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Motorradtour Südschweden

Kurztrip in das Elchland

Als die Einladung von Jörn aus dem Elchland zu einem Motorrad-Treffen kam, musste ich nicht lange überlegen. An einem Wochenende im Juli sollte das Treffen im Süd-Schwedische Linneryd auf dem dortigen Campingplatz stattfinden.

Jörn hatte ich schon zweimal besucht. Sein privates "Gubbe-Träff" war jeweils Ziel eines langen Wochenendes in Schweden gewesen. In diesem Jahr allerdings lädt er ein als Organisator des Sommertreffens von „StressPress“. Die Untergrund-Zeitschrift rund ums Motorradfahren veranstaltet regelmäßige Lesertreffen, diesmal auf Initiative von Jörn das erste Mal hier in Schweden. Und das eben nicht auf der Wiese hinter seinem Haus, sondern auf einen Campingplatz.


Mittwoch

Und so stehe ich bereits Mittwoch Mittags in Saßnitz auf Rügen am Fähranleger und wartete darauf, auf die Fähre nach Ystad fahren zu können. Bei gutem Wetter legen wir pünktlich ab und meine Vorfreude ist groß.

Auf der Fähre, die Vorfreude ist groß
Auf der Fähre, die Vorfreude ist groß

Es sind nicht viele andere Motorradfahrer auf der Fähre, als wir pünktlich um 17:15 Uhr das schwedische Ystad erreichen. Leider können wir erst als letztes von der Fähre fahren und dann dauert es auch noch ein wenig, bis ich Ystad verlassen habe. Von hier aus sind es nun ziemlich genau 200 Kilometer bis nach Linneryd und ich beeile mich, vor 20:00 Uhr dort zu sein. Um diese Zeit schließt nämlich der Kiosk auf dem Platz und ich habe mich bei dem warmen und teils schwülen Wetter schon den ganzen Tag lang auf ein kühles Bier gefreut. Als ich um drei Minuten vor acht auf den Platz rolle, ist mein Grinsen so breit, dass es kaum Platz in meinem Helm hat. Das nenne ich Timing... :o)

Andy, der den Campingplatz hier betreibt, gibt mir neben dem Schlüssel für meine Stuga und der eiskalten Dose Bier auch einige Duschmarken. Und eine davon benutze ich direkt nachdem ich meine Hütte bezogen habe. Anschließend Abendessen aus der mitgebrachten Verpflegung und das Bier hier vom Campingplatz, danach noch ein kleiner Erkundungsgang über den Platz. Und dann ist es genug für heute.

Meine Stuga auf dem Campingplatz in Linneryd
Meine Stuga auf dem Campingplatz in Linneryd


Donnerstag

Wetter: Gut.
Laune: Gut.
Tank: Na ja, noch so halb voll.

Ich hatte mir schon Zuhause eine kleine Runde ausgesucht, die ich heute fahren möchte. Erstes Ziel ist der Elchpark "Glasriketsalgpark". Der befindet sich fast direkt am Riksväg 25, ungefähr auf halbem Weg zwischen Nybro und Örsjö. Ich hatte lange überlegt, ob ich ihn überhaupt anfahren soll. "Ist das nicht eher etwas für Kinder?" hatte ich mich gefragt. Aber als ich gegen halb elf auf den Parkplatz rolle, sehe ich in erster Linie Erwachsene, die hier stehen und an der Fahrt durch den Elchpark teilnehmen wollen.

Mit diesem Gefährt werden die Besucher durch den Elchpark gefahren
Mit diesem Gefährt werden die Besucher durch den Elchpark gefahren

Als erstes gehe ich zur Kasse, um für die 11-Uhr-Tour eine Karte zu kaufen. Die ist allerdings bereits ausgebucht. Die nächste Fahrt ist um 12:30 Uhr, da sind noch Plätze frei, aber so lange möchte ich hier nicht warten. Ein wenig enttäuscht stöbere ich noch ein bisschen durch den Shop, in dem es viele Andenken rund um Elche zu kaufen gibt. Dann schlendere ich zurück zum Parkplatz. Dabei komme ich auch an einem großen Plastikelch vorbei und denke bei mir "Besser als nichts, dann machst Du eben mit dem hier ein Selfie".

Selfie mit dem (Plastik-) Elch
Selfie mit dem (Plastik-) Elch

Als das Bild auf der Speicherkarte ist, höre ich plötzlich einen Mann rufen. "Hey, hello, wait a minute". Der Mann kommt zu mir und erklärt, dass einige der angemeldeten Personen nicht erschienen sind, ich also doch mitfahren kann. Na, das nenne ich Glück. Helm und Jacke kann ich an der Kasse abgeben, dann steige ich in den mittleren der drei Wagen und schon geht es los.

Wir fahren in den Elchpark
Wir fahren in den Elchpark

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das hier wirklich gut wird. Mit Schrittgeschwindigkeit rollen wir in ein eingezäuntes Gebiet und halten jetzt Ausschau nach den Elchen. Aber meine Skepsis ist unbegründet. Schon bald sehen wir die ersten Tiere und nicht nur das, sie kommen auch direkt an unsere Wagen. Unserer Fahrer verteilt frische Zweige mit grünen Blättern und damit können wir die Elche füttern. Sie fressen uns also sozusagen aus der Hand.

Elch im Elchpark
Elch im Elchpark

Elch im Elchpark
Elch im Elchpark

Elch im Elchpark
Näher heran geht es nicht

Elch im Elchpark
Ich glaub' mich knutscht (fast) ein Elch :o)

Elchkuh mit ihren vier Wochen alten Zwillingen
Elchkuh mit ihren vier Wochen alten Zwillingen

Was für uns eine Attraktion ist, ist für die Elche hier Alltag. Vier Mal pro Tag fahren die Wagen hier durch und sie wissen genau, dass sie dann etwas zu fressen bekommen. Aber ich sehe das recht entspannt: Die Fütterung der Seehunde in der Aufzuchtstation Norddeich läuft ja ähnlich ab. Und bestimmt noch viele weitere "tierische Attraktionen" auf diesem Planeten.

Meine Fahrt führt mich anschließend weiter ganz grob Richtung Nordwesten. Ich habe gelesen, dass die Ruine von Schloss Kronoberg wirklich sehenswert sein soll, also mache ich mich auf den Weg dorthin. Wieder fahre ich über kleine Straßen, die fast komplett leer sind. Andere Motorradfahrer sehe ich keine, nur hin und wieder mal ein Auto. Als ich in einem kleinen Ort über einen Bahnübergang fahre, sehe ich auf der linken Seite zwei alte Eisenbahnwaggons. Dahinter steht eine alte Lok und dann stehen dort noch weitere Waggons. Kurzentschlossen biege ich links ab, stelle die Versys unter einem Baum in den Schatten und schaue mir das näher an.

Bahnübergang in Hultanäs
Bahnübergang in Hultanäs

Bahnübergang in Hultanäs
Bahnübergang in Hultanäs

Ich bin in Hultanäs in der Nähe von Åseda gelandet und hier stehen jede Menge alte Eisenbahnwaggons und Lokomotiven. Ich habe mal auf einer vorherigen Schwedentour nicht weit von hier, in der Nähe von Ryd, einen Autofriedhof gefunden. Das hier scheint eine letzte Ruhestätte für Eisenbahnen zu sein, eine Art Eisenbahnfriedhof. Die Reihe der Fahrzeuge zieht sich sehr lang, ich laufe sie nicht komplett ab. Aber interessant anzusehen ist das auf jeden Fall.

Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs

Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs

Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs

Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs

Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs

Im Internet finde ich später die Seite smalsparet.com. Dort ist zu lesen, dass sich ein Verein mit Namen "Smalspåret" darum bemüht, die alten Züge zu bewahren und die stillgelegte Bahnstrecke zu erhalten. Auch Unterstützer und Mitstreiter werden dort für dieses Projekt gesucht. Bei Interesses also einfach mal dort melden ;-)

Ganz grob halte ich mich jetzt Richtung Växjö. Ein wenig nördlich davon, auf einer Insel im See "Helgasjön", befindet sich die Ruine von Schloss Kronoberg. Ursprünglich war dies ein Bischofs-Sitz, bevor König Gustav I. begann, das Gebäude zu einem Schloss umzubauen. Als ich den Parkplatz erreiche, ist dieser recht voll, aber für ein Motorrad findet sich ja immer ein Platz. Der Weg zur Schlossruine ist nur kurz und schon von hier wirkt das alte Gemäuer recht eindrucksvoll.

Blick vom Parkplatz auf die Ruine von Schloss Kronoberg
Blick vom Parkplatz auf Schloss Kronoberg

Ich laufe über die Holzbrücke hinüber auf die Insel. Hier stehen die Überreste von Schloss Kronoberg und das sind gar nicht mal so wenige. Noch eine zweite Brücke gilt es zu überqueren, dann gehe ich durch ein großes Tor in das Innere der Anlage. Hier ist leider so gut wie nichts mehr erhalten, die ganze Ruine besteht offensichtlich nur noch aus den Außenmauer.

Zugang zur Ruine von Schloss Kronoberg
Zugang zu Schloss Kronoberg

Infotafel zu Schloss Kronoberg
Infotafel zu Schloss Kronoberg

Umgebung von Schloss Kronoberg
Blick auf die Umgebung

Was ich bemerkenswert finde ist, dass hier alles komplett kostenlos ist. In Deutschland wäre die erste Zahlung bereits auf dem Parkplatz fällig gewesen. Dann noch Eintritt zur Burginsel und wohlmöglich noch eine Gebühr fürs Fotografieren. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber hier in Schweden kann man lernen, dass es auch ohne Eintrittspreise und Gebühren funktioniert.

Von hier aus sind es knapp fünfzig entspannte Kilometer bis nach Linneryd. Einige andere Teilnehmer des Motorradtreffs sind bereits angereist und bauen ihre Zelte auf. Ich sehe mir das nur kurz an, bestelle bei Andy noch etwas zu essen und beschließe dann mit einem letzten Blick auf den See Linnerydssjön diesen für mich richtig schönen Tag.

Abendstimmung am See
Abendstimmung am See


Freitag

Nach dem Frühstück in meiner Stuga setze ich mich auf das Motorrad und fahre los. Heute habe ich keine vorgeplante Route, lediglich das ich nach Växjö will ist festgelegt. Also fahre ich auf möglichst kleinen Straßen Richtung Norden. Wobei diese kleinen Straßen recht unterschiedlich sind: Kurvig, hügelig, auf Asphalt oder über Schotter - hier wird wirklich das volle Programm geboten.

Schild mit 'Vorsicht Kurve'
Auf kleinen Straßen unterwegs: Kurvig...

Schweden kann auch 'bergig'
...hügelig oder...


Unterwegs auf Schotterwegen
... über Schotter, hier gibt es jede Menge Abwechslung

Als ich einen Abzweig zum "Bergkvara Castle" sehe, biege ich spontan ab und folge der Beschilderung. Nach wenigen Kilometern ist auf der rechten Seite ein kleiner Parkplatz, auf dem ich meine Versys abstelle. Laut Infotafel liegt hier die "Ruine eines der mächtigsten mittelalterlichen Gebäude Nordeuropas". Dementsprechend auf etwas ganz Großes vorbereitet folge ich dem vorgegebenen Weg und stehe bald darauf vor einigen Mauerresten. Eine Ruine ist das hier auf jeden Fall, aber mächtig? Ein wenig enttäuscht umrunde ich die Reste des alten Gebäudes. Die Lage ist definitiv sehr schön. Aber ich hatte etwas größeres, imposanteres erwartet.

Ruine von Bergkvara Castle
Ruine von Bergkvara Castle

Ruine von Bergkvara Castle
Ruine von Bergkvara Castle

Ruine von Bergkvara Castle
Ruine von Bergkvara Castle

Aussicht auf den See vor Bergkvara Castle
Aussicht auf den See vor Bergkvara Castle

Etwas enttäuscht mache ich mich auf den Rückweg zum Parkplatz. Da sieht man mal wieder: Je größer die Erwartungshaltung, desto schneller kann man enttäuscht werden.

Ich fahre weiter und nun direkt nach Växjö hinein. Für diese Region ist das schon ein größerer Ort, entsprechend viel ist hier los. Leider finde ich keinen Parkplatz. Alles hier ist mit Parkschein oder Parkuhr, beides nicht ideal fürs Motorrad. In Deutschland würde mich das nicht stören, aber ich habe keine Ahnung, wie das hier in Schweden gehandhabt wird. Schließlich stelle ich die Versys auf den Parkplatz eines Supermarkts ab. Gerade, als ich den Motor abgestellt habe und abgestiegen bin, entdecke ich das Schild, dass man auch hier nur mit Parkscheibe und für maximal 30 Minuten parken darf. Also steige ich wieder auf und fahre kurz entschlossen raus aus dem Ort. Dann sehe ich mir Växjö eben ein anderes Mal an. Auf kleinen Wegen halte ich mich grob Richtung Süden und somit Richtung Campingplatz.

Ich gebe zu, ich bin ganz bestimmt nicht der gläubigste Mensch auf Erden. Aber ich mag die Atmosphäre, die von vielen Kirchen ausgeht. Ganz besonders mag ich die Stille einer leeren Kirche. Als ich hier gemächlich durch das kleine Örtchen Öja rolle und auf der rechten Seite auf einer Anhöhe eine Kirche sehe, halte ich spontan an.

Kirche von Öja
Kirche von Öja

Kirche von Öja
Kirche von Öja

Der direkt danebenliegende Parkplatz ist komplett leer, also stelle ich meine Versys dort ab. Die Kirchentür ist offen und ich betrete den hellen Innenraum. Fast schon fröhlich wirkt es hier drin und ich setze mich in einer der Bänke und gönne mir einige ruhige Minuten.

Kirche von Öja
Kirche von Öja

Kirche von Öja
Kirche von Öja

Kirche von Öja
Kirche von Öja

Von Öja ist es nicht mehr weit bis Linneryd und als ich den Campingplatz erreiche bin ich überrascht, wie voll es dort mittlerweile geworden ist. Gut und gerne vierzig Motorräder bzw. Gespanne stehen hier und gerade kommen noch einige weiter an. Ein richtiges Zeltdorf ist hier entstanden, einige bauen noch auf, andere sind schon damit fertig und unterhalten sich lautstark mit ihren Nachbarn.

Blick auf die Zeltwiese
Blick auf die Zeltwiese (Foto von Jörn)

Blick auf die Zeltwiese
Blick auf die Zeltwiese (Foto von Jörn)

Blick auf die Zeltwiese
Blick auf die Zeltwiese (Foto von Jörn)

Es wirkt alles ein wenig durcheinander und chaotisch, aber eigentlich ist jeder mittendrin statt nur dabei. Und das ist ja auch Sinn und Zweck von so einem Treffen. Lange bin ich heute allerdings nicht dabei. Aber das macht nichts. Morgen ist ja auch noch ein Tag.


SAMSTAG

Heute Morgen regnet es. Nicht allzu stark, aber doch stetig. Daher wundere ich mich nicht, dass ich um kurz vor sieben den Waschraum für mich alleine habe. Gestern Morgen war das noch anders gewesen. Aber durch den Regen hierher laufen möchten dann doch nur die wenigsten.

Zum Glück hört der Regen bald auf und zum Frühstück sitze ich schon wieder draußen auf der Terrasse meiner Stuga. Nach und nach setzt sich die Sonne durch und vertreibt die meisten Wolken. Gestern hatte Jörn mir einen Ausdruck mit einer Rundtour ab Linneryd auf kleinen Straßen gegeben. 135 Kilometer sind das, für die er rund 2,5 Stunden veranschlagt. Die speichere ich nun in mein Navi ab und starte gegen elf Uhr meine Ausfahrt.

Karte Rundtour
So sieht die geplante Rundtour aus

Vom Campingplatz aus biege ich rechts ab. Durch Bastanäs und Korrö fahre ich noch auf Asphalt, aber dann zweigt der Weg rechts ab auf eine Schotterpiste. Dafür ist meine Versys eigentlich nicht gemacht, aber es fährt sich besser als gedacht. Über Vrångebro und Siggahult erreiche ich Tingsryd und ab hier geht es nach einer kurzen Pause am See auf Asphalt weiter.

Pause am See von Tingsryd
Kurze Pause am See von Tingsryd

Allerdings bleibe ich nur recht kurz auf Asphalt. Schon bald biegt der Weg rechts ab in den Wald und es geht wieder über Schotter. Ich bin mir sicher, Johannes und Markus, mit denen ich normalerweise auf Tour bin, hätten hier ihren Spaß. Aber auch ich gewöhne mich so langsam daran.

Schotterweg quer durch den Wald
Auf Schotterwegen quer durch den Wald

Bald darauf erreiche ich eine Holzbrücke, Stenfors Bruk. Sie führt über einen kleinen Bach, der links zwischen den Steinen heraussprudelt. Weiter führt der Weg bis ich kurz vor Gaddeviksas wieder Asphalt unter die Räder bekomme. Ich bin nun am Südufer des Sees "Mien", an dessen Westseite ich mich ab hier nördlich halte. Über Grönteboda erreiche ich schließlich Urshult. Hier tanke ich das Moped auf, kaufe mir im Supermarkt einen Schokoriegel und mache einen Stopp an der Kirche. Diese ist allerdings verschlossen, so dass ich mich mit dem Blick von außen begnügen muss. Dafür steht mein Motorrad auf dem Parkplatz unter dichten Bäumen. Als ein kurzer Regenschauer herunterkommt, bleiben wir hier schön trocken.

Kirche von Urshult
Kirche von Urshult

Weiter führt der Weg, durch Klasamåla und Karatoro, dann erreiche ich eine "Seenlandschaft". Links und rechts sind weite Wasserflächen und immer wieder führt die Straße über Brücken. Hinter einer davon stelle ich die Versys in den Schatten, ich selbst setze mich mit Blick auf den See in die Sonne und genieße die Wärme und die Ruhe. Gerade mal ein Auto kommt vorbei, ansonsten ist es hier einfach nur still. Dieses Seegebiet nennt sich Åsnen und soll eine beliebte Ferienregion sein. Zum Glück sind die Urlauber heute offensichtlich woanders.

Viel Wasser in Åsnen
Viel Wasser in Åsnen

Viel Wasser in Åsnen
Viel Wasser in Åsnen

Ich fahre weiter Richtung Norden, bis ich kurz hinter Kalvsvik das nördliche Ende des Sees erreicht habe. Von hier aus halte ich mich jetzt östlich. Da der Himmel sich dunkel bewölkt, fahre ich zwar weiter auf kleinen Straßen, aber ohne weitere Pausen über Östad durch bis zum Campingplatz.

Eine schöne Runde war das. Fast vier Stunden habe ich gebraucht. Wenn ich aber meine beiden großen Pausen und die vielen kleinen Fotostopps abziehe, könnte es vermutlich mit den von Jörn geschätzten 2,5 Stunden recht gut passen.

Der Abend wird dann ruhig. Ich schaue bei den Campern vorbei, trinke ein Bier, bewundere so manches schöne Gespann und unterhalte mich mit den Fahrern . Einige fahren ebenso wie ich Morgen wieder nach Hause, andere wollen aber noch ein paar Tage hier in Schweden bleiben. Wenn ich noch Urlaub hätte, würde ich das auch gerne machen, aber ich bin schon zufrieden, dass ich überhaupt hierherkommen konnte. Dreißig Tage Urlaub im Jahr sind nicht viel und ich beneide die vielen Rentner hier, bei denen es auf ein paar Tage oder sogar Wochen nicht ankommt.

Zum Abschluss des Tages mache in dann einen kleinen Spaziergang entlang des Sees, an dem der Campingplatz liegt. Und auch von der anderen Seite des Ufers hat man eine schöne Aussicht.

Blick auf den See Linnerydssjön am Campingplatz Linneryd
Blick auf den See Linnerydssjön am Campingplatz Linneryd

Zurück an meiner Stuga sortiere ich schon mal einige Sachen, damit ich es morgen früh etwas einfacher habe. Dann heißt es für heute "Gute Nacht".


Sonntag

Das Wetter passt: Es ist sonnig, die wenigen Wolken stören nicht. Heute habe ich Zeit. Die Fähre legt um 18:15 Uhr in Ystad ab, bis dahin sind es gut zweihundert Kilometer. Es ist fast elf Uhr bis ich alles zusammengepackt und das Motorrad beladen habe. Dann fahre ich zur Rezeption, bezahle die Stuga, schaue noch kurz bei Jörn vorbei, um mich zu verabschieden und dann bin ich "on the road" gen Süden.

Es ist Sonntag und die Straßen sind voll. Zwar meide ich die großen Hauptverkehrswege, trotzdem ist der Verkehr mitunter recht zäh. Entspannt ist anders. Ich hatte mir im Vorfeld überlegt, nach Ales Stenar zu fahren. Zum einen wollte ich diese alte Wikingerstätte schon lange mal besuchen. Zum anderen ist es von dort nur ein Katzensprung nach Ystad und somit zur Fähre. Mit zwei kleinen Pausen am Wegesrand fahre ich durch bis zur Südküste Schwedens. Dort, genauer gesagt bei Kåseberga, liegt mein Ziel.

Als ich mir überlegte, nach Ales Stenar zu fahren, hätte ich wohl nicht nur bedenken sollen, dass heute Sonntag ist. Auch ein Blick auf die Wettervorhersage wäre nicht verkehrt gewesen. Es herrscht nämlich schönster Sonnenschein, was anscheinend viele Menschen zu einem Ausflug hinaus aus den Häusern lockt. Als ich Kåseberga erreiche, will mich ein Ordner gleich am Ortseingang auf einen völlig überfüllten Parkplatz lotsen. Ich ignoriere ihn und fahre einfach weiter, quer durch den kleinen Ort bis ans Ende der Straße. Dort sind ein kleiner Hafen und ein kleiner, ebenfalls überfüllter Parkplatz. Aber hier gibt es Motorradparkplätze. Das ist leider auch das einzig Positive, was es hier zu sagen gibt. Hinter dem Parkplatz schließt sich eine Flaniermeile an. Restaurants, Souvenirgeschäfte, Fast-Food-Buden... hier gibt es alles, was das Touristenherz höher schlagen lässt.

Für mich interessant ist ein Wegweiser: "Ales Stenar 0,6" steht darauf und gemeinsam mit einer ganzen Karawane anderer Besucher folge ich der angegebenen Richtung. Es geht zunächst steil bergan und ich muss sagen, die Aussicht von hier oben ist schon mal ganz nett.

Aussicht auf den Weg nach Ales Stenar
Aussicht auf den Weg nach Ales Stenar

Aussicht auf den Weg nach Ales Stenar
Aussicht auf den Weg nach Ales Stenar

Unsere Pilgerung dauert ungefähr zehn Minuten, dann erreichen wir den Steinkreis. Ich hatte etwas ähnliches wie Stonehenge erwartet, zumindest, dass der Steinkreis abgesperrt ist. Aber weit gefehlt. Dutzende von Menschen gehen quer durch den Kreis oder sitzen auf den Steinen. Die Kinder spielen dahinter verstecken oder versuchen, von Stein zu Stein zu springen. Diese Steine sind übrigens recht niedrig, ungefähr 1,60 Meter bis 1,80 Meter. So hatte ich mir das, ehrlich gesagt, nicht vorgestellt.

Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens
Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens

Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens
Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens

Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens
Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens

So kann man sich täuschen: Ich hatte von dieser Schiffssetzung etwas Mystisches erwartet. Aber dies wirkt eher wie ein Spielplatz.
Wenn das die alten Wikinger wüssten...

Immerhin: Der Eintritt ist auch hier frei. Trotzdem gehe ich etwas ernüchtert den Weg zurück und auch die schöne Aussicht auf den kleinen Hafen von Kåseberga kann meine Enttäuschung nicht wirklich überspielen.

Blick auf den Hafen von Kåseberga
Blick auf den Hafen von Kåseberga

Und genau an diesem Hafen bleibe ich jetzt noch eine Weile. Ich setze mich auf eine kleine Mauer, von der aus ich sowohl die Menschenmasse auf der Flaniermeile als auch die wenigen Boote im Hafen im Blick habe.

Ungefähr eine halbe Stunde sitze ich hier. Dann fahre ich nach Ystad zur Fähre. Einige andere Motorradfahrer sind schon da und ich stelle mich zu Ihnen in die Reihe.

Am Fähranleger in Ystad
Am Fähranleger in Ystad

Das war er also, mein Kurztrip in das Elchland. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber die Arbeit ruft. In einigen Jahren, wenn ich Rentner bin, kann ich länger bleiben. Dann, wenn es auf ein paar Tage oder sogar Wochen nicht ankommt ...

Blick auf das Wasser
Bye bye Schweden


NACHTRAG

Das Treffen ist bei den Lesern von „StressPress“ sehr gut angekommen. So gut, dass die Verantwortlichen schon über eine Wiederholung nachdenken. Aber lest selbst:
STRESSPRESS-Treffen in Schweden – Riesenerfolg





Du fährst gerne Motorrad?

Hier findest Du alle meine Artikel rund um das Motorradfahren.

Wer schreibt hier?

  1. Detlev, Jahrgang '61
  2. Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
  3. Hobbyfotograf
  4. Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
that's me

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Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.

Viel Spaß dabei!


Warum grüßen sich eigentlich Motorradfahrer?

Irgendwann habe ich mir genau diese Frage gestellt und mich im Bekanntenkreis und auf den Motorradtreffs umgehört. Überraschenderweise konnte mir niemand so wirklich eine Erklärung dafür geben.



Hier der Versuch einer Antwort.






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