firth" und folgen der A9 bis kurz vor dem Ort Golspie. Dort liegt, gut ausgeschildert, Dunrobin Castle. Dieses Schloss ist der Stammsitz des Clan Sutherland. Während des späten 18. und des gesamten 19. Jahrhunderts wurde für die Landbesitzer das Geschäft mit Schafs-Wolle um einiges lukrativer als die Verpachtung des Landes an Bauern. Daher vertrieben viele "Landlords" die Bauern und siedelten stattdessen Schafe an. Und während dieser sogenannten "Highland Clearances" erwiesen sich die Sutherlands als besonders erbarmungslos. Sie vertrieben die Bauer nicht nur, sondern brannten auch deren Hütten nieder, damit sie wirklich endgültig verschwinden. Und den höheren Erlös, den sie durch diese "Umstrukturierung" erzielten, investierten sie dann, unter anderen, in dieses Schloss.
Dunrobin Castle von vorne
Dunrobin Castle von hinten mit Nebel
Ganz oben in Schottlands Norden: John o'Groats
John o'Groats ist das geographische Gegenstück zu Land's End, das ganz am Südwest-Ende Großbritanniens in knapp 1.400 Kilometer Entfernung liegt. Eine Radtour von "End to Enders" ist bei den Briten recht beliebt. Auch hier und jetzt sehen wir mehrere Radfahrer, teils allein, teils in Gruppen, die sich entweder aufmachen Richtung Land's End im Süden oder gerade von dort hier eintreffen. Sektflaschen werden geöffnet, um Start oder Ziel zu feiern, einige haben sogar extra dafür T-Shirts drucken lassen.
End of the (Tourist) Road...
Wegweiser zu fernen Zielen
Wir finden den kleinen Ort zwar touristisch, aber doch recht hübsch. Hier gefällt es uns auf jeden Fall viel besser als in "Land's End", dem südlichen Gegenpart. Wir schlendern an den Andenkenläden vorbei, kaufen uns ein Eis, setzen uns an dem kleinen Hafen auf die Mauer und schauen auf das Meer.
Herrlich...
John o'Groats ist auch bunt
Von "End to Enders": Von John'o'Groats nach Land's End
Leichte Schieflage: Die Fähre von den Orkney-Inseln
Unser Abendessen nehmen wir aber trotzdem im Restaurant des Seaside-Hotels zu uns und werden dabei Glücklicherweise nicht enttäuscht. Das Essen ist gut und auch die Bedienung sehr freundlich. So versöhnen wir uns ein wenig mit der Unterkunft, was auch gut und richtig ist, denn auch die nächste Nacht werden wir hier verbringen. Wir machen noch einen kleiner Spaziergang am Meer entlang, dabei besprechen wir unsere Pläne für Morgen: Unter anderem wollen wir ein Schloss besichtigen und eine kleine Wanderung machen - dass wird nach der vielen Fahrerei heute bestimmt ganz schön. Mit diesen guten Aussichten beschließen wir dann auch den Tag.
Nach einem guten Frühstück starten wir Richtung Westen. Unser erstes Ziel ist ein Ort namens "Canisbay", in dem die "Canisbay Church of Scotland" steht. Dort befindet sich zum einem der Grabstein des Holländers John de Groot, nachdem der Ort John o'Groats benannt wurde. Im Jahre 1496 hat er die erste Fährverbindung zu den Orkneys eingerichtet. Zum anderen ist dies die Kirche, in die Queen Mum regelmäßig ging, wenn sie ihre Ferien in dem nahegelegenen Castle of Mey verbracht hat.
Die "Canisbay Church of Scotland"
Der Friedhof an der "Canisbay Church of Scotland"
Das wird den alten John wohl freuen :-)
Im inneren der"Canisbay Church of Scotland"
Im inneren der"Canisbay Church of Scotland"
Im inneren der"Canisbay Church of Scotland"
Der Grabstein von John de Groot steht direkt im Vorraum der Kirche
Von "Canisbay" aus fahren wir weiter Richtung Westen. Unser nächstes Ziel ist das "Castle of Mey". Das ist gut ausgeschildert und so rollen wir schon bald darauf auf den sehr großen Besucherparkplatz. Unser erster Gang führt uns in das Besucherzentrum, wo wir erfahren, dass das Schloss nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen ist. In fünf Minuten startet die nächste und kurz entschlossen kaufen wir uns Tickets und gehen dann schnellen Schrittes zum Eingang des Schlosses, dem Treffpunkt für die Führung.
Blick auf das "Castle of Mey"
"Das geht ja gut los" denke ich bei mir, während wir Besucher, eine kleine Gruppe von acht Personen, ihrer Aufforderung nachkommen. Was dann allerdings folgt, ist eine ungefähr 50 minütige sehr kurzweilige und informative Führung. Queen Mum kam über mehr als 50 Jahre hinweg häufig für 4 Wochen im August und noch einmal für zwei Wochen im Oktober hierher. Das meiste in den Räumen ist so belassen worden, wie es die Queen bei ihrem letzten Abschied hier hinterlassen hat. Gummistiefel und Regenjacke liegen so im Foyer, als ob sie jeden Moment durch die Tür hineinkommen und die Sachen anziehen würde. Viele formelle und informelle Bilder gibt es zu sehen und so manche Anekdote haben wir gehört. So thront zum Beispiel in einem der Zimmer ein billiges Nessi-Plüschtier auf einem sehr teuren Wandteppich. Kinder hatten ihr das kitschige Geschenk mitgebracht und zwei Bedienstete hatten es aus Spaß dort oben in mehr als zwei Metern Höhe abgesetzt. Die Queen ließ es dort und nutze es gerne als eine Art "Eisbrecher", wenn sie Besuch hatte, der vor lauter Schüchternheit kaum ein Wort herausbekam. Selbst wenn jemand, so wie ich, nicht so wirklich an dem britischen Königshaus interessiert ist, so ist dies doch eine sehr kurzweilige Führung.
Nur, dass das Fotografieren hier strengstens verboten ist, bedauere ich. Kameras überwachen die Räume, so dass sich auch jeder an dieses Verbot hält. So wirklich verstehen kann ich das nicht, ändern aber leider auch nicht.
Nach der Führung gehen wir dann noch durch den Garten. Ich bin überrascht, dass es überwiegend ein Nutzgarten ist. Obst und Gemüse dominieren eindeutig vor dem Ziergarten.
Übersicht von Schloss und Garten
Im Garten des Schlosses
Im Garten des Schlosses
Der Leuchtturm am Dunnet Head
Am nördlichsten Punkt des britischen Festlands
Am Dunnet Head
Am Dunnet Head
So gesehen, finde ich es fast schon ein wenig merkwürdig, dass die Briten nicht die "Tour-de-France" dominieren...
Die "Stacks of Duncansby"
Nach unser kleinen Mittagspause fahren wir zum 1924 errichteten Leuchtturm von John o'Groats. Über einen schmalen Weg erreichen wir den Turm mit seinem Parkplatz davor. Wir sind überrascht, wie viele Autos bzw. Wohnmobile hier stehen. Dafür, dass wir hier ja "end of route" sind, ist hier einiges los. Wir finden einen Platz für unseren Wagen und starten dann eine kleine Wanderung an den Klippen entlang. Als erstes kommen wir dabei an einigen Vogelfelsen vorbei. Viele Vögel, besonders natürlich Möwen, brüten hier und veranstalten einen Heidenlärm. Beeindruckend sind die Aussicht und das Spektakel aber auf jeden Fall.
Vogelfelsen an der Küste bei John o'Groats
Blick auf die "Stacks of Duncansby"
Blick auf die "Stacks of Duncansby"
Küste im Nebel
Zum Tagesabschluss kaufen wir uns am Hafen eine Portion Fish & Chips, die wir auf der Hafenmauer sitzend essen und dabei gegen die gierigen Möwen verteidigen. Die Sonne lacht und wir genießen durchaus angenehme Temperaturen sowie die Tatsache, dass wir bisher hier in Schottland noch nicht einen einzigen Tropfen Regen abbekommen haben. So kann es gerne bleiben!
Am Abend ist nicht viel los am kleinen Hafen
Als wir heute nach dem Aufstehen aus dem Fenster schauen, können wir nicht wirklich viel erkennen. Nebel hat sich über den ganzen Ort gelegt und wir können sogleich unseren Plan vergessen, heute nach dem Frühstück noch einen zweiten Anlauf zu den "Stacks of Duncansby" zu machen. Sehr gerne hätten wir diese Felsnadeln, die ich schon auf vielen Fotos im Internet bewundert habe, einmal in echt und aus der Nähe gesehen. Aber bei diesen Wetterverhältnissen hat so ein Versuch überhaupt keinen Zweck. Also packen wir unsere Sachen zusammen, werfen alles in das Auto und machen uns auf den Weg Richtung Süden. Dabei fahren wir zunächst die gleiche Strecke hinunter, die wir vorgestern auch hierher hinauf genommen haben. Auch an Dunrobin Castle kommen wir wieder vorbei. Aber da der Nebel uns fast die ganze Zeit gefolgt ist, haben wir unsere insgeheime Hoffnung, diesmal das "weiße Schloss" auch tatsächlich zu sehen, ganz schnell begraben.
Wir sind bereits kurz vor Inverness, wo wir Richtung Westen abbiegen, da setzt sich endlich die Sonne durch.
Eine Pause machen wir unterwegs in einem kleinen Ort namens Contin im dortigen "Coul-Houese-Hotel", wohin es uns eher zufällig verschlägt. Wir folgen einer unscheinbaren Ausschilderung zu einem Hotel, denn dort, so unsere Hoffnung, befindet sich sicherlich auch eine Möglichkeit, einen Cappuccino zu bekommen. Wir fahren durch ein kleines Tor und folgen dann lange Zeit einem Schotterweg durch einen Wald. Gerade, als wir schon umkehren wollen, stehen wir plötzlich vor dem Gebäudekomplex des Hotels, dass schon von außen recht edel aussieht. Wir parken unseren Opel neben all den Jaguars, Mercedes und BMW und gehen in die Hotelhalle, wo sofort eine Angestellte auf uns zueilt und nach unseren Wünschen fragt.
"Einen Cappuccino hätten wir gerne" antworte ich. Sie führt uns mit einem freundlichen Lächeln nach draußen auf die Terrasse, wo wir Platz nehmen dürfen. Kurz darauf bringt uns ein Kellner nicht nur unsere bestellten Getränke, sondern auch einen kleinen Teller mit Keksen.
Wie benimmt sich hier eigentlich ein echter englischer Gentlemen: Isst er alle Kekse auf oder lässt er ein "Anstandsplätzchen" auf dem Teller liegen?
Beides, Cappuccino und Kekse sind sehr lecker. Angenehm und auffällig ist auch das durchweg sehr freundliche Personal, das sich, ohne übertrieben freundlich zu wirken, dem angenehmen Ambiente anpasst. Da werde ich Zuhause doch mal nachschauen, was hier eine Übernachtung so kostet.
Pause im "Coul-Houese-Hotel" in Contin
Pause im "Coul-Houese-Hotel" in Contin
Auf dem Weg zur Westküste
Auf dem Weg zur Westküste
Auf dem Weg zur Westküste
Am späten Mittag erreichen wir Plockton. Das ist ein kleiner Ort an der Westküste, unweit der Skye-Bridge, die hinüber zur Insel Skye führt. Hier in Plockton nehmen wir uns ein Zimmer im B&B "Tigh-nan-saor". Es ist eine wirklich schöne Unterkunft in einem kleinen B&B, das über drei Zimmer verfügt. Martin, der Besitzer, macht einen etwas distanzierten Eindruck, ganz anders als Rose in Dufftown. Aber unfreundlich ist er dabei nicht.
Der Ort Plockton gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Direkt am Meer liegt er, auch unser Zimmer hat einen wunderbaren Blick auf das Wasser. Wir schlendern an der Straße entlang, blicken zwischen Palmen hindurch auf das Wasser und genießen draußen vor einem Cafe eine Tasse Tee. Ein kurzer Spaziergang bringt uns danach dank Ebbe trockenen Fußes auf eine kleine Insel nahe der Straße. Dort sitzen wir dann auf einer Bank in der Sonne und schmiede Pläne für Morgen.
Plockton an der schottischen Westküste
Plockton an der schottischen Westküste
Plockton an der schottischen Westküste
Plockton an der schottischen Westküste
Blick aus unserem Zimmer im B&B "Tigh-nan-saor"
Im Restaurant setzt sich ein asiatisches Pärchen neben uns. Die Frau guckt nach rechts und links zu den Gerichten, die die anderen Gäste bestellt haben und zeigt dann mit den Fingern auf das, was sie haben möchte. Zu trinken bestellt sie Cola für sich und Bier für ihren Begleiter. Dann huscht sie durch den gesamten Raum, fotografiert wirklich jeden Winkel. Bald darauf werden essen und trinken auf ihren Tisch gestellt. Die Frau trinkt ihre Cola "auf Ex" und dreht dann weiter ihre Fotorunde durch das Restaurant. Der Mann schneidet sich mit Messer und Gabel ein Stück von der Zitronenscheibe ab, die seinen Fisch verziert und steckt sie sich in den Mund. Sein Gesichtsausdruck ist fast schon den Preis für mein Essen wert. Anschließend kippt er die restlichen Eiswürfel aus dem Colaglass in sein Bier und trinkt das dann in einem Zug aus. Mittlerweile hat die Frau wohl alles, was es zu fotografieren gab, auf ihre Speicherkarte verewigt. Sie legt einen Geldschein auf den Tisch, dann verlässt sie, gefolgt von dem Mann, das Restaurant.
Ich überlege, wie ich mich wohl in Asien verhalten würde, wenn ich die Sprache weder sprechen noch lesen kann. Zumindest würde ich im Restaurant nicht allen anderen Gästen ständig meine Kamera unter die Nase halten. Aber vielleicht ist das im fernen Osten ja ein Zeichen der Wertschätzung? Wenn dem so wäre, dann hätte diese Frau wirklich einen RIESEN-Respekt vor uns gehabt.
Nach dem Essen setzen wir uns draußen direkt an die Wasserkante und genießen ein "Tages-Abschluss-Bierchen". Plockton gefällt uns und wir freuen uns darauf, Morgen noch einen Tag hier zu sein. Zunächst möchten wir zwar mit dem Auto in einen nicht weit entfernten Garten fahren, aber ab Mittag sind wir hier im Ort. Und da auch die Wetteraussichten richtig gut sind, kann Morgen doch eigentlich nichts schiefgehen, oder?
Abendidylle in Plockton
Als wir heute morgen den Frühstücksraum betreten, fühle ich mich sofort wohl: Zwei der Wände sind komplett bis unter die Decke mit Bücherregalen zugestellt. Eine kleine Bibliothek, die Martin sich hier aufgebaut hat. Ich als Bücherwurm stöbere direkt durch die Titel und wechsle dann einige Worte mit Martin, der nach uns den Raum betreten habe. Als ich ihm erzähle, dass ich im letzten Jahr in Wales das Bücherdorf "Hye-on-Wire" besucht habe und er meine Begeisterung spürt, taut er ein wenig auf, lässt seine Distanziertheit etwas nach. Lange unterhalten können wir uns aber nicht, denn recht bald kommen die anderen Gäste hinzu und wir setzen uns an den Frühstückstisch.
Der Frühstücksraum
Douglas ist in Elgin aufgewachsen und wir erzählen von unserem Besuch der dortigen Kathedrale. So haben wir genug Gesprächsthemen und unterhalten uns auch noch, als das "Scottish Breakfirst" längst aufgegessen und der Tee bereits alle ist. Sehr nett und sehr angenehm, diese drei.
Während die drei von hier aus auf die Insel Skye weiterfahren und die nächste Nacht dort in Portree verbringen werden, machen wir uns mit dem Auto auf den Weg nach Attadale. Das sind zwar nur knapp 20 Kilometer, aber die haben es Dank der Single-Track-Road in sich. Rechts und links der sehr kurvigen Straße stehen Bäume und Gebüsche, es ist nicht zu erkennen, ob uns jemand auf diesem engen Weg entgegen kommt. Aber unsere Sorge ist unbegründet. Die anderen Autofahren sind hier ebenso vorsichtig unterwegs wie wir. Mal sind wir es, die ein wenig zurück bis zu einem der vielen Ausweichpunkte setzen, mal ist es unser Gegenüber. Eigentlich recht entspannt, das Ganze.
Der "Attadale Garden"
Unser Ziel ist aber nicht der Ort Attadale selbst, sondern der südlich davon gelegene "Attadale Garden". Das ist ein rund 20 Hektar großes Grundstück mit vielen Bäumen und Sträucher, Teichen und Wasserläufen, Grünflächen und Pflanzen, versteckten Skulpturen und einer großen Sonnenuhr. Am Eingang werden wir von einem ganz reizenden, älteren Paar empfangen, mit denen wir eine ganze Zeitlang plaudern. Sie erzählen uns, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit der Anlage dieses Gartens begonnen wurde. 1980 fegten dann heftige Stürme über das Land und verwüsteten die Anlage schwer. Der Eigentümer nutze diesen Umstand und legte den Garten komplett neu an, wodurch er sein heutiges Aussehen erhielt. Nach diesem "Plauderstündchen", das wohl nur dadurch beendet wird, dass neue Gäste kommen, gehen wir durch die Anlage. Viel gibt es zu entdecken, quasi an jeder Ecke findet sich etwas Neues. Es gibt einige Themenbereiche, wie den Rhododendron-Park, den versunkenen Garten oder den Küchengarten. Und schöne Aussichtspunkte finden sich auch immer wieder.
Im "Attadale Garden"
Im "Attadale Garden"
Im "Attadale Garden"
Im "Attadale Garden"
Im "Attadale Garden"
Nachdem wir rund zwei Stunden durch den Garten gelaufen sind, machen wir uns auf den Weg zurück nach Plockton. Das Wetter ist wieder sehr schön heute, daher wollen wir eine kleine Bootstour machen.
"Calum's Seal Trip": Ein Ausflug mit dem Boot
Um 14:00 Uhr startet von den Pontons in Plockton "Calum's Seal Trip". Ungefähr 60 Minuten dauert die Fahrt, auf der Seehunde und auch Otter zu sehen sein sollen. Viel mehr freuen wir uns allerdings auf die frische Seeluft und den Blick vom Wasser aus auf Plockton. Und so sind wir pünktlich vor Ort, kaufen uns Fahrkarten und schon geht es los.
Plakat und Schiff für "Calum's Seal Trip"
Blick vom Bootsanleger auf Plockton
Auf See mit "Calum's Seal Trip"
Auf See mit "Calum's Seal Trip"
Auf See mit "Calum's Seal Trip"
Auf See mit "Calum's Seal Trip"
Auf See mit "Calum's Seal Trip"
Auf See mit "Calum's Seal Trip"
Am "Carn na Frith-aird Viewpoint"
Nach dieser Stärkung sehen wir uns den Ort selbst noch ein wenig an. Mehr als die "Hauptstraße", die direkt am Meer liegt, haben wir hier nämlich noch nicht gesehen. Daher folgen wir der Straße, die bald darauf einen scharfen Linksknick macht und ein wenig bergan führt. Auch hier befinden sich einige Häuser, es ist aber wesentlich ruhiger als vorne direkt am Wasser. Rechterhand entdecken wir einen Abzweig, der als "Viewpoint" ausgeschildert ist und folgen dem Weg, der mal mehr, mal weniger steil bergauf führt. Teilweise besteht der Weg nur aus großen Steinen, über die wir klettern müssen, aber oben angelangt, werden wir mit einer großartigen Aussicht belohnt. Dieser "Viewpoint" hat seinen Namen wirklich verdient.
Wegweiser und Abzweig zum Aussichtspunk
Teilweise geht es recht steil hinauf
Teilweise geht es recht steil hinauf
Aussicht auf das Meer
Aussicht auf das Meer
Aber auch die Aussicht auf das Hinterland ist nicht übel
Die "Plockton Free Church"
Die "Plockton Free Church" ist innen recht schlicht gehalten
Die "Plockton Free Church" ist innen recht schlicht gehalten
Einfach Klasse!
Ruhe und herrliche Aussicht am Abend in Plockton
Ich weiß nicht warum, aber am frühen Morgen wache ich plötzlich auf. Das erste Licht des Tages dringt durch den Fenstervorhang, ich stehe auf und schaue hinaus. Die Sonne geht gerade über einen Felsen auf und taucht die Landschaft in ein warmes Licht. Schön sieht das aus und ich bleibe eine Weile am Fenster sitzen und genieße dieses Schauspiel.
Sonnenaufgang in Plockton
"Wenn ihr mal nach Deutschland kommt, schreibt mir doch eine E-Mail. Vielleicht können wir uns dann ja mal treffen."
Ich bin gespannt, ob das was wird.
Nach dem auschecken und der Verabschiedung von Martin und seiner Frau machen wir uns auf den Weg. Unser Ziel heute ist die Hafenstadt Oban, circa 200 Kilometer entfernt. Den ersten Stopp machen wir allerdings bereits nach knapp 20 Kilometern. "Eileen Donan Castle", besser bekannt als das "Highlander-Schloss" lädt zu einer kurzen Pause ein. Ausgiebig besichtigt habe ich es bereits bei meinem letzten Besuch hier in Schottland (Besuch des "Eilean Donan Castle"), aber einen kleinen Fotostopp ist es auf jeden Fall auch heute wert.
Kurzer Stopp am Eileen Donan Castle
Pause am Wegesrand
Pause am Wegesrand
Pause am Wegesrand
Einen Vorteil hat "King Knoll" dann aber doch: Die Innenstadt ist bequem fußläufig erreichbar. Und so machen wir uns auf den Weg mitten hinein in den quirligen Ort. Unser erstes Ziel ist die Oban-Distillery, die mitten in der Stadt liegt. Hier können wir sofort an einer Führung teilnehmen, was wir auch gerne machen. Auch hier ist das Fotografieren mal wieder verboten. Wir sind nur zu viert, werden durch die verschiedenen Räume geführt und bekommen die unterschiedlichen Produktionsstufen erklärt. Das Ganze ist, wie ich finde, bis zu einem gewissen Grad dem bierbrauen nicht unähnlich, auch wenn ein Distillerry-Manager das wohl ein wenig anders sehen wird. Olivia, unsere Führerin durch diese Anlage, spricht leider sehr schnell. Auch nach meiner Bitte, ein wenig langsamer zu reden, ändert sie daran leider nichts.
Am Ende der Führung machen wir dann ein kleines Tasting. Das Glas, das jeder dafür benutzt, dürfen wir anschließend mit nach Hause nehmen. Auch nett. Dabei werden wir gebeten, diese Führung auch auf Facebook zu bewerten.
"If you like it, my name is Olivia. If not my name is Jane" sagt Olivia mit einem Augenzwinkern. Ich tendiere, ehrlich gesagt, ein wenig mehr zu der "Jane-Variante", denn ich finde es schade, dass sie trotz meiner Bitte nicht zumindest etwas langsamer gesprochen hat.
Zum Schluss werden wir dann in den Shop geführt. Mit der fünf Pfund teuren Eintrittskarte erhält man einen Rabatt von zehn Prozent ab einen Einkauf von mindestens 30 Pfund. Nun gut, zehn Prozent darf man doch nicht einfach so verfallen lassen... Und so wandert eine Flasche guten Oban-Whisky in meinen Rucksack :o)
Die Whisky-Distillery in Oban
Die Whisky-Distillery in Oban
Aber jetzt haben wir Hunger, es ist auch sowieso Zeit zum Abendessen. Direkt gegenüber der Touristeninformation liegt "The Oban Inn". Wir bestellen uns am Tresen etwas zu essen und zu trinken und setzen uns dann nach draußen an einem Tisch, der gerade frei wird. Als der Kellner unsere Bestellung bringt, kümmert er sich allerdings nicht um das Geschirr, das noch von unseren Vorgängern hier auf dem Tisch steht. Er schiebt es nur ein wenig zur Seite, stellt unsere Teller vor uns hin und verschwindet dann sofort wieder. Ist schon ein wenig komisch hier in Oban. Und nicht nur die Bedienung bzw. der Service hier ist recht mau, auch das Essen passt sich diesen Umständen an. Nicht einmal die Hälfte unseres Gerichtes mögen wir essen, dann stehen wir auf und überlasse den Rest den vielen Möwen, die hier ständig über die Köpfe der Gäste kreisen und kreischen. Die stürzen sich auch sofort auf unsere Teller.
Ich befürchte, Morgen ist denen allen schlecht.,,
Nur ein paar Meter weiter befindet sich "The Pokey Hat", eine Eisdiele, in der wir uns ein großes Eis kaufe. Und das ist recht lecker. Damit schlendern wir die Straße entlang, vorbei am "Oban War & Peace Museum" sowie an der "Oban Chocolate Company" (oh, die muss ich mir für Morgen merken!) und folgen einfach dem Weg, der am Meer entlang führt.
Spaziergang in Oban
Spaziergang in Oban
Oban: Blick auf das Meer
Die St. Columba's Cathedral in Oban
Hier stehen Kirchenstühle statt -bänke
Taufbecken in der St. Columba's Cathedral
Blick auf die Ruine des "Dunollie Castle"
Blick auf die Ruine des "Dunollie Castle"
Ab acht Uhr gibt es Frühstück und bereits wenige Minuten später betreten wir den Speiseraum. Was wir hier allerdings sehen, verdirbt uns den Appetit. Die Tapeten rollen sich an den Wänden teilweise bereits auf, die Farbe der Holzfensterrahmen ist spröde, Regenwasser scheint sich durch die undichten Fensterrahmen seinen Weg gebahnt zu haben und hinterließ dabei seine feuchte Spur auf der Wand, die Tischdecke hat mehr Flecken als Blumen in dem Muster, Geschirr und Besteck haben einen stumpfen "Glanz" - Nein, essen werden wir hier nichts!
Wir drehen uns um und verlassen den Raum. Dabei bemerke ich ein Pärchen mittleren Alters, das jeweils einen hoch mit Essen angehäuften Teller vor sich stehen hat und sich das mit viel Begeisterung in dem Mund schaufelt. Gerade so, als ob es die größte Delikatesse wäre, die sie jemals bekommen habe. Später werden wir die beiden auf den Parkplatz des Hotels in ihren neu- und hochwertigen Mercedes mit britischen Kennzeichen steigen sehen. Anscheinend ist die Meinung über Sauberkeit bei den beiden ein wenig anders als bei uns.
Wir gehen zurück auf unser Zimmer und packen den Rucksack. Wir haben noch einige Kekse und eine Flasche Mineralwasser, dass wird dann heute unser Frühstück werden. Auch Sonnenbrille und Cap nehme ich mit. Das Wetter soll Heute nämlich, so ganz anders als dieses Hotel, richtig gut werden. Wir hatten gestern Abend noch kurz überlegt, bereits heute hier auszuchecken. Aber in Oban eine Unterkunft zu bekommen, ist nicht ganz einfach. "No vacancies" stand in allen Fenster der B&B's, die wir gestern gesehen hatten. Auch die Option, Oban zu verlassen und weiter zu fahren, haben wir verworfen. Die Tour mit dem Offshoreboat war nicht günstig. Da wir den Preis gestern bereits bei der Buchung bezahlen mußten, wäre das Geld futsch. Und das möchten wir auch nicht. Also haben wir uns zu der Variante "Augen zu und durch" entschieden. Außer zum Schlafen werden wir uns in diesem Hotel aber nicht aufhalten.
Der McCaig's Tower
Nun machen wir uns auf den Weg zum McCaig's Tower. Dieser thront hoch oben über Oban und ist eigentlich von jedem Punkt der Stadt aus gut zu sehen.
Dort ganz oben rechts wollen wir hin: Der McCaig's Tower
Der erfolgreiche Bankier John Stuart McCaig aus Oban wollte sich selbst ein Denkmal setzen. Ihm gefiel das Kolosseum in Rom, so etwas in der Art wollte er auch haben. Also ließ er im Winter 1897 die einheimische Arbeiter mit dem Bau eines Turmes beginnen. Für die war diese Arbeit ein Segen, war der Winter doch seit eh und je eine Zeit ohne viel Arbeit und somit ohne viel Lohn.
Die Arbeiten an dem Turm fanden ein Ende, als John Stuart McCaig im Jahre 1902 starb. Ab hier sind sich die Geschichtsbücher dann uneinig: Einmal wird gesagt, dass seine Nachfahren alle Arbeiten sofort einstellen ließen, um das Erbe unter sich aufzuteilen. Die andere Version der Geschichte erzählt, dass die Familie nach seinem Tod verarmte und somit kein Geld mehr für den Weiterbau hatte.
Wie auch immer, heute steht von dem ehrgeizigen Bauprojekt lediglich die Außenfassade. Aber auch die ist schon recht imposant. Immerhin wird das innere des Turmes heute als Park gepflegt. Und es gibt eine kleine Plattform, die bestiegen werden kann und von der aus sich eine wunderbare Aussicht auf den Ort und das Meer bietet.
Aber zunächst einmal muss man dort hinauf gelangen. Und das ist trotz der frühen Uhrzeit schon eine recht schweißtreibende Sache. Der Stadtplan, den wir gestern in der Touristeninformation bekommen haben, hilft uns dabei, so dass wir irgendwann endlich vor dem Turm stehen. Wow, wirklich imposant.
Blick auf den McCaig's Tower
Blick auf den McCaig's Tower
Nach unserem "Festmahl" drehen wir dann eine Runde durch die kleine Anlage. Dabei versuche ich mir vorzustellen, wie der Turm wohl aussehen würde, wenn er fertiggestellt worden wäre. Für all die nun offenen Fensteröffnungen waren ursprünglich mal Fensterscheiben geplant. Und das wären ganz schön viele geworden. Also müsste auch ein Dach für diesen Turm geplant gewesen sein. Leider finden wir auch auf den hier aufgestellten Infotafeln keine Informationen darüber.
Überraschend groß: Das innere des Turmes
Das innere des Turmes wird heute als Park gepflegt
Das innere des Turmes wird heute als Park gepflegt
Blick von der Aussichtspalttform auf Oban
Blick von der Aussichtspalttform auf Oban
Blick von der Aussichtspalttform auf Oban
Eine Tour mit dem Offshoreboat
Zeitig machen wir uns auf den Weg Richtung Pier, von dem aus unsere Bootstour starten soll. Es ist ein kleines Boot, gerade mal acht Leute passen neben dem Bootsführer hier drauf. Und diese acht Plätze sind auch komplett ausgebucht. Pünktlich legen wir ab und fahren zunächst gemächlich aus dem Hafenbecken hinaus. Dabei kommen wir auch an der St. Columba's Cathedral und an Dunollie Castle vorbei. Jetzt können wir auch vom Wasser aus mal einen Blick darauf werfen.
Klein aber fein: das Offshoreboat
Die St. Columba's Cathedral vom Wasser aus gesehen
Blick auf Dunollie Castle
Unser Boot macht mächtig Speed
Das macht schon Spaß...
Unsere Fahrt führt weiter bis zur Insel Mull. Dort steht Duart Castle, ein Schloss, dass momentan von Baugerüsten umgeben ist. Vom Wasser aus hat man einen recht guten Blick auf das Gebäude, dass auch schon in einem Film mitgewirkt hat: "Entrapment" aus dem Jahre 1999, mit dabei waren damals unter anderem Sean Connery und Catherine Zeta Jones. Zuhause lese ich, dass der deutsche Titel "Verlockende Falle" hieß. Gesehen habe ich den Film allerdings nicht.
Unsere Fahrt führt über den Loch Linnhe weiter Richtung Norden, an einigen Seehundeinseln vorbei, bis wir wieder auf Land stoßen. Unser Bootsführer erzählt, dass hier oft ein Seeadler zu sehen ist. Die Vögel waren in dieser Gegend komplett ausgerottet worden, da sie den Fischern ein Dorn im Auge waren. Vor einigen Jahren wurden hier aber wieder einige Tiere ausgewildert. Ich bin, ehrlich gesagt, skeptisch und halte diese Geschichte für Seemannsgarn. Aber nur so lange, bis plötzlich tatsächlich ein Seeadler am Himmel auftaucht. Es hat wirklich etwas majestätisches, wie der große Vogel durch die Luft gleitet und sich dann auf den Ast eines Baumes niederlässt. Wir alle sind begeistert und lassen die Auslöser unserer Kameras glühen. Einfach ist es nicht, vom leicht schwankenden Boot aus eine passable Aufnahme zu machen, aber irgendwann sind alle zufrieden und unser Boot nimmt wieder Kurs auf Oban.
An einem alten Leuchtturm kommen wir noch vorbei und in der Ferne ist der Ben Nevis zu sehen, der mit 1.345 Metern höchste Berg im Vereinigten Königreich. Als unser Bootsführer schließlich das Tempo des Offshorebootes drosselt und wieder viele Möwen rund um unser Boot kreisen, wissen wir, daß wir Oban fast erreicht haben und unsere Tour nun zu Ende geht. Fast zwei Stunden sind wie im Fluge vergangen, Spaß hat es uns allen gemacht.
Lachszucht vor Obans Küste
Nicht gerade schön, aber trotzdem Filmstar: Duart Castle
Kleine Seehundsinsel
Der Seeadler hat alles im Blick
Kleiner Leuchtturm vor Oban
Blick über das Wasser
Die Oban Chocolate Company
Die Oban Chocolate Company
Wir verlassen das Lokal und überlegen, was wir noch unternehmen könnten. Es ist noch zu früh, um ins Hotel zu gehen. Gerade, als wir uns entschlossen haben, noch einmal hoch zu McCaig's Tower zu gehen und uns von dort den Sonnenuntergang anzusehen, hören wir plötzlich sehr laute Dudelsackmusik. Auch die schottischen Trommeln sind dabei. Und so laut, wie das klingt, sind es nicht nur ein oder zwei Musiker, die da spielen. Wir folgen den Klängen und sehen bald darauf eine große Gruppe junger Leute, die mit Dudelsäcken und verschiedenen Trommel mitten auf einen kleinen Platz musiziert. Es stehen bereits viele Menschen dort und wir stellen uns dazu, um den Musikern zuzuhören. Auf einem kleinen Schild steht, dass dies die Nachwuchsmusiker einer Musikgruppe sind. Wer mag, kann eine Spende in eine Box werfen. Ich muss schon sagen, die Jungen und Mädchen haben Kondition. Sie spielen und spielen und spielen. Fast eine Stunde lang hören wir Ihnen zu, dann machen wir uns auf dem Weg zum Hotel. Und die Musik verfolgt uns dabei noch eine ganze Weile...
Die Dudelsackgruppe lädt zum zuhören
Es ist kurz nach sieben, als wir an der Rezeption den Zimmerschlüssel abgeben. Kurz darauf sitzen wir im Auto und fahren aus der noch ruhigen Stadt. Nein, Oban war, anders als Plockton, nicht "Liebe auf den ersten Blick". Selbst auf den zweiten nicht. Und das lag nicht nur am Hotel. Die Stadt wirkt auf mich recht laut, unruhig und auch ein wenig schmuddelig. Aber ob ich mir so ein Urteil nach knapp zwei Tagen überhaupt erlauben darf?
Jedenfalls sind wir froh, als wir Oban verlassen haben und den Wagen zunächst Richtung Osten lenke. Ortschaften wie "Connel", "Achnacloich", "Fanans" und "Stronmilchan" fliegen an uns vorbei, bevor ich ab "Crianlarich" das Steuer gen Süden schwenke. Bald darauf fahren wir an den Ufern des Loch Lommond vorbei, Schottlands größten See. Landschaftlich ist es sehr schön hier, aber zwei Versuche, am Seeufer eine Pause zu machen, scheitern an den Midgets, den klitzekleinen Mücken, die hier eine echte Plage zu sein scheinen. Also fahren wir weiter immer Richtung Süden, an Glasgow vorbei, bis wir in Maybole den Abzweig Richtung Küste nehmen. Nach einigen Kilometern stehen wir dann vor Culzean Castle. Oder eigentlich stehen wir vor dem Kassenhaus des Schlosses. Von hier aus sind es noch etliche Meter zu fahren, bis wir zu dem riesigen Parkplatz gelangen. Ich ergattere einen der wenigen Plätze im Schatten unter einem Baum. Es ist kurz vor 12:00 Uhr Mittags und mächtig warm. Ich bin gespannt, ob die Schokolade, die wir gestern in der "Oban Chocolate Company" gekauft haben und die nun im Auto liegt, diese Temperaturen überstehen wird.
Culzean Castle
Vom Parkplatz aus machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Wir überqueren einen großen Platz und schreiten durch ein Tor, das den Blick auf einen kleineren Platz freigibt. Ringsherum sind diverse Häuser, in denen ein Restaurant, Souvenirgeschäfte und Toiletten untergebracht sind. Auf der gegenüberliegenden Seite verlassen wir den kleinen Platz, folgen einen Weg durch einen kleinen Wald und stehen dann vor einem halb verfallenen Torbogen. Im Hintergrund ist schon das Schloss zu sehen, aber dessen ganze Größe erkennen wir erst, als wir durch das Tor schreiten und uns dem Schloss nähern. Wow, das ist beeindruckend. Ich hatte mich so daran gewöhnt, dass viele Schlösser hier mehr Ruine als intaktes Gebäude sind, dass ich ein wenig verblüfft bin. Auch der großzügig angelegte Garten imponiert mächtig. Optisch ist das alles wirklich ein Leckerbissen.
Blick auf Culzean Castle
Dekorative Waffensammlung im Culzean Castle
Dekorative Waffensammlung im Culzean Castle
Rundgang durch Culzean Castle
Rundgang durch Culzean Castle
Rundgang durch Culzean Castle
Rundgang durch Culzean Castle
Rundgang durch Culzean Castle
Rund um Culzean Castle
Culzean Castle in seiner ganzen Pracht
Unser heutiges Ziel ist der kleine Ort Stranraer auf der Halbinsel Rhins Of Galloway. Im dortigen "Glenotter B&B" haben wir ein Zimmer reserviert. Stranraer ist vermutlich einige Irlandreisenden bekannt. Bis vor einigen Jahren konnte man von hier aus mit der Fähre hinüber auf die grüne Insel fahren. Heute geschieht das allerdings vom nahegelegenen Cairnryan. Nach Larne und Belfast fahren die Fähren und nicht wenige Urlauber nutzen Stranraer, um am Anfang und/oder am Ende ihrer Tour hier eine Übernachtung einzulegen. Das zumindest erzählen uns Sylvia und ihr Mann Graham, die Betreiber dieses B&B. Die beiden sind ein supernettes, älteres Ehepaar, ganz so, wie man sich "Herbergseltern" wünscht. Und auch das Zimmer, das wir hier bekommen, ist Klasse. Einrichtung und Ausstattung bereits ein wenig älter, aber mit Charme und absolut sauber. Welch eine Wohltat nach Oban.
Das "Glenotter B&B" in Stranraer
Über eine Singletrack-Road zum Kap Mull of Galloway
Die Klippen am Kap Mull of Galloway mit dem Besucherzentrum
Auch hier finden wir, wie schon in John o'Groats, einen Wegweiser, der die Richtung zu verschiedenen Ort weist und auch die Entfernung dahin.
Der Mull-of-Galloway-Leuchtturm
Der Mull-of-Galloway-Leuchtturm
Der Mull-of-Galloway-Leuchtturm
Es ist früher Abend, als wir zurück in Stranraer sind. Wir haben Hunger, daher machen wir uns zu Fuß auf dem Weg in den Ort. Fündig werden wir im "Custom House", einem netten Pub, der auch einige Sitzplätze im Freien hat. Wir sitzen draußen, genießen das einfache, aber gute und recht preiswerte Essen und saugen die Atmosphäre auf. Es sind jede Menge Einheimische, die um uns herum sitzen und anscheinend den Feierabend gemeinsam genießen. Nach dem Essen blättere ich noch in dem kleinen Reiseführer, den ich mitgenommen habe. Dort steht, daß der Name Stranraer vom schottisch-gälischen "An t-Sron Reamhar" kommen soll. Und das bedeutet so viel wie "fette Nase".
Schon lustig, wie manche Namen entstehen.
Abendessen im Pub in Stranrae
Brauchst Du (G)inspiration?
Hatte ich nicht von dem sehr guten Frühstück von Rose in dem "The Gables B&B" in Dufftown geschwärmt? Ich muss sagen, dass, was Graham hier auftischt, steht dem in nichts nach. Sehr, sehr lecker!
Beim Frühstück lernen wir ein deutsches Ehepaar kennen. Sie kommen aus Borken im Münsterland. Hier, vom Süden Schottlands aus gesehen, könnten wir uns fast alles Nachbarn bezeichnen :o) Sie sind vorgestern Morgen mit der Fahre in Newcastle angekommen und sind dann gemächlich hier her gefahren, wo sie nun für zwei Nächte geblieben sind. Gestern haben sie sich Stranraer und die Umgebung angesehen, heute Mittag nehmen sie die Fähre hinüber nach Irland. Sie haben ihren Urlaub also noch vor sich, während unserer nun leider unaufschiebbar zu Ende geht.
Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen. Noch einen kurzen Eintrag in das Gästebuch von Sylvia und Graham, dann verabschieden wir uns von den beiden. Ja, hier würde ich, genau wie in Rose' "The Gables" in Dufftown und im "Tigh-nan-saor" in Plockton jederzeit wieder übernachten.
Das "Glenotter B&B" in Stranraer
Hochzeitsparadies Gretna Green
Unser nächstes Ziel heute heißt Gretna Green und für die rund 160 Kilometer lange Strecke benötigen wir gut zwei Stunden. Gretna Green? Der Name ist vermutlich vielen Menschen bekannt als der Ort, in dem früher viele Minderjährige heirateten. Wobei mit "früher" die Zeit ab Mitte des 18. Jahrhunderts gemeint ist. Der Ort liegt direkt hinter der englischen Grenze auf schottischen Boden und hier sah das Gesetz vor, dass Mädchen ab 12 und Jungen ab 14 Jahren ohne Einwilligung ihrer Eltern heiraten konnten. Das sprach sich recht bald auch außerhalb von England herum und so kamen immer mehr junge Paare aus ganz Europa hierher, um hier zu heiraten. Ohne oder auch gegen den Willen der Eltern. Erst ab 1856 wurde das schottische Gesetz dahingehend geändert, dass sich heiratswillige Paare vor ihrer Eheschließung mindestens 21 Tage in Schottland aufgehalten haben müssen.
Bekannt und etabliert als Heiratsort hatte sich die Schmiede von Gretna Green. Der Schmied nutzte den Umstand für sich aus, dass nach schottischem Recht beinahe jeder eine Trauung vollziehen konnte. Lediglich zwei Zeugen mussten bei der Zeremonie anwesend sein. Die Schmiede wurde zu einem beliebten Treffpunkt der heiratswilligen jungen Menschen und der Schmied ging als "Amboss-Priester" in die Geschichte ein, da er die Trauung am Ende mit einigen Hammerschlägen auf den Amboss bekräftigte.
Heute sind die gesetzlichen Regelungen natürlich ganz anders. Trotzdem werden hier jährlich etwa 5.000 Ehen geschlossen. Und das nun ganz legal. Geschätzt jede sechste schottische Ehe wird hier in Gretna vollzogen.
Gretna Green, Tummelplatz für Hochzeitswillige
Gretna Green
Trauzimmer in der ehemaligen Schmiede
Lange mögen wir nicht hier bleiben. Wir kaufen uns noch zwei Flaschen Wasser, denn es ist wieder sehr warm heute. Dann verlassen wir Gretna Green und fahren weiter gen Osten. Zwei kurze Trinkpausen legen wir ein, ansonsten fahren wir gemütlich Richtung Ostküste nach Newcastle, das wir nach gut 100 Kilometern ohne Probleme erreichen. Die Stadt kommt uns nach den knapp zwei Wochen Ruhe fast wie eine Millionenmetropole vor. Zwei- und dreispurige Fahrbahnen, Ampeln, zähfließender Verkehr - all diese Dinge waren in den letzten Wochen Fremdwörter für uns. Zum Glück finden wir den Weg zur Fähre Dank Navi recht gut. Rund zwei Stunden vor dem Ablegen sind wir dort und stehen dann mitten in einem Pulk von Oldtimern mit niederländischen Kennzeichen. Die Frauen und Männer, denen diese Schmuckstücke gehören, haben eine Tourenfahrt durch Schottland gemacht. Sogar einen eigenen Fotografen haben sie dabei, der in einem BMW Z3 Cabriolet unterwegs ist. Alles ein kleines bisschen exklusiv.
Am Fähranleger in Newcastle. Es geht wieder nach Hause ...
Auf einer Leinwand im Kino würde jetzt wohl stehen:
... Fortsetzung folgt ...
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Wer schreibt hier?
- Detlev, Jahrgang '61
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- Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
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Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.
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Die schönsten Reisezitate
"Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut haben."
Nicht nur der berühmte deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt wusste, dass Reisen den Horizont erweitert :o)