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Geschichten & Bilder von unterwegs     

Wattwandern auf Juist:
Ein Spaziergang auf dem Meeresboden

Im November habe ich einen Kurztrip auf die Insel Juist gemacht. Einfach mal raus, um mir den Wind um die Ohren wehen zu lassen. Als ich erfuhr, dass das dort ansässige Nationalparkhaus eine Wattwanderung anbietet, habe ich direkt dort angerufen und mir einen Platz reserviert. Eine gute Entscheidung, denn die Wanderung ist auf zwanzig Personen begrenzt. So mussten einige Urlauber, die spontan und ohne Anmeldung am Treffpunkt erschienen und teilnehmen wollten, wieder unverrichteter Dinge von dannen ziehen.

Treffpunkt für die Führung ist der sogenannte Deichstich, eine Lücke im Deich, durch die auch der Weg vom Ort bis zum Hafen führt. Warm ist es nicht gerade, aber zumindest trocken. Gut eingepackt mit dicker Jacke, Mütze, Schal und Handschuhe machen ich mich mit den anderen Wattwanderern auf den Weg. Und natürlich haben wir alle Gummistiefel an, denn so eine Wattwanderung ist durchaus eine feuchte Angelegenheit.

Mit Gummistiefeln ins Watt
Mit Gummistiefeln ins Watt

Wir folgen einer jungen Frau, die sich als Iris vorgestellt hat und Mitarbeiterin im Nationalparkhaus ist. Und die sich als Glücksgriff für uns Urlauber erweist, denn sie erklärt uns den Lebensraum Wattenmeer sehr anschaulich und leicht verständlich.

Zunächst marschieren wir ins Watt hinein. Juist bleibt nach und nach hinter uns, denn wir kommen gut voran.

Marsch ins Watt
Marsch ins Watt

Juist bleibt mehr und mehr hinter uns
Juist bleibt mehr und mehr hinter uns.

Das Watt besteht hier hauptsächlich aus Sand und wird daher Sandwatt genannt. Die Oberfläche ist durchzogen von Mustern und Rippeln und ist recht fest und trittsicher. Trotzdem gibt es hier bereits die ersten Bewohner zu bestaunen: Iris präsentiert uns einen Schlickkrebs. Der ist nur wenige Millimeter groß, dafür aber in großer Anzahl vorhanden und willkommenes Nahrungsmittel für die Vögel.

Wir laufen weiter, durchqueren ein kleinen Priel, in dem das Meerwasser bis ca. zehn Zentimeter hoch steht und erreichen dann das Mischwatt. Hier ist der Boden weicher und mit jedem Schritt sinken wir ein wenig in das Watt ein. Es ist wohl so ähnlich wie Treibsand. Wer einfach nur stehen bleibt und sich eine Zeitlang nicht bewegt, hat anschließend durchaus Schwierigkeiten, sich daraus wieder zu befreien. Aber wir haben es alle geschafft.

Iris präsentiert uns nun nacheinander einige Bewohner des Nationalparks Wattenmeer: Wattschnecken, Bäumchenröhrenwurm, pazifische Austern, Herz- und Miesmuscheln und natürlich den "Star" unter den Wattbewohnern, den Wattwurm. Dessen Aufenthaltsort ist relativ leicht an den "Spaghettihäufchen" auf dem Boden zu erkennen. Zu all diesen Wattbewohner gibt Iris uns jede Menge anschauliche Erklärungen. So hat ein Wattwurm sozusagen „mehrere Leben“. Immer, wenn die Vögel im Watt nach ihm picken, das Wurmende erwischen und ihn an die Oberflächen ziehen wollen, kann er einen Teil des Schwanzes abstoßen. Erst, wenn er diesen komplett verloren hat, wird es eng für ihn: Bei nächsten Mal wird er selbst aus dem Watt gezogen und landet als willkommene Beute im Magen eines Vogels.

'Spaghettihäufchen' im Watt
"Spaghettihäufchen" im Watt

So sieht er aus, der Wattwurm
So sieht er aus, der Wattwurm

Das ist nur eine von vielen interessanten Geschichten, die wir zu hören bekommen. Aber wir sind auch selbst aktiv. Wir puhlen mit den Fingern im Watt und suchen nach Muscheln, damit Iris uns anschließend zeigen kann, wie die sich wieder in den Wattboden eingraben, um sich vor den hungrigen Vögeln zu schützen.

Immer wieder blicke ich auch hinaus auf das weite Watt. Es liegt so flach und scheinbar harmlos bis zum Horizont vor uns. Aber Iris spricht auch die Gefahren an für all diejenigen, die sich ohne fachkundige Führung dort hinaus begeben. Das Watt ist tückisch, die Flut kommt schnell und mit viel Kraft. Immer wieder sterben Menschen, weil sie diese Gefahr unterschätzen.

Watt bis zum Horizont
Watt bis zum Horizont

Watt bis zum Horizont
Watt bis zum Horizont

Fast zweieinhalb Stunden sind wir im Watt unterwegs, lauschen dabei Iris und ihren Geschichten und Erklärungen, dann machen wir uns auf den Rückweg. Für mich eine rundum gelungene Exkursion, die die zehn Euro Teilnahmegebühr absolut wert waren.

Auf dem Rückweg nach Juist
Auf dem Rückweg nach Juist


Kurzinfo über das Wattenmee:

Das Wattenmeer der Nordsee ist das größte Wattenmeer der Welt. Es reicht von den Niederlanden über Belgien und Deutschland bis nach Dänemark und umfasst mehr als 10.000 km². Der Wechsel zwischen Ebbe und Flut dauert jeweils sechs Stunden und zwölf Minuten.

Das Wattenmeer ist Heimat für mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten. Jedes Jahr machen hier zehn Millionen Zugvögel Rast und stärken sich für den Weiterflug in den Süden.

Entstanden ist das Wattenmeer vor etwa 7.500 Jahren. Heute steht es fast komplett unter Naturschutz, große Teile gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Die Küste entlang des Wattenmeeres wurde in die Liste der Nationalen Geotope aufgenommen.

Weiterführende Informationen findest Du unter anderem hier:

nationalpark-wattenmeer.de
nabu.de
unesco.de



Apropos Juist:
Ich war nur kurz auf der Insel. Für einen ausführlichen Reisebericht zu kurz. Daher zähle ich hier nur stichpunkthaft auf, was ich dort außer durchs Watt zu wandern noch so gemacht habe:

Vortrag über die Gezeiten:
Passend zur Wattwanderung wurde in einem Vortrag die Frage beantwortet, wie Ebbe und Flut entstehen. Sehr anschaulich wurde das auf einer Veranstaltung im Kurhaus erklärt, die ziemlich genau eine Stunde dauerte und die ebenfalls vom Nationalparkhaus angeboten wurde.

Radtour in den Westteil der Insel:
Bei einem der vielen Fahrradverleiher habe ich mir ein Rad geliehen und bin Richtung Westen gefahren. Durch den kleinen Ort Loog, vorbei am Hammersee, dem größten Süßwassersee auf einer Nordseeinsel, bin ich bis zur Domäne Bill gefahren. Dort habe ich mich mit Tee und Rosinenstuten gestärkt und bin anschließend zu Fuß um das Billriff gelaufen. Danach fuhr ich mit den Rad wieder zurück

Eine geschichtliche Wanderung über die Insel:
Ebenfalls vom Nationalparkhaus wurde eine rund dreistündige Wanderung angeboten, in der es im Wesentlichen um die Entstehung der Ostfriesischen Inseln, insbesondere natürlich um Juist ging. Ich fand diese Tour interessant und kurzweilig.

Kino:
An einem Abend war ich im Kino. Der Film war zwar ein Reinfall, aber das Kino selbst ist absolut schön. Nicht zu groß, mit gemütlichen Sitzen, vor denen jeweils eine kleine, schwach leuchtende Lampe steht. Schaltet man diese aus, kommt ein Mitarbeiter des Kinos und man kann bei ihm Eis, Getränke oder Popcorn kaufen. Richtig schön nostalgisch.

Spaziergang auf dem Otto-Leege-Pfad:
Gut einen Kilometer lang ist der Otto-Legge-Pfad, auf dem unterwegs an zwölf Stationen viele Informationen zur Flora und Fauna von Juist aufgezählt werden. Otto Leege war einst Lehrer auf der Insel und der erste, der sich intensiv mit der Natur hier beschäftigte.

Am meisten aber bin ich einfach nur am Strand spazieren gegangen. Möglichst nahe an der Wasserkante, tief die frische Seeluft einatmend, dabei die Vögel beobachtend, die ständig auf der Suche nach Futter sind. Der Strand erscheint fast endlos und trägt wohl zu Recht den Spitznamen "Sandkasten der Nordsee".
Kleiner Fun-Fact: Nach Meinung der Juister hatte ich dabei ständig "schlechte Sicht": Die Nachbarinsel Norderney war nämlich stets gut zu erkennen und für die Juister ist das kein schöner Anblick :o)

Scheinbar endloser Strand auf Juist
Scheinbar endloser Strand auf Juist

Ob ich noch einmal wiederkehre nach Juist? Durchaus möglich. Dann aber in der wärmeren Jahreszeit. Und eine Wattwanderung würde ich auch nochmal machen. Und zwar barfuß, um das Watt auch mal an den Füßen zu spüren. Und dann bekäme ich wohl auch die kleinen Wattkrebse zu sehen, die jetzt im kalten November weiter draußen „überwintern“.

Hier noch einige Impressionen von der Insel Juist im November:

Blick auf den Hammersee
Blick auf den Hammersee

Blick auf den Hammersee
Blick auf den Hammersee

Durch die Dünen zum Strand
Durch die Dünen zum Strand

Durch die Dünen zum Strand
Durch die Dünen zum Strand

Blick auf den Strand
Blick auf den Strand

Blick auf den Strand
Blick auf den Strand

Am Strand von Juist
Am Strand von Juist

Am Strand von Juist
Am Strand von Juist

Am Strand von Juist
Am Strand von Juist

Blick auf das Kurhaus/Badehotel
Blick auf das Kurhaus/Badehotel

Durch die Dünen zu Dorf
Durch die Dünen zu Dorf

Die Salzwiesen vor Juist
Die Salzwiesen vor Juist

Das Juister Seezeichen
Das Juister Seezeichen

Der Juister Leuchtturm
Der Juister Leuchtturm



Bist Du gerne in Ostfriesland?



Im Folgenden zeige ich Dir einige Orte und Sehenswürdigkeiten, die ich besucht habe und die ich mit guten Gewissen weiterempfehlen kann. Ob für ein paar Minuten, einen Tag oder ein ganzes Wochenende – hier findest Du bestimmt auch ein Ziel für Dich:
Tipps für einen Urlaub in Ostfriesland







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Wer schreibt hier?

  1. Detlev, Jahrgang '61
  2. Motorradfahrer - Wanderer - Radfahrer
  3. Hobbyfotograf
  4. Unterwegs immer mit Kamera, Block und Stift "bewaffnet"
that's me

Mehr über mich findest Du hier.

Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mir auf meinen Touren Notizen zu machen, mal mehr und mal weniger ausführlich. Diese "TourNotizen" kannst Du Dir auf den Seiten Deutschland und Europa ansehen.

Viel Spaß dabei!


Die schönsten Reisezitate

"Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut haben."

Nicht nur der berühmte deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt wusste, dass Reisen den Horizont erweitert :o)



Hier stelle ich einige Zitate über das Reisen vor, die mir besonders gut gefallen.



 
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