Motorradtour Südschweden
Kurztrip in das Elchland Als die Einladung von Jörn aus dem Elchland zu einem Motorrad-Treffen kam, musste ich nicht lange überlegen. An einem Wochenende im Juli sollte das Treffen im Süd-Schwedische Linneryd auf dem dortigen Campingplatz stattfinden.Jörn hatte ich schon zweimal besucht. Sein privates "Gubbe-Träff" war jeweils Ziel eines langen Wochenendes in Schweden gewesen. In diesem Jahr allerdings lädt er ein als Organisator des Sommertreffens von „StressPress“. Die Untergrund-Zeitschrift rund ums Motorradfahren veranstaltet regelmäßige Lesertreffen, diesmal auf Initiative von Jörn das erste Mal hier in Schweden. Und das eben nicht auf der Wiese hinter seinem Haus, sondern auf einen Campingplatz.
Mittwoch
Und so stehe ich bereits Mittwoch Mittags in Saßnitz auf Rügen am Fähranleger und wartete darauf, auf die Fähre nach Ystad fahren zu können. Bei gutem Wetter legen wir pünktlich ab und meine Vorfreude ist groß.
Auf der Fähre, die Vorfreude ist groß
Andy, der den Campingplatz hier betreibt, gibt mir neben dem Schlüssel für meine Stuga und der eiskalten Dose Bier auch einige Duschmarken. Und eine davon benutze ich direkt nachdem ich meine Hütte bezogen habe. Anschließend Abendessen aus der mitgebrachten Verpflegung und das Bier hier vom Campingplatz, danach noch ein kleiner Erkundungsgang über den Platz. Und dann ist es genug für heute.
Meine Stuga auf dem Campingplatz in Linneryd
Wetter: Gut.
Laune: Gut.
Tank: Na ja, noch so halb voll.
Ich hatte mir schon Zuhause eine kleine Runde ausgesucht, die ich heute fahren möchte. Erstes Ziel ist der Elchpark "Glasriketsalgpark". Der befindet sich fast direkt am Riksväg 25, ungefähr auf halbem Weg zwischen Nybro und Örsjö. Ich hatte lange überlegt, ob ich ihn überhaupt anfahren soll. "Ist das nicht eher etwas für Kinder?" hatte ich mich gefragt. Aber als ich gegen halb elf auf den Parkplatz rolle, sehe ich in erster Linie Erwachsene, die hier stehen und an der Fahrt durch den Elchpark teilnehmen wollen.
Mit diesem Gefährt werden die Besucher durch den Elchpark gefahren
Selfie mit dem (Plastik-) Elch
Wir fahren in den Elchpark
Elch im Elchpark
Elch im Elchpark
Näher heran geht es nicht
Ich glaub' mich knutscht (fast) ein Elch :o)
Elchkuh mit ihren vier Wochen alten Zwillingen
Meine Fahrt führt mich anschließend weiter ganz grob Richtung Nordwesten. Ich habe gelesen, dass die Ruine von Schloss Kronoberg wirklich sehenswert sein soll, also mache ich mich auf den Weg dorthin. Wieder fahre ich über kleine Straßen, die fast komplett leer sind. Andere Motorradfahrer sehe ich keine, nur hin und wieder mal ein Auto. Als ich in einem kleinen Ort über einen Bahnübergang fahre, sehe ich auf der linken Seite zwei alte Eisenbahnwaggons. Dahinter steht eine alte Lok und dann stehen dort noch weitere Waggons. Kurzentschlossen biege ich links ab, stelle die Versys unter einem Baum in den Schatten und schaue mir das näher an.
Bahnübergang in Hultanäs
Bahnübergang in Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Alte Loks und Waggons am ehemaligen Bahnhof Hultanäs
Ganz grob halte ich mich jetzt Richtung Växjö. Ein wenig nördlich davon, auf einer Insel im See "Helgasjön", befindet sich die Ruine von Schloss Kronoberg. Ursprünglich war dies ein Bischofs-Sitz, bevor König Gustav I. begann, das Gebäude zu einem Schloss umzubauen. Als ich den Parkplatz erreiche, ist dieser recht voll, aber für ein Motorrad findet sich ja immer ein Platz. Der Weg zur Schlossruine ist nur kurz und schon von hier wirkt das alte Gemäuer recht eindrucksvoll.
Blick vom Parkplatz auf Schloss Kronoberg
Zugang zu Schloss Kronoberg
Infotafel zu Schloss Kronoberg
Blick auf die Umgebung
Von hier aus sind es knapp fünfzig entspannte Kilometer bis nach Linneryd. Einige andere Teilnehmer des Motorradtreffs sind bereits angereist und bauen ihre Zelte auf. Ich sehe mir das nur kurz an, bestelle bei Andy noch etwas zu essen und beschließe dann mit einem letzten Blick auf den See Linnerydssjön diesen für mich richtig schönen Tag.
Abendstimmung am See
Nach dem Frühstück in meiner Stuga setze ich mich auf das Motorrad und fahre los. Heute habe ich keine vorgeplante Route, lediglich das ich nach Växjö will ist festgelegt. Also fahre ich auf möglichst kleinen Straßen Richtung Norden. Wobei diese kleinen Straßen recht unterschiedlich sind: Kurvig, hügelig, auf Asphalt oder über Schotter - hier wird wirklich das volle Programm geboten.
Auf kleinen Straßen unterwegs: Kurvig...
...hügelig oder...
... über Schotter, hier gibt es jede Menge Abwechslung
Ruine von Bergkvara Castle
Ruine von Bergkvara Castle
Ruine von Bergkvara Castle
Aussicht auf den See vor Bergkvara Castle
Ich fahre weiter und nun direkt nach Växjö hinein. Für diese Region ist das schon ein größerer Ort, entsprechend viel ist hier los. Leider finde ich keinen Parkplatz. Alles hier ist mit Parkschein oder Parkuhr, beides nicht ideal fürs Motorrad. In Deutschland würde mich das nicht stören, aber ich habe keine Ahnung, wie das hier in Schweden gehandhabt wird. Schließlich stelle ich die Versys auf den Parkplatz eines Supermarkts ab. Gerade, als ich den Motor abgestellt habe und abgestiegen bin, entdecke ich das Schild, dass man auch hier nur mit Parkscheibe und für maximal 30 Minuten parken darf. Also steige ich wieder auf und fahre kurz entschlossen raus aus dem Ort. Dann sehe ich mir Växjö eben ein anderes Mal an. Auf kleinen Wegen halte ich mich grob Richtung Süden und somit Richtung Campingplatz.
Ich gebe zu, ich bin ganz bestimmt nicht der gläubigste Mensch auf Erden. Aber ich mag die Atmosphäre, die von vielen Kirchen ausgeht. Ganz besonders mag ich die Stille einer leeren Kirche. Als ich hier gemächlich durch das kleine Örtchen Öja rolle und auf der rechten Seite auf einer Anhöhe eine Kirche sehe, halte ich spontan an.
Kirche von Öja
Kirche von Öja
Kirche von Öja
Kirche von Öja
Kirche von Öja
Blick auf die Zeltwiese (Foto von Jörn)
Blick auf die Zeltwiese (Foto von Jörn)
Blick auf die Zeltwiese (Foto von Jörn)
SAMSTAG
Heute Morgen regnet es. Nicht allzu stark, aber doch stetig. Daher wundere ich mich nicht, dass ich um kurz vor sieben den Waschraum für mich alleine habe. Gestern Morgen war das noch anders gewesen. Aber durch den Regen hierher laufen möchten dann doch nur die wenigsten.
Zum Glück hört der Regen bald auf und zum Frühstück sitze ich schon wieder draußen auf der Terrasse meiner Stuga. Nach und nach setzt sich die Sonne durch und vertreibt die meisten Wolken. Gestern hatte Jörn mir einen Ausdruck mit einer Rundtour ab Linneryd auf kleinen Straßen gegeben. 135 Kilometer sind das, für die er rund 2,5 Stunden veranschlagt. Die speichere ich nun in mein Navi ab und starte gegen elf Uhr meine Ausfahrt.
So sieht die geplante Rundtour aus
Kurze Pause am See von Tingsryd
Auf Schotterwegen quer durch den Wald
Kirche von Urshult
Viel Wasser in Åsnen
Viel Wasser in Åsnen
Eine schöne Runde war das. Fast vier Stunden habe ich gebraucht. Wenn ich aber meine beiden großen Pausen und die vielen kleinen Fotostopps abziehe, könnte es vermutlich mit den von Jörn geschätzten 2,5 Stunden recht gut passen.
Der Abend wird dann ruhig. Ich schaue bei den Campern vorbei, trinke ein Bier, bewundere so manches schöne Gespann und unterhalte mich mit den Fahrern . Einige fahren ebenso wie ich Morgen wieder nach Hause, andere wollen aber noch ein paar Tage hier in Schweden bleiben. Wenn ich noch Urlaub hätte, würde ich das auch gerne machen, aber ich bin schon zufrieden, dass ich überhaupt hierherkommen konnte. Dreißig Tage Urlaub im Jahr sind nicht viel und ich beneide die vielen Rentner hier, bei denen es auf ein paar Tage oder sogar Wochen nicht ankommt.
Zum Abschluss des Tages mache in dann einen kleinen Spaziergang entlang des Sees, an dem der Campingplatz liegt. Und auch von der anderen Seite des Ufers hat man eine schöne Aussicht.
Blick auf den See Linnerydssjön am Campingplatz Linneryd
Sonntag
Das Wetter passt: Es ist sonnig, die wenigen Wolken stören nicht. Heute habe ich Zeit. Die Fähre legt um 18:15 Uhr in Ystad ab, bis dahin sind es gut zweihundert Kilometer. Es ist fast elf Uhr bis ich alles zusammengepackt und das Motorrad beladen habe. Dann fahre ich zur Rezeption, bezahle die Stuga, schaue noch kurz bei Jörn vorbei, um mich zu verabschieden und dann bin ich "on the road" gen Süden.
Es ist Sonntag und die Straßen sind voll. Zwar meide ich die großen Hauptverkehrswege, trotzdem ist der Verkehr mitunter recht zäh. Entspannt ist anders. Ich hatte mir im Vorfeld überlegt, nach Ales Stenar zu fahren. Zum einen wollte ich diese alte Wikingerstätte schon lange mal besuchen. Zum anderen ist es von dort nur ein Katzensprung nach Ystad und somit zur Fähre. Mit zwei kleinen Pausen am Wegesrand fahre ich durch bis zur Südküste Schwedens. Dort, genauer gesagt bei Kåseberga, liegt mein Ziel.
Als ich mir überlegte, nach Ales Stenar zu fahren, hätte ich wohl nicht nur bedenken sollen, dass heute Sonntag ist. Auch ein Blick auf die Wettervorhersage wäre nicht verkehrt gewesen. Es herrscht nämlich schönster Sonnenschein, was anscheinend viele Menschen zu einem Ausflug hinaus aus den Häusern lockt. Als ich Kåseberga erreiche, will mich ein Ordner gleich am Ortseingang auf einen völlig überfüllten Parkplatz lotsen. Ich ignoriere ihn und fahre einfach weiter, quer durch den kleinen Ort bis ans Ende der Straße. Dort sind ein kleiner Hafen und ein kleiner, ebenfalls überfüllter Parkplatz. Aber hier gibt es Motorradparkplätze. Das ist leider auch das einzig Positive, was es hier zu sagen gibt. Hinter dem Parkplatz schließt sich eine Flaniermeile an. Restaurants, Souvenirgeschäfte, Fast-Food-Buden... hier gibt es alles, was das Touristenherz höher schlagen lässt.
Für mich interessant ist ein Wegweiser: "Ales Stenar 0,6" steht darauf und gemeinsam mit einer ganzen Karawane anderer Besucher folge ich der angegebenen Richtung. Es geht zunächst steil bergan und ich muss sagen, die Aussicht von hier oben ist schon mal ganz nett.
Aussicht auf den Weg nach Ales Stenar
Aussicht auf den Weg nach Ales Stenar
Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens
Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens
Steinkreis Ales Stenar an der Südküste Schwedens
Wenn das die alten Wikinger wüssten...
Immerhin: Der Eintritt ist auch hier frei. Trotzdem gehe ich etwas ernüchtert den Weg zurück und auch die schöne Aussicht auf den kleinen Hafen von Kåseberga kann meine Enttäuschung nicht wirklich überspielen.
Blick auf den Hafen von Kåseberga
Ungefähr eine halbe Stunde sitze ich hier. Dann fahre ich nach Ystad zur Fähre. Einige andere Motorradfahrer sind schon da und ich stelle mich zu Ihnen in die Reihe.
Am Fähranleger in Ystad
Bye bye Schweden
Wer schreibt hier?
- Detlev, Jahrgang '61
- Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
- Hobbyfotograf
- Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
Mehr über mich findest Du hier.
Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.
Viel Spaß dabei!
Warum grüßen sich eigentlich Motorradfahrer?
Irgendwann habe ich mir genau diese Frage gestellt und mich im Bekanntenkreis und auf den Motorradtreffs umgehört. Überraschenderweise konnte mir niemand so wirklich eine Erklärung dafür geben.
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