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Korsika, Motorradfahren zwischen Bergen und Meer

Auf meiner Wunschliste mit den Zielen zum Motorradfahren steht Korsika schon seit längerem. Und in diesem Jahr ist es endlich soweit.

Anfang April fahren wir für einige Tage auf die Île de Beauté, die Insel der Schönheit, wie Korsika auch genannt wird.

Um dorthin zu gelangen, haben wir uns für die Nachtfähre von Toulon in Frankreich nach Bastia entschieden. Die startet am Abend um 19:00 Uhr und wir haben Zeit, uns auf die kommenden Tage einzustimmen.

Auf der Fähre nach Korsika
Auf der Fähre nach Korsika

Auf Korsika haben wir zwei Unterkünfte gebucht: Die erste im Nord-Osten etwas südlich von Bastia, die zweite im Süd-Westen in der Nähe von Bartaccia. Von dort aus machen wir jeweils Tagestouren. Straßen dafür gibt es genug. Korsika ist 183 km lang und 83 km breit. Luftlinie versteht sich. Daraus ergeben sich gut 9.000 Quadratkilometern Landfläche, auf denen sich rund 8.000 KM Straße verteilen. Und von denen gelten gerade mal 600 KM als gut ausgebaute Nationalstraße. Den Rest wollen wir, zumindest zum Teil, erkunden.


Tag 1

Cap Corse
Korsikas „Zeigefinger“

Von unserer Unterkunft aus starten wir in Richtung Norden. Zunächst durchqueren wir das völlig überfüllte Bastia und hoffen, dass weiter oben im nördlichen Zipfel der Insel nicht so viel Verkehr herrscht wie hier in dem Küstenort. Besonders die Rollerfahrer muss ich hier erwähnen. Ihnen „gehört“ sozusagen der Mittelstreifen und wer nicht genügend Platz für sie lässt, muss sich nicht nur ihre wüsten Beschimpfungen anhören, sondern bekommt als Autofahrer auch schon mal einen Ellenbogen gegen den Außenspiegel gerammt.

Diese Probleme mit den Rollerfahrern haben wir auf unseren Motorrädern zum Glück nicht. Aber auch wir kämpfen mit den überfüllten Straßen und sind froh, als wir Bastia endlich Richtung Norden verlassen. Sofort wird es sehr viel ruhiger auf den Straßen. Und nun lohnt sich auch die Aussicht. Wir folgen der kurvenreichen Straße, die sich überwiegend eng an die Küste schmiegt und immer wieder Ausblicke auf das Meer bietet. Und auf alte Wachtürme, die zwar auf der ganzen Insel verteilt sind, hier im Norden aber besonders oft errichtet wurden. Die meisten wurden von den Genuesen gebaut. Von den Türmen aus sollten eventuelle Angriffe möglichst früh entdeckt und die Bevölkerung gewarnt werden. Anscheinend wurde hier im Norden, am Cap Corse, die Gefahr eines Angriffes besonders hoch eingeschätzt, daher die hohe Dichte an den steinernen Zeugen der wechselhaften Vergangenheit Korsikas.

Alte Wachtürme sind hier sehr häufig zu sehen
Pause mit Blick auf einem alten Wachturm

Alte Wachtürme sind hier sehr häufig zu sehen
Alte Wachtürme sind hier sehr häufig zu sehen

Es ist die D80, der wie seit Bastia folgen. Überwiegend nahe der Küste, manchmal aber auch durch bewaldete Abschnitte, führt sie uns immer weiter Richtung Norden. Wir fahren an vielen Campingplätzen vorbei, von denen die meisten noch geschlossen sind. Anfang April ist hier anscheinend noch keine Saison und wir sind froh, dass wir unsere Unterkünfte bereits von zu Hause aus gebucht haben.

Kurz hinter dem Ort Porticciolo verlassen wir die D80 und somit die Küste. Wir wechseln auf die D132 und machen einen Abstecher in das Landesinnere. Die Straßen hier sind nicht ganz so gut ausgebaut wie an der Küste. Immer wieder gibt es sehr schmale Abschnitte, an denen es eng wird, wenn uns ein PKW entgegenkommt. Wir fahren durch Dörfer, in denen Hunde schläfrig mitten auf der Straße in der Sonne liegen und auch nicht mit den Wimpern zucken, wenn wir relativ nahe an ihnen vorbeifahren. Der Weg führt auch durch viel Wald. Fern- oder Aussichten wie an der Küste sind zumeist Fehlanzeige. Wir entschließen uns daher, anstatt durch das Landesinnere Richtung Norden zu fahren, wieder den Weg zurück zur Küste zu nehmen und dort weiter der D80 zu folgen. Dort macht das fahren mit Aussicht auch gleich wieder viel mehr Spaß.

Nachdem wir bereits durch einige kleine Orte gefahren sind, machen wir direkt am Ortsrand von Rogliano eine Pause in dem dortigem „Tabac-Café“. Und ich muss sagen, an so einen Cappuccino mit Meeresblick könnte ich mich durchaus gewöhnen...

Cappuccino mit Aussicht
Cappuccino mit Aussicht

Gut gestärkt fahren wir weiter Richtung Norden. Nach nur wenigen Minuten biegt die D80 nach links in das Landesinnere Richtung Westen ab. Weiterhin sehr kurvenreich schlängelt sie sich durch die Landschaft, nur eben nicht mehr an der Küste entlang. Wobei es auch hier immer wieder Ausblicke auf das Meer gibt.

Schöne Aussichten bei der Fahrt von der Ost- zu Westküste
Schöne Aussichten bei der Fahrt von der Ost- zu Westküste

Schöne Aussichten bei der Fahrt von der Ost- zu Westküste
Schöne Aussichten bei der Fahrt von der Ost- zu Westküste

Wir machen es uns einfach und folgen weiter der D80. Und wechseln damit von der Ost- an die Westküste. Ich habe jetzt schon den Eindruck, dass es die Aufgabe der Straßenbauer war, hier so viele Kurven wie möglich einzubauen. Ich möchte den Tag ja nicht vor dem Feierabendbierchen loben, aber bisher macht das hier richtig Laune.

Entlang der Westküste Korsikas
Entlang der Westküste Korsikas

Entlang der Westküste Korsikas
Entlang der Westküste Korsikas

Entlang der Westküste Korsikas
Entlang der Westküste Korsikas

Wir umfahren das Örtchen Negru, dass bei Schnorchlern recht beliebt sein soll und biegen dann wenige Kilometer später ab auf die D333. Von nun an halten wir uns in südöstlicher Richtung und fahren zurück Richtung Bastia. Und haben dabei, je näher wir der Küste kommen, immer wieder wunderbare Ausblicke auf die südlichen Ausläufer der Stadt.

Aussicht auf Bastia
Aussicht auf Bastia

Als wir schließlich unsere Unterkunft erreichen, schaue ich ein wenig überrascht auf den Tageskilometerzähler meiner Versys: Gerade mal 155 Kilometer sind wir heute gefahren. Mir kam das sehr viel mehr vor.


Tag 2

Der Nordwesten von Korsika

Heute wollen wir ein wenig durch das Landesinnere kurven und den Nordwesten Korsika erkunden. Dafür fahren wir von unserer Unterkunft südlich von Bastia aus zunächst einmal querfeldein bis zum Städtchen Saint Florent an der Westküste. Das sind knapp 30 Kilometer. Wer jetzt aber glaubt, in einer halben Stunde dort zu sein, der irrt ganz gewaltig. Nachdem wir uns zunächst ein wenig durch den morgendlichen Verkehr von Bastia gequält haben, biegen wir links ab und fahren über jede Menge Kehren und Kurven Richtung Westen. Schöne Ausblicke inklusive. Und so macht das fahren hier bei dem aktuell schönen und auch schon frühlingshaft warmen Wetter richtig Spaß.

Auch Saint Florent empfängt uns mit Sonne und blauem Himmel. Und mit einem Jachthafen, den ich in dieser Größe hier nicht vermutet hätte. Der Ort wird auch „das korsische Saint-Tropez“ genannt und war bis in die 1970er Jahre hinein ein beliebter Ort für den Jetset, der sich hier regelmäßig traf. Mittlerweile ist es ruhiger geworden, der Ort wirkt etwas verschlafen. Der Jachthafen allerdings ist immer noch ein beliebter Treffpunkt für Skipper aus vielen Ländern.

Saint Florent an der Westküste
Das Städtchen Saint Florent an der Westküste

Der Hafen von Saint Florent
Der Hafen von Saint Florent

Der Hafen von Saint Florent
Der Hafen von Saint Florent

Wir verlassen Saint Florent und damit auch die Küste. Es ist die D81, der wir jetzt durch das Landesinnere Richtung Westen folgen. Die Straße führt ständig auf und ab, sie windet sich nach links und nach rechts und als ob das nicht schon genug Konzentration erfordert würde, verlangt auch die Aussicht immer wieder nach Aufmerksamkeit. In der Antike wurde Korsika von den Griechen „Calliste“ - die Schönste - genannt. Und so unterbrechen wir unsere Fahrt immer wieder, um die Ausblicke zu bewundern und um Fotos zu machen.

Ausblick im Landesinneren von Korsika
Ausblick im Landesinneren von Korsika

Ausblick im Landesinneren von Korsika
Ausblick im Landesinneren von Korsika

Ausblick im Landesinneren von Korsika
Ausblick im Landesinneren von Korsika

Irgendwann endet die D81 und wir treffen auf die T30. Hier biegen wir rechts ab Richtung Küste. Die T30 ist gut ausgebaut und erlaubt recht zügiges fahren, so dass wir schon bald das Meer erreichen. An einem Aussichtspunkt machen wir eine Pause. Zunächst genießen wir die Aussicht auf das Tyrrhenische Meer. Bis nach L' Île-Rousse reicht unserer Blick, von wo aus verschiedene Fähren hinüber auf das französische Festland fahren. Dann freuen wir uns über das kleine Café, dass es hier gibt und lassen es uns mit Eis und Cappuccino gut gehen.

Blick bei L' Île-Rousse auf das Tyrrhenische Meer
Blick bei L' Île-Rousse auf das Tyrrhenische Meer

Blick bei L' Île-Rousse auf das Tyrrhenische Meer
Blick bei L' Île-Rousse auf das Tyrrhenische Meer

Blick bei L' Île-Rousse auf das Tyrrhenische Meer
Blick bei L' Île-Rousse auf das Tyrrhenische Meer

Nach dieser kleinen Pause geht es weiter. Nach wenigen Kilometern verlassen wir die T30 und biegen ab auf die D363 und folgen ihr in südlicher Richtung in das Landesinnere. Wie schon heute Vormittag gibt es wieder jede Menge Kurven und Aussichten. Und nun auch Kühe und Ziegen, die hier in großer Anzahl frei herumlaufen. Das hatten wir zwar bereits im Vorfeld der Tour in diversen Reiseberichten gelesen, aber dies nun auch selbst live und in Farbe zu erleben, ist schon etwas anderes. So eine ausgewachsene Kuh wirkt recht imposant, wenn sie mitten auf der Straße steht und Du mit Deinem Motorrad mit nur wenigen Zentimetern Abstand an ihr vorbeifahren musst. Und auch die Ziegen sorgen durchaus für Schreckensmomente. Sie stehen besonders gerne hinter Kurven und haben ganz offensichtlich Spaß daran, direkt vor uns noch schnell die Straße zu überqueren. Auch das sorgt dafür, dass wir hier nicht mit hohem Tempo durchrauschen können und sich unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf diesem Abschnitt doch sehr in Grenzen hält. Dafür haben wir an einer Stelle vom Straßenrand aus noch einmal eine schöne Aussicht auf das Meer.

Aussicht auf das Meer
Aussicht auf das Meer

Die D363 wird zur RT301, an dem Straßenverlauf ändert das allerdings nichts. Kurvenreich fahren wir Berge hinauf und wieder hinunter, durchqueren Täler und überqueren Hochplateaus. Besonders oben sind die Straßen oft sehr schmal und führen direkt am Abgrund entlang. Leitplanken gibt es hier nicht, so dass sich unsere Konzentration mehr auf die Straße richtet als auf die Aussichten. Als wir den Ort Ponte Leccia erreichen, nutzen wir das für eine kurze Tankpause und bewundern dabei eine schön anzuschauende Brücke, die über den Fluss Golo führt.

Brücke in Ponte Leccia
Brücke in Ponte Leccia

Und genau diesem Fluss Golo folgen wir nun eine Zeitlang. Mal führt die Straße direkt an seinem Ufer entlang, mal hält sie respektvoll ein wenig Abstand. In Ponte Novu überqueren wir den Golo wieder und verabschieden uns hier auch von ihm. Er fließt weiter Richtung Westen, während wir uns nördlich halten. Mittlerweile ist es die D5, auf der wir fahren und auch die folgt einfach nur der vorgegebenen Landschaft mit ihrer zerklüfteten Topografie. Hier zu fahren bedeutet Fahrspaß pur und wir unterbrechen unsere Fahrt nur kurz, um an einer Stelle die Aussicht auf den Ort Lento zu bewundern.

Aussicht auf Lento
Aussicht auf Lento

Dieser Blick ist recht typisch hier, immer wieder eröffnen sich Aussichten auf Orte, die sich an die Berghänge schmiegen und die wir kurze Zeit später zumeist auch durchfahren. So auch Lento, gelegen auf knapp 1.500 Metern Höhe. Etwas mehr als 100 Menschen sollen hier leben, aber als wir den Ort durchqueren, ist niemand zu sehen. Wie ausgestorben wirkt es hier. Dafür lässt bald darauf aber die Straße unseren Puls wieder höherschlagen. Die D5 legt sich ins Zeug und bietet jede Menge Abwechslung. Das Wetter ist leider etwas schlechter geworden. Einige Wolken verdecken immer wieder mal die Sonne, aber es sind zum Glück keine Regenwolken. Und auch die Temperaturen sind mit 18 bis 20 Grad ideal zum Motorradfahren. Also lassen wir uns in unserem Fahrspaß nicht stören und freuen uns über Kurven satt. Und verpassen dadurch auch fast die Kirche Saint-Michel de Murato. Diese liegt kurz hinter dem Ort Murato und gilt als eine der besterhaltenen Gotteshäuser auf Korsika. Optisch ungewöhnlich für eine Kirche besteht ihre Fassade aus weißen Kalksandstein und grünen Serpentin, die abwechselnd wie Bänder horizontal angebracht sind. Sie stammt aus dem Jahre 1280 und ist definitiv ein Hingucker.

Kirche Saint-Michel de Murato
Kirche Saint-Michel de Murato

Kirche Saint-Michel de Murato
Kirche Saint-Michel de Murato

Von hier aus ist es nun nicht mehr weit zurück bis zu unserer Unterkunft. Aus der D5 wird bald darauf die D62, die uns zunächst zur Ostküste und damit zur T11 bringt. Und nun ist es nur noch ein Katzensprung bis zu dem Campingplatz, auf dem wir uns einen Bungalow gemietet haben.

Rund 165 km sind wir heute gefahren. Spaß hat jeder einzelne davon gemacht. Und so freuen wir uns auf Morgen, wenn wir den Osten Korsikas unter die Räder nehmen.


Tag 3

Der Osten von Korsika

Das Wetter hier an der Küste ist wieder recht gut, aber die Wettervorhersage sagt viele Wolken voraus. Zumindest im Landesinneren soll es wenig Sonne geben, dabei aber trocken bleiben. Daher starten wir entspannt in den Tag, der uns heute durch den Osten Korsikas führen soll.

Die ersten Kilometer führen uns aber zunächst Richtung Süden. Kurz vor L’Angiolasca treffen wir dann auf die auf D110 und folgen ihr nun Richtung Westen in das Landesinnere. Und hier geht es so weiter, wie es gestern aufgehört hat: Kurven und Berge wollen durch- bzw. überfahren werden. Mit eingeschlossen sind auch die Bodenwellen, die quasi in jedem noch so kleinen Ort im Asphalt eingelassen sind und somit die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts garantieren sollen. Das stört einerseits unseren Fahrfluss, erlaubt aber andererseits auch immer wieder Blicke auf das Leben hier in den Dörfern. Und das ist geprägt von alten Menschen. Es sind in erster Linie Männer, die in Zeitlupe über die Straßen schlendern und anschließend dann vor den Cafés sitzen und Zeitung lesen.

Zum Glück sind es nicht allzu viele Orte, die wir durchfahren. Die meiste Zeit fahren wir durch eine wunderschöne Landschaft mit teilweise herrlichen Fernblicken.

Aussicht von der D110
Aussicht von der D110

Aus der kurvenreichen D110 wird ab dem Örtchen Barchetta zunächst die sehr kurvenreiche D515 und später dann die D15B, die neben Kurven auch viele Höhenmeter für uns bereithält. Und auch eine Schafsherde, die ganz entspannt mehrere hundert Meter vor uns her auf der Straße läuft, bevor sie sich nach links in die Büsche schlägt. Kein Schäfer, kein Schäferhund ist zu sehen, die Herde sucht sich ihren Weg allein und lässt sich auch von uns Motorradfahrern nicht im geringsten dabei stören.

Die D15B endet, wir biegen links ab auf die D71, der wir nun folgen. Wir sind fast die ganze Zeit alleine auf der Straße. Oft geht es direkt an einem Abhang entlang. Auf der einen Seite geht es ohne Leitplanken steil bergab, auf der anderen Seite führt eine Felswand steil bergauf. Und von dieser Felswand fallen immer wieder Steine auf die Fahrbahn. Die Größe dieser Steine reicht von kleinen Kieseln bis hin zu Fußballgroßen Brocken. Entschädigt werden wir auch hier immer wieder mit herrlichen Aussichten, die teilweise sogar bis an die Küste reichen.

Der Blick reicht bis an das Meer: Aussichtspunkt an der D71
Der Blick reicht bis an's Meer: Aussichtspunkt an der D71

Ungefähr in Sant’Andréa-di-Cotone habe wir dann den südlichsten Punkt unserer heutigen Tour erreicht. Die D71 wendet sich Richtung Norden und wir folgen ihr, bis sie irgendwann zur D330 wird. Wir durchqueren Santa-Maria-Poggio, wo uns kurz ein Hund hinterherjagt, bis sein Herrchen ihn mit einem schrillen Pfiff zurückruft. Das ist das einzige Mal auf unseren Touren, dass ein Hund nicht träge am Wegesrand liegt, sondern uns laut bellend verfolgt.

Auch wir verfolgend etwas, nämlich den Weg Richtung Nordosten und somit zur Küste. Kurz bevor wir die erreichen, machen wir noch einen kleinen Fotostopp, um die Aussicht auf den Küstenort Moriani-Plage zu bewundern.

Blick auf den Küstenort Moriani-Plage
Blick auf den Küstenort Moriani-Plage

Ab hier folgen wir nun der gut ausgebauten Küstenstraße T10 Richtung Norden, bis wir kurz vor Bastia rechts abbiegen in Richtung unserer Unterkunft. Das wirklich spannende an der Küstenstraße sind übrigens die vielen Blitzer. Die sind hier in recht großzügiger Anzahl aufgestellt. Kein Wunder, denn die Küstenstraße hier an der Ostküste ist wohl die einzige Straße auf Korsika, auf der man die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h überhaupt erreichen kann.


Tag 4

Wechsel vom Nordosten in den Südwesten von Korsika

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Ortswechsels von Bastia im Nordosten nach Bartaccia im Südwesten von Korsika. Eigentlich wollen wir dafür quer über die Insel fahren, aber die Wettervorhersage prophezeit im Inselinneren viel Regen. An der Küste soll es dagegen trocken bleiben. Daher beschließen wir, zunächst der Küstenstraße nach Süden zu folgen und erst weiter unten Richtung Westen abzubiegen.

Der Tag beginnt aber zunächst einmal schlecht. Sehr schlecht sogar. Beim Beladen meines Motorrads zerre ich anscheinend zu stark an dem Spanngurt, mit dem ich meine Gepäckrolle befestigen will. Die Versys kippt zur Seite und fällt in Zeitlupe auf das danebenstehende Motorrad von Markus. Die Motorräder sind schnell wieder aufgerichtet, aber der Schrecken ist groß. Zum Glück ist nicht viel passiert. Markus‘ BMW hat nichts abbekommen, bei der Versys ist der kleine Spoiler, der oben auf dem Windschild geklemmt ist, durchgebrochen. Glück im Unglück nennt man das wohl und ich weiß, dass ich mein Gepäck in Zukunft vorsichtiger befestigen werde.

Nach diesem nicht geplanten „Hallo-Wach“- Moment starten wir Richtung Süden. Die Fahrt auf der Küstenstraße ist recht öde und langweilig. Die Aussicht nach links auf das Meer ist ganz nett, aber die Straße ist sehr voll, führt durch viele Orte und lässt uns nur langsam vorankommen. Einzig der Blick nach rechts Richtung Westen zeigt uns, dass wir wohl alles richtig gemacht haben. Große dunkle Wolken sind dort zu sehen, aus denen es teilweise heftig zu regnen scheint – wir sind froh, dass wir dort jetzt nicht unterwegs sind. Hier an der Küste setzt sich mehr und mehr die Sonne durch und hebt so auch langsam unsere Laune.

In Porto-Vecchio, dem drittgrößten Hafen Korsikas, biegen wir rechts ab auf die D659 und verlassen damit die Küste. Besonders kurvenreich ist es hier zwar nicht, aber immerhin führt der Weg nun durch das Landesinnere und somit auch wieder durch die Berge. Nachdem wir kurz hinter Figari auf die T40 abgebogen sind, machen wir am Ortsausgang von Pianottoli-Caldarello eine Pause. Abgesehen von einem kurzen Tankstopp sind wir bis hierher durchgefahren. Da tut es gut, sich ein wenig die Beine zu vertreten.

Pause bei Pianottoli-Caldarello
Pause bei Pianottoli-Caldarello

Die Fahrt führt weiter auf der T40, die uns recht unspektakulär zur Küste im Süden bringt. Es fällt auf, dass hier fast jedes Straßenschild von Schusslöchern durchsiebt ist. Das hatten wir im Norden Korsikas so gut wie überhaupt nicht gesehen. Den Menschen hier im Süden scheint es an Zielscheiben zu fehlen, so dass sie stattdessen die Verkehrsschilder nutzen müssen :o)

Straßenschild mit Schusslöchern
Straßenschild mit Schusslöchern

Die Korsen sind freiheitsliebend, nicht wenige wollen sich von Frankreich lossagen und unabhängig werden. Kein Wunder, schließlich waren sie im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Ziel von Eroberungen. Karthager, Griechen, Etrusker, Römer, Vandalen, Goten, Byzantiner, Langobarden, Sarazenen, Franken, Genuesen – sie alle haben die Insel im Laufe der Jahrhunderte belagert und versucht, hier Fuß zu fassen. Es gibt einen „Witz“, den man aber besser nicht in einem der vielen korsischen Cafés erzählt: „Ich habe gestern in Korsika angerufen. War mal wieder besetzt“.

Die Franzosen schließlich haben Korsika den Genuesen abgekauft und sich mit einer starken Militärpräsenz hier festgesetzt. Geliebt werden sie deswegen allerdings nicht und viele Korsen würden sie lieber heute als morgen von der Insel vertreiben.

Für uns scheint heute hier an der Küste die Sonne und wir machen an einem Aussichtspunkt einen Fotostopp.

Mal wieder eine schöne Aussicht
Mal wieder eine schöne Aussicht

Mal wieder schöne Aussichten
Mal wieder schöne Aussichten

Unsere Fahrt führt uns weiter auf der T40, bis wir wieder auf die kleineren „D“-Straßen wechseln. Zunächst ist es die D21, die uns Kurvenreich mit vielen Höhenmetern Richtung Ostküste führt. In Belvédere wechseln wir dann auf die D121. Kurz hinter einem Campingplatz dann der nächste Halt. Die Aussicht auf das Meer ist einfach zu schön, als dass wir sie nicht auf unsere Speicherkarten festhalten wollen.

Blick auf die Südwestküste von Korsika
Blick auf die Südwestküste von Korsika

Blick auf die Südwestküste von Korsika
Blick auf die Südwestküste von Korsika

Wir fahren weiter und folgen der D121 bis zu ihrem Ende. Dort biegen wir links ab und fahren nun wieder auf der T40 unserem heutigen Ziel entgegen, der Stadt Bartaccia an der Südostküste Korsikas. Auf einem ganz in der Nähe liegenden Campingplatz haben wir uns für die nächsten Tage einen Bungalow gemietet. In einem nahe gelegenen Supermarkt kaufen wir ein, dann genießen wir auch schon die schöne Aussicht, die wir von unserer Terrasse aus haben.

Aussicht von unserer Terrasse
Aussicht von unserer Terrasse

Heute war die Fahrt entlang der Küstenstraße recht eintönig, im Süden Korsikas dann allerdings wie in den letzten Tagen gewohnt kurvig und abwechslungsreich. Und wir sind optimistisch, dass wir auch in den nächsten Tagen wieder schöne Straßen unter unsere Räder bekommen.


Tag 5

Der Südwesten von Korsika

Kennst Du das? Du wachst morgens auf und die Sonne scheint bereits durch die Fenstervorhänge. Der Himmel ist blau und die Wettervorhersage verspricht, dass es heute sonnig und trocken bleiben soll. Das Motorrad steht vollgetankt vor der Tür und Du weißt, dass Du gleich wieder jede Menge Kurven unter die Räder nehmen wirst.

Bei diesen Aussichten schmeckt das Frühstück doch gleich doppelt so gut, oder?

Der Plan für heute ist simple: Zunächst wollen wir immer an der Küste entlang Richtung Norden fahren, gegen Mittag dann gen Osten in das Landesinnere drehen und anschließend in südlicher Richtung zurück zu unserer Unterkunft fahren.
Klingt einfach? So soll es auch sein, denn die einfachsten Pläne sind meistens auch die besten. Und so sitzen wir am frühen Vormittag auf unseren Maschinen und starten bei frühlingshaften Wetter in den Fahr-Tag.

Kurz fahren wir auf der T40, doch schon bald biegen wir ab auf die D157. Nur wenige Kilometer später führt die Straße direkt an der Küste entlang. Vielen Kurven gibt es hier zwar leider nicht, aber es geht immer wieder bergauf und bergab. Und die Aussicht auf das Meer entschädigt für die fehlende Schräglage. Die Straße führt uns direkt in den Ort Porto Pollo. Der soll sehr schön sein, hat uns der Mann an unserer Rezeption gesagt. Dort herrscht allerdings richtig viel Trubel. Es scheint eine Art Stadtfest zu sein und sogar jetzt schon am Vormittag sind hier richtig viele Menschen unterwegs. Zu viele für uns, daher wenden wir, fahren ein Stück des Weges zurück und biegen dann links ab auf die D155. Hier wird es wieder kurviger. Etwas später machen wir einen Abstecher an das Meer, allerdings kommen wir nur bis zu einem Parkplatz, von dem aus es noch ein strammer Fußmarsch bis zum Strand ist. Darauf haben wir in unseren Motorradklamotten keine Lust, daher fahren wir weiter und machen stattdessen wenig später an einem Aussichtspunkt eine (Foto-) Pause.

Aussicht an der Südwestküste Korsikas
Aussicht an der Südwestküste

Versys mit Ausblick auf das Meer
Auch dem Motorrad gefällt die Aussicht :o)

Die Straßen an der Küste sind nicht immer die allerbesten
Die Straßen hier an der Küste sind nicht immer die allerbesten

Weiter geht unsere Fahrt an der Küste entlang. Die D155 macht wirklich Spaß. Es reiht sich hier fast ein Postkartenmotiv an das nächste und hätte ich eine Filmkamera, ich würde sie wohl nonstop laufen lassen. Die Küste ist sehr abwechslungsreich, mal zerklüftet und wild, mal flach und zum baden einladend. Als wir durch das Städtchen Verghia rollen und einen Parkplatz direkt am Meer entdecken, halten wir an und setzen uns in den warmen, weißen Sand. Außer uns ist hier fast niemand, nur eine Familie mit zwei kleinen Kindern hat es sich einige Meter von uns entfernt bequem gemacht. Und etwas weiter, am Rande der kleinen Bucht, toben ein paar Kinder durch das Wasser.

Pause am Strand
Pause am Strand

Pause am Strand
Leider keine Badelatschen :o)

Für uns wird es Zeit, weiter zu fahren. Schließlich sind wir nicht hier, um faul am Strand herum zu liegen. Also sitzen wir auf und folgen weiter der Straße, die nun D55 heißt. Die führt weiter überwiegend direkt an der Küste entlang und ich bin nicht wirklich traurig, dass es hier nicht ganz so viele Kurven gibt. So bleibt immer wieder Zeit, um das wirklich schöne Wetter und vor allem die Aussicht auf das Meer zu genießen.

Es ist bereits früher Nachmittag, als wir die Küste verlassen und über die D555 in das Landesinnere wechseln. Nun wird es auch wieder etwas bergiger, die Straßen schmaler und enger. Heute sind auffällig viele Korsen in ihren Autos unterwegs. Das sind recht aggressive Zeitgenossen, die uns immer wieder, auch in den Kurven, mitten auf der Straße entgegenkommen und nicht einen Zentimeter Platz für uns machen. Wir sind eben „nur“ Motorradfahrer, uns reicht anscheinend der Seitenstreifen. Lustig ist das nicht unbedingt und hört erst auf, als wir in Capitoro auf die T40 wechseln. Die ist breit genug für alle und macht trotzdem Spaß zu fahren. Und dass genießen wir dann auch und fahren Kurve auf Kurve, zwischen den Bergen hindurch oder über sie hinweg. So muss die nächste Pause warten, bis wir endlich wenige Kilometer hinter dem Ort Mezzana zu stehen kommen und auch hier wieder die Aussicht bewundern.

Blick auf das Hinterland im Südwesten
Blick auf das Hinterland im Südwesten

Blick auf das Hinterland im Südwesten
Blick auf das Hinterland im Südwesten

Von hier geht es entspannt weiter, bis wir am späten Nachmittag links von der T40 abbiegen und Richtung unserer Unterkunft fahren. Das war eine schöne Tour, sozusagen eine runde Sache, wie wir später an den GPX-Daten erkennen. Den Abend verbringen wir wieder entspannt im Bungalow auf unserem Campingplatz und auch heute macht die abendliche Aussicht auf das Meer wieder Spaß.

Abendstimmung auf unserem Campingplatz
Abendstimmung auf unserem Campingplatz

Morgen wollen wir ganz in den Süden von Korsika, nach Bonifacio. Also weniger fahren, dafür ein wenig Städtetrip.
Abwechslung eben...


Tag 6

Bonifacio

Heute ist keine Motorradtour angesagt. Wir fahren von unserer Unterkunft aus über die T40 direkt bis nach Bonifacio. Für die rund 65 Kilometer brauchen wir eine gute Stunde. Die ersten gut zehn Kilometer der Strecke sind recht eintönig, dann erreichen wir Sarténe, die flächenmäßig größte Stadt Korsikas. Ab hier geht es dann gewohnt kurvig und mit schönen Ausblicken auf das Meer weiter. Markus hatte gestern über Googlemaps einige Motorradparkplätze in Bonifacio gefunden und direkt dorthin führt er uns nun per Navi und GPX.

Motorradparkplatz in Bonifacio
Motorradparkplatz in Bonifacio

Da wir Bonifacio recht früh erreicht haben, ist es hier noch nicht so voll. In den engen Gassen mit den Andenkenläden und Restaurants flanieren gerade die ersten Touristen. Besonders Italiener sind hier präsent. Sie kommen aus Santa Teresa Gallura, einer Stadt im Norden von Sardinien. Nur zwölf Kilometer Meer liegt an dieser Stelle zwischen dem französischen Korsika und dem italienischen Sardinien. Dass nutzen viele Sardinienurlauber für einen Tagesausflug hierher nach Korsika. Und so schwirren hier ganz besonders viele italienische Sprachfetzen durch die Luft.

Unser Motorradparkplatz liegt in der mittelalterlichen Altstadt. Wir kaufen uns ein Eis und schlendern durch die Gassen. Rechts und links in den Häusern befinden sich kleine Geschäfte, dazwischen winden sich steile Treppen in die Obergeschosse, in denen die Menschen hier wohnen. Alles recht malerisch. Am Rande der Altstadt haben wir dann einen schönen Ausblick auf das Meer und die Küste.

Denkmal für die Fremdenlegion
Denkmal für die Fremdenlegion

In den Gassen der Altstadt
In den Gassen der Altstadt

Steile Treppe in die oberen Etagen
Steile Treppe in die oberen Etagen

Küste bei Bonifacio
Küste bei Bonifacio

Küste bei Bonifacio
Küste bei Bonifacio

Hafen von Bonifacio
Hafen von Bonifacio

Die Altstadt wird auch „Oberstadt“ genannt. Das merken wir, als wir nun langsam bergab laufen in Richtung der Marina im Hafenbereich. Die befindet sich in der "Unterstadt" und dort liegen unzählige kleine und große Jachten. Am Rande des Bootsteges finden wir jede Menge Lokale. In einem davon kaufen wir uns etwas kaltes zu trinken. Stolze 25 Grad zeigt das Thermometer hier an. Da kommt eine Erfrischung gerade richtig.

Neben den Lokalen laden auch viel Boutiquen und Souvenirläden zum Geldausgeben ein. Mittlerweile ist es Mittag geworden und damit ist auch die Anzahl an Touristen gestiegen. Viele Menschen drängeln sich jetzt durch die schmalen Straßen und Gassen. Dieses Gewusel ist wirklich gewöhnungsbedürftig und ich frage mich, wie voll es hier wohl in den Sommermonaten ist. Aber schön anzusehen ist diese Hafenregion auf jeden Fall.

Hafenbereich in der Unterstadt
Hafenbereich in der Unterstadt

Hafenbereich in der Unterstadt
Hafenbereich in der Unterstadt

Hafenbereich in der Unterstadt
Hafenbereich in der Unterstadt

Hafenbereich in der Unterstadt
Hafenbereich in der Unterstadt

Hafenbereich in der Unterstadt
Hafenbereich in der Unterstadt

Für uns wird es Zeit, den Rückweg anzutreten. Dafür müssen wir nun wieder hinauf in die Oberstadt. Ein Fußmarsch, der recht schweißtreiben ist bei diesen Temperaturen. Zum Glück stehen unsere Mopeds im Schatten, so dass Helm und Jacke, die wir in den Seitenkoffern verstaut hatten, nicht der direkten Sonne ausgesetzt waren und dadurch auch nicht übermäßig warm sind.

Am Ortsausgang halten wir noch für einen Tankstopp, dann machen wir uns auf den Rückweg. Diesmal allerdings legen wir an einem Aussichtspunkt einen Stopp ein. Kurz hinter Roccapina befindet sich in Fahrtrichtung links ein großer Parkplatz. Dort stellen wir unsere Maschinen ab und genießen mal wieder die Aussicht. Es ist wirklich bemerkenswert, welche Ausblicke Korsika immer wieder bietet.

Aussichtspunkt bei Roccapina
Aussichtspunkt bei Roccapina

Aussichtspunkt bei Roccapina
Aussichtspunkt bei Roccapina

Am späten Nachmittag sind wir zurück in unserer Unterkunft. Hier bleiben wir allerdings nicht lange, sondern fahren in den nahegelegenen Ort Propriano. Von hier aus werden ganzjährig Schiffsverbindungen nach Marseille in Frankreich und nach Porto Torres auf Sardinien angeboten. Und auch einen kleinen, aber durchaus sehenswerten Jachthafen gibt es hier.

Hafen von Propriano
Hafen von Propriano

Hafen von Propriano
Hafen von Propriano

Oldtimer in Propriano
Oldtimer in Propriano

Wir suchen uns ein Lokal, in dem wir etwas essen und den Tag beschließen wollen. In einer etwas schickeren Pizzeria werden wir schließlich fündig. Das Essen schmeckt und es dämmert bereits, als wir uns auf dem Rückweg zur Unterkunft machen. Viel gefahren sind wir heute nicht, aber etwas Sightseeing macht zur Abwechslung ja auch mal Spaß.


Tag 7

Korsikas Bergwelt im Südwesten

Heute ist unser vorletzte Tag auf Korsika und den wollen wir noch einmal so richtig genießen. Dafür haben wir uns eine Tour in das Landesinnere und somit in die Bergwelt Korsikas vorgenommen. Und auch das Wetter spielt mit und zeigt den fast schon gewohnten überwiegend blauen Himmel. Dazu angenehme frühlingshafte Temperaturen, da macht der recht frühe Start in den Tag auf jeden Fall Spaß.

Unsere Fahrt führt uns wie gestern zunächst ein Stück auf der T40 Richtung Süden. Nach wenigen Kilometern verlassen wir allerdings die gut ausgebaute Straße und biegen links ab auf die D268. Schon nach wenigen Fahrminuten wird die zur D69. Links von uns fließt der Fluss Rizzanese, dessen Ufer wir nun folgen, bis wir am Straßenrand auf eine Brücke treffen. "Spin‘ a Cavallu" (Pferderücken) heißt sie und führt hier über den Fluss.

Brücke über den Fluss Rizzanese
Brücke über den Fluss Rizzanese

Brücke über den Fluss Rizzanese
Brücke über den Fluss Rizzanese

Es ist wirklich sehr idyllisch hier und ich kann kaum glauben, dass dies keine alte, genuesische Brücke ist, sondern ein detailgetreuer Nachbau. 1993 wurde die Originalbrücke bei der Überschwemmung des Rizzanese zerstört. Im Jahre 1995 wurde sie restauriert und erhebt sich seitdem wieder mit 64 Metern Länge rund 8 Meter über das Wasser.

Wir folgen der Straße und somit auch dem Rizzanese, der hier ganz zahm und brav seinem Flussbett folgt. Die Straße wird wieder zur D268 und führt kurvenreich durch eine richtig schöne Landschaft. Wir durchqueren kleine Ortschaften, die zumeist verlassen wirken und wo nur zum trocknen aufgehängte Wäsche verrät, dass hier noch jemand wohnt.

Nach einigen Kilometern biegt der vorwegfahrende Markus dann links ab. Johannes und ich folgen ihm und damit einer recht schmalen und kurvenreichen Straße, bis wir an einer kleinen Gaststätte stoppen. „Spuntinu“ heißt die und hier machen wir eine Cappuccino-Pause und bewundern von der Terrasse den Ausblick auf den "Aiguilles de Bavella", einem Gebirgszug von bis zu 1855 Metern Höhe. Diesen Tipp haben wir im Internet bekommen und die Aussicht hier ist ganz bestimmt diesen kleinen Abstecher wert.

Pause in einer kleinen Gaststätte am Strassenrand
Pause in einer kleinen Gaststätte am Strassenrand

Ausblick auf den Aiguilles de Bavella
Ausblick auf den "Aiguilles de Bavella"

Nach dieser kleinen Pause geht unsere Fahrt weiter. Zunächst allerdings fahren wir die Straße zurück, bis wir wieder auf die D268 treffen und dort links abbiegen. An dieser kleinen Straße liegen ebenso kleine Orte, die wie schon die Orte an den vergangenen Tagen zumeist leer und verlassen wirken. Aber die Straße führt nun auch merklich bergauf. In Zonza, wo wir die die D268 verlassen und ab hier der D420 folgen, sind wir bereits auf gut 900 Metern Höhe, einige Kilometer weiter bei Quenza knacken wir die 1.000er Marke. Immer wieder fallen die vielen Autowracks am Straßenrand auf. Vollkommen demoliert, manche ausgebrannt, stehen sie dort wie Mahnmale. Die Korsen hier allerdings stören sich nicht daran. Die zum Glück wenigen Autofahrer, die uns begegnen, rasen wir die Verrückten und Rücksicht auf uns Motorradfahrer nehmen die wenigsten.

Ab dem Örtchen Aullène wechseln wir auf die D69, die uns sowohl immer weiter hoch hinauf bringt als auch kurz vor Cozzoan, dem nördlichsten Punkt unserer heutigen Tour, ein „tierisches“ Erlebnis für uns bereit hält. Bei einem kurzen Stopp stehen da plötzlich gut ein dutzend der korsischen Schweine und beäugen uns neugierig. Sie sehen aus wie unsere Hausschweine, sind allerdings viel kleiner.

Neugierige Schweinchen begutachten die Versys
Neugierige Besucher

Wir fahren weiter Richtung Süden, zunächst auf der D757, später auf der D420. Es geht ein wenig bergab, wir sind aber immer noch auf gut 1.000 Metern Höhe, als wir eine Pause machen. Ein kleiner Parkplatz lädt dazu ein und von hier aus haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Straße, auf der wir hierhergekommen sind und auf die Straße, der wir gleich im weiteren Verlauf noch folgen werden.

Pause mit Aussicht
Pause mit Aussicht

Pause mit Aussicht
Pause mit Aussicht

Pause mit Aussicht
Pause mit Aussicht

Korsika verfügt über mehr als fünfzig Berge mit einer Höhe von jeweils mehr als 2.000 Metern. Daher wird die Insel auch „Gebirge im Meer“ genannt. Von unserem Platz aus, zum Teil über den Wolken stehend, genießen wir die Aussicht auf dieses „Gebirge“. Und bekommen eine Ahnung davon, wie zutreffend diese Bezeichnung ist.

Es geht weiter Richtung Süden. In Aullène, durch das wir bereits am Vormittag Richtung Norden gefahren sind, wechseln wir nun in südlicher Richtung auf die D69, bis wir irgendwann auf die D268 treffen. Hier biegen wir rechts ab und folgen nun für die letzten Kilometer des Tages dem Weg zurück, den wir heute früh bereits hin gefahren sind.

Am Ende des Tages stehen fast 200 Kilometer auf unsern Tageskilometerzähler. Und damit ein Tour, die ich auf jeden Fall auch wieder so fahren würde.


Tag 8

Inselquerung

Der früh-morgendliche Blick aus dem Fenster hat heute durchaus etwas dämonisches. Ein aufmunternder Blick sieht definitiv anders aus, finde ich.

Morgenhimmel
Morgenhimmel

Aber vielleicht ist ja der Himmel auch einfach nur wie wir ein wenig traurig, dass heute bereits unser letzter Tag hier auf Korsika sein wird. Um 19:00 Uhr legt unsere Fähre von Bastia aus ab und spätestens eine Stunde vorher sollen wir vor Ort sein. Daher ist der Plan für heute klar: Wir werden hier aus dem Südwesten einmal quer über die Insel bis in den Nordosten fahren. Großartige Pausen sind nicht geplant, nur in Corte, der ehemaligen Hauptstadt Korsikas, wollen wir anhalten, um unseren Motorräder Benzin und uns eine Erfrischung zu gönnen.

Es ist fast 10:00 Uhr, bis alles gepackt ist und wir ausgescheckt haben. Unsere Reiseroute ist recht einfach: Zunächst fahren wir auf der T40, kurz vor Ajaccio, genauer gesagt bei Bastelicaccia, wechseln wir auf die T20. Das klingt ein wenig langweilig, bringt aber durchaus Fahrspaß. Der Verkehr hält sich in Grenzen und so fahren wir entspannt daher. Kurz hinter einer Baustelle machen wir dann einen kleinen Stopp, weil die Landschaft auch heute wieder einfach nur herrlich ist.

Mal wieder eine schöne Aussicht am Wegesrand
Mal wieder eine schöne Aussicht am Wegesrand

Wir fahren weiter, folgen der Straße, die uns nun nach und nach in immer höhere Gefilden bringt. Corte, das von 1755 bis 1769 Hauptstadt von Korsika war und heute die einzige Universität auf der Insel beherbergt, liegt auf einem Hochplateau. Ringsherum liegen jede Menge Berge, auch der höchste Berg Korsikas, der Monte Cinto, liegt mit seinen 2.706 Metern nicht allzu weit von hier entfernt in nordwestlicher Richtung. Als wir Corte erreichen, ist der Ort komplett überfüllt. Unsere Versuche, einen Parkplatz zu finden, sind leider erfolglos. So bleibt uns nur, kurz vor dem Ortsausgang unsere Motorräder zu betanken und in dem kleinem Kiosk, der direkt neben der Tankstelle liegt, einen der drei kleinen Tische zu entern und dort einen Cappuccino zu trinken.

Kleine Cappuccio-Pause
Kleine Cappuccio-Pause

Wir verlassen Corte, indem wir weiter der T20 in nördlicher Richtung folgen. Die Straße führt zunächst weiter hinauf in die Berge. Wir freuen uns, Korsika Straßen noch einmal genießen zu können, die uns nicht nur auf und ab führen, sondern auch mit jede Menge Kurven verwöhnen.

In Porto Leccia dreht die T20 dann Richtung Osten und somit zur Küste. Wir fahren nicht direkt zum Hafen, sondern zunächst zu dem Campingplatz, auf dem wir die ersten Nächte verbracht haben. Hier gibt es einen sehr gut sortierten Supermarkt mit zivilen Preisen. Da wir die Fähre ohne Verpflegung gebucht haben, decken wir uns hier mit allem ein, was wir heute zum Abendessen und Morgen zum Frühstück brauchen. Da wir anschließend noch etwas Zeit haben, setzen wir uns unter einigen Palmen in den Schatten und lassen noch etwas Zeit verstreichen, bevor wir uns aufmachen Richtung Bastia und seinen Fährhafen.

Auf dem Weg nach Bastia
Auf dem Weg nach Bastia

Auf dem Weg nach Bastia
Auf dem Weg nach Bastia

Am Hafen angekommen suchen wir die Hinweise zu unserer Fähre, finden jedoch keine. Wir zeigen einem Hafenmitarbeiter unser Ticket, der schüttelt nur den Kopf und sagt: „9 PM“. Wir versuchen ihm zu erklären, dass unsere Fähre um sieben Uhr abfährt, aber er bleibt dabei: „9 PM“. Etwas ratlos sehen wir uns um und entdecken einige Autofahrer, die anscheinend ebenso wie wir auf die Fähre nach Toulon wollen. Wir sprechen sie an und erfahren des Rätsels Lösung: Für Morgen ist ein Unwetter angesagt und sämtliche Fährverbindungen ab und nach Korsika wurden gestrichen. Wer Morgen Korsika verlassen wollte, wurde per Mail darüber informiert und musste umbuchen: Entweder die Abreise vorziehen und bereits heute schon abreisen oder erst übermorgen. Dadurch wird für heute eine größere Fähre benötigt als ursprünglich geplant. Und die trifft, von Italien kommend, erst später ein.

Immerhin, nun wissen auch wir was eigentlich los ist. Schade, dass wir nicht ebenfalls per Mail über diese Änderung informiert worden sind. So stehen wir uns also am Hafen die Beine in den Bauch. Unsere fahrplanmäßige Fähre steht schon am Anleger, aber wir müssen auf eine größere warten.

Warten, dass wir auf die Fähre dürfen
Warten, dass wir auf die Fähre dürfen

Gegen 20:00 Uhr ist es endlich soweit, wir können auf das Schiff fahren. Schnell sind die Sachen in der Kabine verstaut, dann gehen wir mit unserer Verpflegung an Deck. Mittlerweile ist es dunkel und Bastia zeigt sich uns zum Abschied noch einmal von seiner schönen Seite.

Ausfahrt aus dem Hafen von Bastia
Ausfahrt aus dem Hafen von Bastia

Ausfahrt aus dem Hafen von Bastia
Ausfahrt aus dem Hafen von Bastia

Au revoir Korsika. Das waren acht schöne Tage, die wir hier erleben durften. Während jetzt Anfang April in Deutschland nass-kaltes Wetter herrschte, hatten wir hier jede Menge Sonne mit frühlingshaften Temperaturen. Ideales Motorradwetter also. Dazu Kurven und Kehren, Berge und Meer. Und damit die Erklärung, warum es so viele Motorradfahrer nach Korsika zieht.


Mein Fazit

Korsika hat Spaß gemacht. Kurven ohne Ende, dazu immer wieder Klasse Aussichten auf Berge, Schluchten und das Meer. Zwar muss im Inselinneren hinter fast jeder Kurve mit Tieren auf der Fahrbahn gerechnet werden, aber das ändert nichts daran, dass das Motorradfahren hier richtig Laune macht.
Dazu kommen kleine verschlafene Orte im Inselinneren und große, auf Touristen eingestellte Städte an den Küsten - dass ist eine passende Kombination.

Und trotzdem: Das "Korsika-Virus" hat mich nicht befallen. Anders als zum Beispiel in den Pyrenäen oder in Schottland wollte der Funke hier bei mir einfach nicht übergespringen. Warum das so ist, wieß ich nicht. Und so bin ich wirklich froh, dass ich hier war und mein Besuch wird mir auf jeden Fall auch in guter Erinnerung bleiben. Aber zum Wiederholungstäter werde ich sicher nicht. Dieser Besuch wird wohl mein einziger auf Korsika bleiben.



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